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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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schicken, schließlich hatte es im großen Haus oft geheißen, sie sei sein Liebling. Es kam jedoch nichts. Viel später fand sie schließlich heraus, dass ihr Gatte eine Einladung auf das Anwesen von Sir Malcolm ausgeschlagen hatte. Anscheinend hatte er Sir Malcolm in einer Angelegenheit von Viehdiebstahl geholfen, doch die Einladung des Adeligen hatte er abgelehnt.
    Es kam also kein Geschenk. Und die Brosche, die sie hätte beleihen können, um die Hochzeit zu feiern, die sie wollte, war nie wieder aufgetaucht, nachdem sie aus ihrer kleinen Schachtel mit Andenken verschwunden war. In der Schachtel blieben lediglich ein Zettel mit abgeschriebenen Gedichtzeilen, eine getrocknete Blume und ein grünes Samtband zurück. Sie und Hamish heirateten in einer stillen Zeremonie in ihrer Straßenkleidung. Und jetzt, Monate danach, wurde sie immer schwerfälliger durch die Schwangerschaft und lebte, nur in Gesellschaft ihrer Mutter und eines Dienstmädchens, in der schlecht eingerichteten Backsteinresidenz von Matthew Reynolds. Vier Mal war Hamish mit Geschenken zu ihr gekommen. Zuerst hatte er ihr einen schmalen goldenen Ring mit Türkisen geschenkt, dann goldene Ohrringe, einen Ballen Seide und einen Fächer mit Elfenbeingriff. Für jedes Geschenk hatte sie im Schlafzimmer bezahlt. Nach wenigen Tagen war er dann wieder weg, was sie nur daran merkte, dass es nach Zigarren roch und das Essen nicht mehr schmeckte, weil Lee nicht mehr die Oberaufsicht in der Küche hatte. Und natürlich an der Leere, denn Besuch hatten sie nur, wenn Hamish da war, und auch dann kamen nur Männer.
    Das Backsteinhaus war ihr Reich, ebenso wie die beiden Häuser daneben, die er ihr ebenfalls geschenkt hatte. Sie vermietete sie beide und legte die Einnahmen auf die Bank, um für die Schulausbildung des Kindes vorzusorgen. Die Viehhandlung, die jetzt von Matthew Reynolds’ Bruder geführt wurde, schien auch ihrem Mann zu gehören, auch das Kaufhaus und der Holzhof. Auf der Straße redete man von Viehdiebstahl, davon, dass Sir Malcolm sich in Sydney zur Ruhe setzen wolle, von dem Land, das ihr Mann angehäuft hatte, davon, dass er mit Siedlern und Landvermessern Krieg führe.
    Rose drehte sich zur Seite. Im Parlament waren Gesetze verabschiedet worden, die ihr Leben in Ridge Gully für immer verändert hatten: Man konnte jetzt vierzig bis dreihundertzwanzig Morgen Land von der Krone für zwanzig Shilling pro Morgen kaufen. Dazu musste man nur fünfundzwanzig Prozent des Kaufpreises hinterlegen können und den Rest über drei Jahre bezahlen. Und während die Siedler sich noch über die Zerstörung ihrer Kolonien beschwerten, nahm Todd Reynolds Zinsen von achtzig Prozent von den Käufern, die seine Bedingungen akzeptierten, wenn die Banken ihnen kein Geld gaben. Und wenn die Leute dann ihren Verpflichtungen nicht nachkommen konnten, beantragte die Ridge Gully Stock and Station die Zwangsvollstreckung, und Hamish Gordon wurde immer reicher.
    » Rose?«
    Hamishs Stimme erschreckte sie. Sie kauerte sich unter der Decke zusammen.
    » Rose, bist du wach?«
    Ein Lichtstrahl fiel durch die offene Tür. » Deine Mutter sagt, du hast dein Zimmer den ganzen Tag nicht verlassen.«
    Die Matratze gab nach, als er sich auf die Bettkante setzte.
    » Bist du krank?«
    Hamish legte ihr die Hand auf die Stirn. Er drehte die Öllampe auf dem Nachttisch neben dem Bett auf, bis ein schwacher Lichtschein auf die zusammengekauerte Gestalt unter der weißen Bettwäsche fiel.
    » Ich bin hochschwanger.«
    » Das ist dir in den letzten Monaten immer als Entschuldigung recht gewesen.« Hamish griff in seine Jackentasche und schloss die Finger um die Goldbrosche. Flüchtig dachte er an die Geschichte, die er sich ausgedacht hatte, weil er sie ihr jetzt zurückgeben wollte. Schließlich brauchte er sie nicht mehr. Als beste Alternative war ihm erschienen, dass er zufällig bei einem Geldverleiher darauf gestoßen wäre. » Ich hoffe, nach der Geburt geht es dir wieder besser.«
    » Du musst dich doch bestimmt um wichtigere Dinge kümmern.«
    Hamish runzelte die Stirn über ihren harschen Tonfall. » Ich dachte, du seiest glücklich hier. Ich weiß ja, dass die Hochzeit nicht so war, wie du sie dir erträumt hast. Das hat mir deine Mutter erzählt. Aber du musst doch verstehen, dass ich nicht nur für uns, sondern auch für unsere Kinder eine Zukunft aufbaue.«
    Rose setzte sich aufrecht hin. » Du hast mich angelogen. Du warst nie ein schottischer Gentleman. Männer mit Ehre

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