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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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der Damentoilette erblickten. Jeremy entschuldigte sich, ergriff Sarahs Hand und zog sie hinter sich aus dem Raum.
    » Sehr verehrte Damen und Herren, ein Büstenhalter, getragen vom verführerischen…«
    » Und hirntoten«, flüsterte jemand in der Menge.
    » …Model des Jahres, Annabel!«
    Alle klatschten begeistert Beifall. Jeremy hielt Sarahs Hand fest umklammert. » Ich weiß, dass es für dich schwierig war, seit dein Vater im Ruhestand ist, und ich will ja nichts sagen, aber langsam wird es wirklich lächerlich. Dein Vater hat die richtige Entscheidung getroffen, als er gegangen ist. Ob du es nun wahrhaben willst oder nicht, sein Umzug wird letztendlich auch auf dein Leben eine positive Wirkung haben. Du bist nicht mehr an die Farm gebunden, du kannst dich davon befreien. Und sie ist ja trotzdem noch in Familienbesitz.«
    » Das nächste ist ein schönes, zeitgenössisches Gemälde, Acryl auf Leinen, von dem fantastischen Tasker Lewinsky. Haben wir ein Anfangsgebot, meine Damen und Herren?«
    Es war sinnlos, Jeremy erklären zu wollen, dass alles falsch lief, dachte Sarah. Ihr Vater hatte schließlich keine geschäftliche Entscheidung getroffen. Er hatte wegen Sues Krankheit aufgegeben und dadurch die Distanz zu seiner Tochter und letztlich auch zu seinem eigenen Vater vergrößert. » Aber Großvater ist jetzt ganz allein.«
    » Das hat er nicht anders gewollt, Sarah.«
    » Und niemand kümmert sich um Camerons Grab.«
    Er legte ihr die Hände auf die Schultern. » Abgesehen von der Tatsache, dass dein Großvater noch auf der Farm lebt, wärst du auch nicht häufiger am Grab deines Bruders, wenn er hier in Sydney auf dem Friedhof läge, oder?«
    Aber Cameron hätte auch nie damit gerechnet, dass ihr Vater gehen würde und Angus als einziger Gordon übrig bliebe.
    » Sarah, ich weiß, dass dir Cameron fehlt, aber er ist tot. Damit musst du dich abfinden.«
    » Ja?«, flüsterte sie. Jeremy warf ihr einen seltsamen Blick zu. Sarah konnte es ihm nicht erklären, aber für sie war Cameron nicht tot, er lebte noch auf dem Anwesen, war in den Blättern, die im Wind rauschten, im Plätschern des Bachs. Ihre gesamte Familie glaubte an ein Leben nach dem Tod, warum sollte also ein Verstorbener nicht in der Nähe des Orts bleiben wollen, den er liebte? Alle, die jemals dort begraben worden waren, waren noch in Wangallon. Sie machten das Wesen der Farm aus.
    » Was ist Ihr erstes Gebot, meine Damen und Herren?«
    » Komm, wir gehen wieder zu den anderen, Sarah. Petra wollte auf diesen Druck bieten.«
    Sarah drückte seine Hand. » Ich glaube, ich gehe nach Hause.«
    » Ich fahre dich.«
    Sarah küsste ihn auf die Wange. » Nein, das brauchst du nicht. Amüsier dich gut. Ich bin zu müde.« Ein Mann kam auf sie zu. Sie erkannte ihn sofort.
    » Bist du sicher?«, fragte Jeremy.
    Sarah küsste ihn noch einmal auf die Wange. » Ja, absolut.«
    » Ich rufe dich morgen an.« Er zwinkerte ihr zu und ging an dem älteren Mann vorbei, der jetzt bei ihr angekommen war.
    » Sarah? Sarah Gordon, oder?«
    » Hi, Mr Leach.«
    » Nennen Sie mich Matt. Aus dem Mister-Stadium bin ich heraus, dann komme ich mir immer so alt vor. Wie geht es Ihrem Dad?«
    » Er hat sich an der Küste zur Ruhe gesetzt.«
    » Das habe ich gehört. Und Sie leben hier?«
    Sarah nickte. » Was machen die Geschäfte?« Als privater Wolleinkäufer bereiste Matt die östlichen Staaten. Mit den meisten seiner zahlreichen Kunden war er auch befreundet. Es war seltsam, ihm in dieser Umgebung zu begegnen.
    » Ziemlich schlecht, Sarah. Überall auf der Welt verhungern die Menschen, und angesichts fallender Wollpreise ist der Regierung Anfang der Achtzigerjahre nichts Besseres eingefallen, als genau die Tiere zu töten, die dieses Land mit aufgebaut haben. Innerhalb von achtzehn Monaten haben sie allein in meinem alten Bezirk über hunderttausend Schafe erschossen. Das ist eine unglaubliche Menge an totem Vieh. Und davon hat sich die Branche nie wieder erholt.«
    Das Gespräch schien sie in eine andere Welt zu führen. Kurz vor Anthonys Ankunft auf Wangallon hatten ihr Großvater und ihr Vater tiefe Gräben ausheben lassen. Anschließend hatten sie die Schafe mit dem Gewehr in der Hand ausgemustert. Die Männer hatten Hunderte von Schafen erschossen, Tiere, die ihre Familie seit 1860 züchtete. Heute noch sah man die kleinen Erdhügel, unter denen Schafe lagen, die die Regierung für wertlos erklärt hatte: Es hatte einen Hungerlohn für die lebenslange Arbeit

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