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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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uns wahrscheinlich eine Zeit lang nicht.«
    » Nein, wahrscheinlich nicht.« Sie blickte ihn an. Seine Haare waren vom Wind zerzaust, er stand lässig da und hatte den Pullover um die Schultern geschlungen. Ein seltsames Gefühl stieg in ihr auf.
    » Nein, wahrscheinlich nicht«, wiederholte Anthony und trat einen Schritt auf sie zu. Sein Herz klopfte heftig, als er ihr mit den Fingern zärtlich über die Wange fuhr. Dann zog er sich zögernd zurück. Er musste erst seine Position auf der Farm festigen, abwarten, ob ihre Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhten, und herausfinden, ob Sarah für ihn genauso viel empfand wie er für sie.
    Mechanisch wandte sich Sarah zum Haus um, aber in Gedanken blieb sie noch dicht bei ihm. Sie dachte an den Ausdruck in seinen Augen. Sie hatte geglaubt, er würde sie küssen. Kurz drückte sie die Handflächen gegen die raue Rinde einer Tamariske. Bevor sie ins Haus trat und die Vorwürfe ihrer Mutter über sich ergehen ließ, weil sie so spät kam, musste sie erst ihre aufgewühlten Gefühle beruhigen. Sie hörte, wie Anthonys Jeep davonfuhr, und dachte daran, wie Cameron sie neckend gefragt hatte, ob sie Anthony denn etwas zu Weihnachten geschenkt hätte. Und bei einer anderen Gelegenheit hatte er gesagt, dass Anthony jetzt für immer auf Wangallon bleiben würde.
    Am Tor hob sie den Riegel. Der kurze Vortrag über Risiken, den ihr Großvater gestern ihrem Bruder und ihr gehalten hatte, fiel ihr ein.
    » Du kommst nicht weit, Mädchen, wenn du keine Schulden hast. Bequemes Leben und alles bar bezahlen bedeutet bloß, dass du keine Risiken eingehen willst. Und Leute, die das Risiko scheuen, gehören nicht in den Busch.«
    » Risiko«, wiederholte Sarah leise und lief den Betonweg zum Haus hinauf. Es gab verschiedene Arten von Risiken. Es war auch ein Risiko, sich in den Cowboy zu verlieben. An der Hintertür kratzte sie den Dreck von ihren Schuhen.
    » Würdest du dich bitte ein bisschen beeilen, Sarah? Dein Vater und dein Bruder möchten gerne noch vor Mitternacht mit dem Essen beginnen.«
    Sarah holte tief Luft und betrat die Küche.
    Vögel und Eidechsen schwirrten erschreckt davon, als die Kettensäge sich lärmend durch den Buchsbaum fraß. Anthony drückte die Säge fester gegen den Stamm, den Cameron von der anderen Seite mit der Axt eingeschlagen hatte. Ein lautes Knistern ertönte, als der Baum mit raschelnden Blättern schwankte, sich zur Seite neigte und schließlich krachend zu Boden fiel.
    Cameron säuberte mit kräftigen Axthieben den Stamm von allen Ästen, so dass schließlich nur noch ein etwa vier Meter langer, glatter Stamm übrig blieb. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und schob sich den Hut nach hinten. Anthony warf ihm seine Wasserflasche zu, und er fing sie geschickt auf. Er setzte sich auf den Baumstumpf, um einen Schluck Wasser zu trinken, während Anthony mit der Kettensäge einen langen senkrechten Schnitt über den Stamm zog, um die Rinde zu entfernen. Danach rollte er den Stamm mit Camerons Hilfe auf die andere Seite und schnitt auch dort die Rinde ein. Später an den Stallungen konnten sie sie dann ablösen. Wenn der Stamm glatt war, war er wesentlich leichter zu transportieren.
    » Jetzt haben wir sechs. Es müsste eigentlich reichen, oder?«, fragte Anthony Cameron, als sie den letzten Stamm auf die Ladefläche des Land Cruiser hievten.
    » Ja.«
    Vorsichtig manövrierte Anthony den Wagen durch den Busch. Der Boden war so uneben, dass sie heftig durchgeschüttelt wurden. Schließlich erreichten sie den kaum sichtbaren Hauptweg, über den sie in einer halben Stunde zu den Schafställen gelangen würden.
    » Und, was für eine Geschichte steckt dahinter?«, fragte Cameron nonchalant. Er schaltete das Radio ein.
    » Hinter was?«
    » Du weißt schon. Die lahme Entschuldigung, dass Sarah heute früh nicht mit uns zu kommen braucht. Sie wird ganz schön sauer sein, wenn wir zurückkommen.«
    » Wahrscheinlich«, erwiderte Anthony. Er stellte das Radio leiser.
    » Also erzählst du es mir?«, fragte Cameron. » Ich habe gestern Abend deinen Jeep gehört. Und Sarah ist zu spät zum Abendessen gekommen.«
    » Was soll ich dir erzählen?« Anthony versuchte, so gleichmütig wie möglich zu wirken. Ja, sicher, er und Cameron hatten gelegentlich über Sarah gesprochen, aber für gewöhnlich versuchte sein Freund, ihn immer auszuhorchen. Sarah hatte bestimmt nichts von gestern Abend erzählt. Aber es gab ja auch nichts zu erzählen. Angestrengt überlegte

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