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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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anderthalb Hektar.«
    » Anderthalb Hektar?« Sarah blieb der Mund offen stehen.
    » Die Engländer haben hier die Waldgebiete gerodet, Clan-Mitglieder von ihrem Land vertrieben oder die Höfe an Familien verpachtet, die dort seit Jahren schon gelebt hatten. Hier ist jeder, na ja, fast jeder, ein Pächter, Sarah.«
    » Das versteht Sarah doch nicht«, warf Mrs Macken ein.
    Jim warf Sarah einen entschuldigenden Blick zu. Sarah begann, sich ein wenig unbehaglich zu fühlen. Die herzliche Mrs Macken vom Hunde-Wettbewerb benahm sich heute weitaus weniger freundlich.
    » Erzähl uns von Australien«, bat Jim schließlich, um das entstehende Schweigen zu überbrücken.
    » Äh, durchschnittlich alle zehn Jahre gibt es eine schlimme Dürre. Die jetzige dauert bereits zwei Jahre an.«
    » Und die Buschfeuer.« Mrs Macken brachte gefüllte Teller an den Tisch. » Das ist eine Art von Regeneration für die Bäume.«
    » Ich hatte ja keine Ahnung, dass du so viel über Australien weißt, Mum«, sagte Jim.
    » Ich hoffe, Sie mögen Haggis, Sarah.« Mrs Macken schenkte Wasser aus einer großen Plastikkanne ein und reichte jedem ein Glas.
    » Ja, es ist unser Nationalgericht«, erklärte Mr Macken.
    Sarah durchschnitt die braune, gummiartige Oberfläche. Sie war sich bewusst, dass alle sie erwartungsvoll anschauten, und steckte sich rasch einen Bissen in den Mund, gefolgt von einer Gabel voll Kartoffeln und Rüben. » Interessant.« Sie lächelte, nicht sicher, ob sie sich bedanken sollte. Es duftete leicht nach gebratenem Hühnchen, ein bisschen wie Wild.
    » Nun, ein kleiner Tropfen kann nichts schaden.« Mr Macken war aufgestanden und trat mit einer Flasche und vier Schnapsgläsern wieder an den Tisch. » Das passt besonders gut zu Haggis.« Er schenkte ein und reichte die geschliffenen Gläser herum.
    Sarah roch an ihrem Whisky, während die anderen ihre Gläser schon austranken.
    » Trink ruhig, Sarah, es schadet dir schon nichts«, forderte Jim sie auf. » Im Gälischen bedeutet Whisky Wasser des Lebens.«
    Sarah trank einen Schluck und ließ gleich eine Gabel voll Haggis folgen.
    » Du erklärst Sarah besser mal, wie man Haggis macht«, sagte Jim zu seiner Mutter.
    » Nun, Sarah, Sie nehmen einen Schafsmagen, waschen und säubern ihn gründlich…«
    Sarah stocherte in der weichen Füllung.
    » Sehr wichtig, Mädchen«, unterbrach Mr Macken. » Sehr wichtig!«
    » …und dann füllen Sie ihn«, fuhr Mrs Macken fort.
    Die Füllung war sehr weich.
    » Das Rezept ist ein Geheimnis, Sarah«, warf Jim gespielt ernst ein. » Wenn Mutter dich gut leiden kann, verrät sie es dir später vielleicht einmal.«
    Mrs Macken verdrehte die Augen.
    Sarah musste unwillkürlich an die geheime Kräuter- und Gewürzmischung des Colonels denken. Am liebsten hätte sie statt Haggis Kentucky Fried Chicken auf dem Teller gehabt.
    Erleichtert reichte Sarah ihren Teller Mrs Macken, als das Essen endlich vorbei war.
    Mr Macken nahm ein altes Buch aus dem Regal und setzte sich auf das geblümte zweisitzige Sofa. Der Esstisch war an die Wand geschoben worden, und jetzt saßen alle vier an einem sanft glühenden Kaminfeuer. Robert Macken schlug eine Seite auf und zeigte auf das Karo des Gordon-Clans, Blau, Schwarz, Grün und Gelb mit dem Motto Beständig. » Treue, die das Wesen eines Clan-Angehörigen ausmacht, verbindet die Schotten, hält sie fest zusammen«, sagte er. Jim stand auf und setzte sich näher ans Feuer.
    Mrs Macken ließ ihren Mann nicht aus den Augen, während er vorlas. Hinter ihnen blickte Jim über die Köpfe seiner Eltern. Das Ehepaar war sich sehr nahe, stellte Sarah fest, und Jim kam sich sicher manchmal vor wie ein Außenseiter, zumal sie alle zusammen in diesem kleinen Haus lebten.
    Robert Macken trank seinen Whisky aus und lehnte sich im Sessel zurück. » Ende 1840 emigrierte meine Familie nach Amerika, nach der Kartoffel-Hungersnot«, sagte er. » Hier gab es nichts mehr zu essen. Jim möchte ja am liebsten riesige Schafs- und Rinderherden haben, aber…« Er schüttelte den Kopf. » Der Boden ist nicht gut hier. Man verschwendet bloß Geld und Mühe. Ein Mann sollte froh sein, wenn er ein Dach über dem Kopf hat und auf dem Land leben kann, das er liebt.«
    » Ich habe ja nie behauptet, dass ich das in Tongue machen wollte«, erwiderte Jim gereizt. » Im Süden gibt es guten Boden.«
    » Es vergeht kaum eine Woche, Sarah«, fuhr Mr Macken fort, ohne auf den Einwurf seines Sohns zu achten, » ohne dass unsere Gespräche

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