Weiter weg
fürchten. An dem Abend, als ich mich mit Taschenlampe und Kanister hinaus auf den Rasen wagte, achtete ich darauf, den Deckel des Kanisters sofort zu verschließen, wenn ich Benzin in einen Bau gegossen hatte, und ihn dann in einiger Entfernung abzustellen, bevor ich wieder zum Loch ging, um ein brennendes Streichholz hineinzuwerfen. Aus manchen Löchern hörte ich ein klägliches schwaches Summen, bevor ich das Inferno auslöste, doch meine Empathie mit den Hornissen wurde überwogen von meiner pyromanischen Freude an den Explosionen und der Befriedigung, mein Zuhause von Eindringlingen zu befreien. Ich wurde zunehmend nachlässig mit dem Kanister, machte mir nicht mehr die Mühe, ihn zwischen den Tötungen zu verschließen, und natürlich gab es dann ein Streichholz, das sich nicht entzünden lassen wollte. Während ich es wieder und wieder an der Schachtel anrieb und schließlich nach einem besseren Streichholz fingerte, waberten unsichtbar Benzindämpfe den Hang hinab bis dorthin, wo der Kanister stand. Als ich das Nest endlich in Brand gesetzt und den Hang hinuntergerannt war, sah ich mich von einem Flammenstrom verfolgt und überholt. Unmittelbar vor dem Kanister versiegte er, doch es dauerte noch eine Stunde, bis ich nicht mehr zitterte. Um ein Haar hätte ich mich aus einem Zuhause hinausgebrannt, und dieses Zuhause gehörte nicht einmal mir. So bescheiden meine Verhältnisse auch waren, es erschien mir doch besser, nicht über sie zu leben. Ich habe nie wieder eingehütet.
(Übersetzt von Eike Schönfeld)
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Der leergefegte Himmel
Im Südosten der Republik Zypern hat der Tourismus in den vergangenen Jahren einen gewaltigen Aufschwung genommen. Große Hotelanlagen, spezialisiert auf Pauschalurlaube für Deutsche und Russen, stehen an Stränden mit ordentlich aufgereihten Liegestühlen und Sonnenschirmen, und das Mittelmeer leuchtet besonders blau. Man kann hier eine sehr angenehme Woche verbringen, auf neuen Straßen fahren und das gute zypriotische Bier trinken, ohne auf den Gedanken zu kommen, dass die Jagd auf Singvögel in dieser Gegend so intensiv betrieben wird wie nirgendwo sonst in der Europäischen Union.
Am letzten Tag im April fuhr ich in das blühende Touristenstädtchen Protaras und traf mich mit vier Mitgliedern des Komitees gegen den Vogelmord (CABS), einer deutschen Aktionsgemeinschaft, die in den Mittelmeerländern «Vogelschutzcamps» organisiert. Hauptsaison für die Singvogeljagd auf Zypern ist der Herbst, wenn die südwärts ziehenden Vögel nach einem Sommer im Norden wohlgenährt sind. Deshalb befürchtete ich, wir würden nichts zu tun bekommen, doch schon der erste Hain, den wir betraten, an einer vielbefahrenen Straße gelegen, war voller Leimruten: geraden, etwa siebzig Zentimeter langen Stangen, die mit einem klebrigen Sirup aus syrischen Pflaumen bestrichen und als einladende Rastplätze kunstvoll an den Zweigen niedriger Bäume befestigt sind. Die CABS-Männer, angeführt von einem drahtigen jungen Italiener mit Vollbart namens Andrea Rutigliano, schwärmten aus, pflückten die Leimruten von den Bäumen, rollten sie auf der Erde hin und her, um den Klebstoff unschädlich zu machen, und zerbrachen sie. An allen Stangen klebten Federn. In einem Zitronenbaum hing ein Halsbandschnäppermännchen kopfüber von einer Leimrute, wie eine gefiederte Frucht. Der Schwanz, die Beine und die schwarzweißen Flügel waren verklebt. Der Vogel flatterte und drehte den Kopf hin und her, während Rutigliano ihn aus verschiedenen Winkeln filmte und Dino Mensi, ein älterer italienischer Helfer, ihn fotografierte. «Die Fotos sind wichtig», sagte Alex Heyd, der Geschäftsführer des Komitees, ein nüchterner Deutscher, «denn diesen Krieg gewinnt man nicht in der Natur, sondern in der Presse.»
In der prallen Sonne machten sich die beiden Italiener daran, den Schnäpper zu befreien. Vorsichtig trugen sie Seifenlauge auf, um den Klebstoff zu lösen, und verzogen schmerzhaft das Gesicht, wenn dabei eine Feder verlorenging. Besonders sorgfältig widmete sich Rutigliano den winzigen Füßen des Vogels. «Man muss alles Klebrige vollständig entfernen», sagte er. «Im ersten Jahr habe ich mal ein bisschen am Fuß eines Vogels übersehen, und als ich ihn dann fliegen ließ und er sich auf einen Zweig setzte, klebte er gleich wieder fest. Ich musste auf den Baum klettern.» Rutigliano gab mir den Schnäpper in die Hände, und als ich sie öffnete, flog er in niedriger Höhe
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