Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)
Bemühungen des Pferds, ihn abzuwerfen. Er nahm die Zügel auf und zwang das Tier zu einem scharfen Galopp.
Sarah folgte ihm in schnellem Trab. Schließlich wurde Cameron wieder langsamer, und sie ritten durch das hohe Gras nebeneinander her. Cameron pfiff vor sich hin.
» Sie können dich nicht zwingen, dorthin zu gehen, Sarah.«
» Mann! Kannst du dir vorstellen, mit Mum alleine in einer Wohnung zu leben?«
Cameron grinste. » Ich muss zugeben, das könnte ins Auge gehen.«
» Ins Auge gehen? Sie kann mich einfach nicht leiden«, erklärte Sarah.
» Doch, natürlich mag sie dich. Aber sie gehört zu den Menschen, die eines Morgens aufwachen und beschließen, dass ihnen ihr Leben nicht gefällt. Und von da an machen sie es auch ihren Mitmenschen zur Hölle.«
Ja, klar, dachte Sarah. Das muss an dem Tag passiert sein, als ich auf die Welt gekommen bin.
» Ich passe schon auf, dass sie dich nicht wegschicken, Schwesterchen. Ohne dich wäre es hier einfach nicht mehr schön.« Sich alleine um die Farm kümmern zu müssen, war das Letzte, was Cameron wollte. Er hatte einfach Angst davor, komplett für alles in Wangallon verantwortlich zu sein. » Außerdem gibt es für dich viel zu viele Gründe, um hierzubleiben, unter anderem auch Anthony.«
Sarah seufzte. Sie ertrug die gutmütigen Neckereien ihres Bruders wegen Anthony jetzt schon seit über einem Jahr.
» Es wäre zu schön, wenn ihr beide zusammenkommen würdet. Stell dir doch nur mal vor, wie wir hier zu dritt arbeiten könnten.«
Sarah wusste, dass das einer von Camerons Lieblingsplänen für die Zukunft war, aber bis jetzt hatte Anthony sie noch nicht einmal zu einem Date eingeladen. Seit dem Abend an den Ställen und dem Zwischenfall bei der Schafsschur hatte sie ihn kaum gesehen.
» Blaze sieht übrigens gut aus.«
» Ja, ich habe Charlotte gestern Abend eine Extraportion Hafer gegeben«, erwiderte Sarah, dankbar für den Themenwechsel.
Charlotte hatte ein schönes Hengstfohlen geboren, das Cameron auf den Namen Blaze getauft hatte. Anthony hatte sich zwar über den nicht sehr originellen Namen lustig gemacht, aber er passte zu dem Tier, das einen großen weißen Fleck auf der Nase hatte.
» Ich freue mich schon darauf, ihn reiten zu können. Er wird sich bestimmt schnell daran gewöhnen, wenn man vom Sattel aus auf Wildschweine schießt oder das Lasso wirft.«
Sie trabten an. Sie waren mittlerweile am Rand des Sumpflands angekommen, wo ein altes Gehege direkt am Fluss stand.
» Wir sollten umkehren. Ich muss vor dem Mittagessen noch die Zuchtböcke weitertreiben.«
» Wir können ja erst mal weiterreiten und dann die Abkürzung durch das Gehege nehmen«, schlug Sarah vor. Sie wollte noch nicht umkehren. Je eher sie nach Hause kam, desto eher musste sie ihrer Mutter gegenübertreten, und sie fürchtete sich vor einer Auseinandersetzung.
» Okay. Es kann ja nicht schaden, wenn wir den beiden ein bisschen Zeit lassen, um sich wieder zu beruhigen.«
» Danke.« Sie lächelte Cameron an. Wenn er wollte, konnte er wirklich nett sein.
Sarah trottete hinter Cameron her, als er schließlich nach Hause abbog. Sie beobachtete ihren Bruder, der leicht mit dem Gang seines Pferds mitging. Hoffentlich gelang es ihm, die Mutter von ihrem Vorhaben abzubringen. Ihre Angst ließ ein wenig nach, und sie seufzte leise.
Kängurus sprangen aus dem Gebüsch, und Füchse liefen über den Weg. Vorsichtig lenkten sie die Pferde um Hindernisse oder Grasklumpen, hinter denen sich Löcher verbergen konnten, herum. Die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel. Sarah blinzelte in die Glut und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Vielleicht sollte sie selbst noch einmal mit ihrer Mutter sprechen. Oder sie zog bei ihrem Großvater ein. Sie und Cameron mussten sich langsam mal durchsetzen, schließlich waren sie keine Kinder mehr, die sich herumschubsen ließen. » Wenn ich mit der Schule fertig bin, fahre ich nach Europa. Kommst du mit?«
Cameron stieg vom Pferd, überprüfte seinen Sattelgurt und sprang dann wieder hinauf. » Absolut.«
» Toll«, rief Sarah. Sie galoppierte neben ihn und machte ein paar Fotos von ihm und seinem Pferd.
» Ein paar Monate Urlaub fände ich schon gut. Wir können ja in die Highlands fahren und uns anschauen, wo die Gordons hergekommen sind.« Er drückte seinen Hut an die Brust. » Oh, schönes Schottland, Land der Bäche, Flüsse und Seen! Der wolkenverhangenen felsigen Hügel und der Moore!«
» Wenn wir zurückkommen, haben wir
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