Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)
Arbeiter…«
» Der Verwalter«, korrigierte Sarah ihn.
» …Arbeiter auf der Farm«, fuhr Jeremy fort, ist buchstäblich vom Himmel gefallen, weil er zeigen wollte, wie wichtig ihm seine Arbeit ist. Als der Helikopter ein paar Tage später wieder zurückgeflogen ist, haben sie mich ausgeflogen.«
» Das ist ein guter Vorwand für Urlaub«, warf Julies derzeitiger Begleiter Danny ein. » Helft euren Brüdern und Schwestern im Busch. Wenn du jemals ein Problem hast, Sarah, dann können wir mit mindestens zehn Mann anrücken und euch zur Seite stehen.« Er fuhr sich mit der blassen Hand über die gegelten Haare.
» Danke.« Sarah betrachtete Julies schickes Kostüm und ihre rot lackierten Fingernägel und versuchte sich vorzustellen, wie sie wohl in der Hitze und dem Staub draußen zurechtkäme. Die Anwältin war definitiv nicht das naive Dummchen, als das sie sich gerne darstellte. Sarah strich ihr gelbes Rüschenkleid glatt und warf einen Blick auf Julies engen, kurzen Rock.
» Der Urlaubsort sagt mir nichts«, sagte Petra, die bei einer Werbeagentur arbeitete. Sie trug ein rosa Kleid mit weißen Punkten. » Mich interessieren eher die strammen Jungs, die aus den Helikoptern springen. Könnt ihr mich nicht mal mit so jemandem zusammenbringen?«, flüsterte sie mit kokettem Augenaufschlag.
» Möchtest du wirklich gerne im Busch leben?«, fragte Sarah.
Petra bedachte die Frage ernsthaft. » Vielleicht sollte ich besser noch einmal darüber nachdenken.«
Sarah lächelte. » Ich hole mir etwas zu trinken.« Sie stellte ihr Champagnerglas auf einen Stehtisch und blickte sich um. Jeremy unterhielt sich mit Petra, während Julie eine ältere Frau erspäht hatte, die sie offensichtlich kannte, und sie jetzt der Runde vorstellte.
In der Damentoilette war es voll. Sarah ging an den gepflegten Matronen vorbei, die sich vor den langen Spiegeln drängten und ließ sich müde in einen der Velourssessel sinken. Sie hatte heute fünf Stunden lang mit einem Model an ihrem Portfolio gearbeitet und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Draußen ertönte jetzt Beifall, und sofort wurde es im Vorraum der Toilette leer.
Sarah erwachte, als Jeremy ihr auf die Schulter tippte. » Jeremy! Was machst du hier?« Sarah sprang auf und trat an die Spiegelwand, um Lippenstift aufzutragen. Jeremy blieb hinter ihr stehen und betrachtete sie besorgt. Sarah steckte den Lippenstift wieder in ihre Handtasche.
» Ich wollte nach dir sehen. Du warst eine Ewigkeit lang weg.«
» Entschuldigung, ich muss eingeschlafen sein«, antwortete Sarah. » Ich war heute fünf Stunden am Stück auf den Beinen.«
» Aber du wolltest doch heute Abend mitkommen.«
» Ja, weil du mir gesagt hast, Julie hätte Eintrittskarten für uns ergattert«, erwiderte Sarah.
» Dann bist du also sauer auf Julie.«
» Wir haben uns in der letzten Zeit ziemlich häufig mit ihr getroffen.«
» Aber darüber ärgerst du dich nicht. Es ist wegen der Überschwemmung. Es tut mir leid, ich hätte das Thema nicht schon wieder erwähnen sollen, es ist nur…«
» Du brauchst nicht weiterzusprechen, ich weiß schon. Es eignet sich hervorragend zum Kontakteknüpfen, weil es so einen hohen Wiedererkennungswert hat«, fuhr sie ihn an.
» Es ist ja nicht erst gestern passiert«, erwiderte Jeremy. » Sei doch nicht so emotional.«
Sarah richtete sich auf. » Die Überschwemmung war grauenhaft. Du weißt das, weil du dabei warst. Seit wann bist du eigentlich so unsensibel?«
Bestürzt blickte er sie an. » Das bin ich doch gar nicht.«
» Es tut mir leid.«
» Ich liebe dich, Sarah. Als ich dich bei deiner Familie erlebt habe, ist mir klar geworden, dass ich mich sehr anstrengen muss, um dich zu halten. Wenn wir zusammenbleiben wollen, brauchen wir Geld, und ich will so viel verdienen, dass ich so für dich sorgen kann, wie du es gewöhnt bist. Hier, in Sydney, geht es nur um dich und mich, Prinzessin, hier gibt es keine Tausende von Hektar, keine riesige Maschinerie, die einfach immer weiter produziert. Hier gibt es nur uns, und wenn ich jeden Abend ausgehen und mit potenziellen Klienten umgehen muss, dann ist es eben so. Und wenn ich über meine Erfahrungen auf Wangallon sprechen möchte, weil sich die Leute dann an mich erinnern, dann tue ich das auch.«
Sarah musste mürrisch zugeben, dass er recht hatte. Jeremy tat alles nur für sie beide. Ihr Gespräch wurde durch ein paar Frauen unterbrochen. Sie brachen überrascht in Gelächter aus, als sie einen Mann auf
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