Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)
Anthony, wie er der Befragung entkommen konnte.
» Wie lange bist du jetzt schon hier?«
» Okay, okay, ich gebe auf.« Er warf Cameron, der ihn amüsiert anblickte, einen Blick zu. » Wenn du etwas zu sagen hast, sag es lieber gleich.« Anthony knirschte mit den Zähnen. Möglicherweise hatte Cameron ja etwas dagegen, dass er hinter seiner Schwester her war. Wenn das der Fall war, sollte er ihm besser gleich sagen, was er davon hielt, denn Anthony hatte keine Lust, seine Position auf Wangallon in Gefahr zu bringen.
» Jetzt reg dich nicht so auf. Ich wollte doch nur wissen, wie lange du schon hier bist?«
» Über ein Jahr, das weißt du doch.«
Cameron setzte sich gerade hin. » Über ein Jahr. Und so lange hast du gebraucht, um an meine Schwester heranzukommen?«
Anthony beschleunigte den Wagen und schaltete in einen höheren Gang. » Hat sie dir das erzählt?«
» Was? Dass du ein ganzes Jahr gebraucht hast, um an sie heranzukommen?«
Anthony warf seinem Freund einen Blick zu. Cameron musste sich offensichtlich das Lachen verkneifen.
» Na, schön, dass du Spaß hast.«
Auf dem Weg zu den Schafsställen hörte Cameron nicht mehr auf zu lachen. Sein normalerweise gebräuntes Gesicht wurde ganz rot.
» Eigentlich bin ich noch gar nicht an sie herangekommen«, antwortete Anthony hastig, als sie begannen, die Baumstämme abzuladen und zu den Weiden zu tragen.
Cameron nickte über die Schulter zu Sarah hin, die auf einem Quad angefahren kam. » Was denn dann?«
» Na, ihr zwei habt ja lange gebraucht. Danke, dass ihr mich alleine gelassen habt.« Sarah kam mit schnellen Schritten auf sie zu.
» Ich habe dir doch gesagt, sie würde sauer sein«, erklärte Cameron und beobachtete seine Schwester, die ihre langen Beine über den Zaun schwang. » Ihrer Laune nach zu urteilen, scheinst du es auf jeden Fall nicht besonders geschickt angestellt zu haben. Brauchst du ein bisschen Unterstützung?«
» Vielleicht.« Anthony zuckte mit den Schultern und grinste. Sie legten den Baumstamm am kaputten Zaun auf die Erde.
Cameron schlug seinem Kumpel auf den Rücken. » Anthony hat mir gerade erzählt, nun, ach, eigentlich nichts«, schloss er lahm, als er den warnenden Ausdruck in Anthonys Augen sah. » Lasst uns weitermachen.«
Cameron begann, mit der Axt die Rinde vom Stamm zu schälen. Dazu steckte er die Schneide in den vorbereiteten Längsschnitt und brach die Rinde mit einer geschickten Drehung auf. Als die eine Seite fertig war, drehten die beiden Männer den Stamm um und bearbeiteten die andere Seite genauso. Innerhalb weniger Minuten lag der Stamm glatt vor ihnen.
» Man sollte doch meinen, dass sich mal jemand eine schnellere Methode ausdenkt«, rief Sarah aus, als der letzte Stamm entrindet worden war und die beiden Jungs sich daranmachten, die neuen Pfosten aufzurichten.
» Stell dir nur vor, du musst mit dieser Methode ein Haus bauen wie in alten Zeiten«, meinte Anthony.
» Na ja, Wangallon steht immer noch. Der Bau mag ja lange gedauert haben, aber dann hat er auch verdammt lange gehalten.« Cameron schaufelte Erde in das ein Meter tiefe Loch, in dem der Pfosten stand.
Als er fest stand, maß Anthony die Entfernung für den Querbalken ab und sägte mit einer kleineren Kettensäge passende Stücke zurecht, die dann mit Draht an den Pfosten befestigt wurden.
Sarah klopfte auf den neuen Zaun. » Mit der Kettensäge ist es wirklich leichter. Wenn du nur Äxte zur Verfügung hast, um ein Haus zu bauen, ist es sicherlich viel mühsamer.«
Cameron trat einen Schritt zurück und bewunderte das neue Zaunstück. Es war ein schöner Tag, sonnig und klar. Er beobachtete, wie seine Schwester Anthony anschaute, der gerade ein neues Teilstück abmaß. Sie würden wirklich gut zusammenpassen, da war er sich mit seinem Großvater einig.
» Hey, Cameron, gibst du mir mal die Zange?«
» Ja, klar.« Er warf sie Anthony zu, der gerade eine Rolle Draht aufwickelte. » Willst du eigentlich nicht mal mit Sarah ausgehen, Anthony?«
Statt einer Antwort ertönte nur das metallische Knacken des Drahts, der durchgeschnitten wurde. Einen Moment lang dachte Cameron, der Freund würde ihm die Zange an den Kopf werfen, aber Anthony arbeitete schweigend weiter und konzentrierte sich darauf, den Draht fest um den Pfosten zu wickeln.
» Tja, was meinst du denn?«, stieß Anthony schließlich hervor. Er holte tief Luft und drehte sich nach Sarah um.
» Zu langsam«, erklärte Cameron lakonisch, als Sarah wieder aufs Quad
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