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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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wirke so auf Menschen.«
    Sarah kicherte. Er beugte sich über den Zaun und malte mit der Stockpeitsche im Staub. Den Hut hatte er auf dem Kopf nach hinten geschoben. Er hatte sie schon lange nicht mehr lachen hören. Er drehte die Stockpeitsche zwischen den Fingern, so dass die Peitschenschnur sich wie ein Gymnastikband dehnte.
    » Es ist schwer für mich zu wissen, dass Großvater jetzt das einzige Mitglied meiner Familie hier ist.« Sie blickte Anthony an. » Ich sollte wahrscheinlich wirklich etwas öfter hierherkommen.«
    » Gute Idee. Ein bisschen Unterstützung wäre sicher wichtig für ihn.«
    Einen Moment lang dachte Sarah an ihr Leben in Sydney: Schicke Coffeeshops, wo man Samstag morgens einen Latte trinken konnte, der Strand, nette Restaurants; Unterstützung konnte sie schon geben, aber hauptsächlich eben aus der Ferne. Warrigal begann, unruhig mit den Hufen zu scharren.
    Anthony setzte sich den Hut wieder auf und tippte mit zwei Fingern an die Krempe. » Bis später.« Leicht schwang er sich in den Sattel und pfiff vor sich hin, als er das Pferd wendete. Als er mit Warrigal auf die Ställe zutrabte, fragte er sich, ob der Bann der Traurigkeit jetzt wohl durchbrochen war. Jeder auf Wangallon hatte unter Camerons Tod gelitten, aber jetzt spürte er eine Veränderung in der Luft, wie Regen nach einer Dürre. Ronald und Sue waren weg, er war jetzt Verwalter, und wenn er sich nicht irrte, fühlte sich Sarah ein bisschen wohler in ihrer Haut. Und das konnte an sich schon etwas Gutes bedeuten. Angus hätte es verdient, dass seine Enkelin ihn mehr als einmal im Jahr besuchte. Er brauchte es, dass Sarah erkannte, wie wichtig Wangallon war, und wie wichtig er für Wangallon war. Jetzt wo Ronald weg war, war es lebenswichtig für Wangallons Zukunft, dass Sarah sich der Farm weiter verpflichtet und verbunden fühlte. Und es war auch für seine eigene Zukunft wichtig. Anthony stieg vom Pferd, band Warrigal fest und löste den Sattelgurt. Er legte die Hand auf die heiße, schmutzverkrustete Flanke des Pferdes. Wenn er sich nicht beeilte, kam er zu spät zu seinem Date mit der kleinen Annie Fields, und es gab nichts Besseres als eine Rucksacktouristin, um ein paar Flausen loszuwerden.

Sommer, 1987
    The Rocks– Sydney
    » Und der Gestank!« Jeremy trank einen Schluck Champagner. » Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie es gestunken hat. Überall waren tote Tiere.« Sarah hörte ihm zu und dachte, dass er die Geschichte von der Überschwemmung mittlerweile wirklich großartig erzählte. » Sie sind buchstäblich an der Farm vorbeigetrieben– und die Insekten! Na ja, dadurch, dass überall Wasser war, konnten sie ja nirgendwo hin, und deshalb haben sie sich erhöhte Plätze gesucht, die sicher waren. Die Farm ist auf einer kleinen Anhöhe gebaut, und man kam sich vor wie auf einer Insel.«
    » Es ist unglaublich, wie es dir und Sarah gelungen ist, dort wegzukommen.« Julie strich ihr rotes Taftkleid glatt. Der tiefe Ausschnitt und die breiten Schulterpolster gaben ihr das Gefühl, die bestangezogene Frau im ganzen Raum zu sein. Die Beziehung zwischen ihrem alten Freund, dem aufstrebenden Steuerberater, und diesem Chamäleon, das sich vom Cowgirl-Status in eine erfolgreiche Fotografin verwandeln konnte, faszinierte sie. Sie war nur zwei Jahre im Ausland gewesen, und jetzt war der ewige Single Jeremy eindeutig verliebt.
    » Nun, Sarah ist dageblieben.«
    » Ach ja?« Julie blickte von Jeremy zu Sarah.
    » Wangallon ist mein Zuhause, deshalb bin ich natürlich dageblieben. Ich konnte nicht sofort wieder weg.« Sarah wusste, dass Julie eine der ältesten Freundinnen von Jeremy war, aber es schmerzte immer noch, an die Überschwemmung von 1985 zu denken, und sie war es leid, ihre Abende auf den Partys zu verbringen, zu denen Jeremy nicht nur aus beruflichen Gründen gehen musste. Ständig erzählte er ihr, dass der Erfolg eines Familienunternehmens von den richtigen Kontakten abhinge, und Julie, die nur für vierzehn Tage aus London zu Besuch war, schien jeden Abend Einladungen zu einem anderen Ereignis zu haben, wie zum Beispiel heute zu dieser Wohltätigkeitsveranstaltung.
    » Ach, dann wart ihr da also gar nicht gestrandet?«, erwiderte Julie. » Und ich habe schon gedacht, man könnte einen Roman daraus machen. Ihr wisst schon, so in der Art von: Ein junges Paar hat ein Horror-Wochenende im Outback, und es gelingt ihnen nur mit knapper Mühe, zu überleben.«
    Sarah lächelte gezwungen.
    » Nein, aber einer der

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