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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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sogar die Kosten übernommen, Vorhänge nähen zu lassen. Das fröhliche Zimmer mit den persönlichen Gegenständen hatte seine Wirkung nicht verfehlt, und im Laufe der Monate legte sich Alices Trauer. Ihre Lebensfreude kehrte langsam zurück, und schließlich konnte sie sogar an Ben denken, ohne gleich in Tränen auszubrechen. Eigentlich hatte sie sogar Mitleid mit Bea, die ihr nicht nur von Ben und Sherrys Tod erzählen, sondern ihr auch noch eine Hiobsbotschaft von ihrem Vater überbringen musste.
    Am Tag von Bens Tod war Thomas’ Auto an einem Bahnübergang zermalmt worden. Er war sofort tot gewesen. Bea hatte es kaum ertragen, und sie hatte eine Woche gewartet, bis sie es Alice mitteilte, da sie das Mädchen nicht mit zu viel Trauer überfordern wollte. Alice jedoch hatte kaum reagiert, so sehr hatte sie sich inzwischen in sich selbst zurückgezogen. Doch als sie langsam wieder zu sich kam, löste der Gedanke, dass ihr Vater endgültig aus ihrem Leben verschwunden war, ohne sich je richtig von ihr zu verabschieden, Schmerz und Leere in ihr aus.
    Bea hatte auch darauf bestanden, erst dann nach Australien zurückzukehren, wenn Alice eine Arbeitsstelle gefunden hatte. Als sie eines kalten Oktobernachmittags nach Hause kam und verkündete, dass sie als Laborassistentin bei einem Professor anfangen würde, der in einem der größten Krankenhäuser Londons Diabetesforschung betrieb, war Bea ihr erleichtert um den Hals gefallen. Nachdem sie zwei Wochen später sicher sein konnte, dass Alice allein zurechtkommen würde, war sie zurück nach Australien geflogen.
    »Komm nach Hause, wenn du bereit bist, Kind«, sagte Bea, als sie ihre Nichte am Flughafen Heathrow zum Abschied umarmte. Sie hatte bereits versprochen, regelmäßig zu schreiben und sich um Alices Lämmer zu kümmern. »Und wenn du Geld brauchst, sag uns Bescheid. Schade, dass du bei Katies und Roberts Hochzeit nicht dabei sein wirst. Wir alle werden dich vermissen. Aber ich möchte, dass du dir Zeit lässt und wieder lernst, das Leben zu genießen.« Roberts Namen zu hören, hatte Alice einen Stich ins Herz versetzt. Beide Frauen mussten die Tränen unterdrücken, als Bea in Richtung Abflughalle verschwand.
    Nie hatte Alice mit Bea über Roberts Heiratsantrag oder ihre Gefühle für ihn gesprochen. Nach Katies Enthüllung war es ihr sinnlos erschienen und hätte das Verhältnis der beiden Familien nur vergiftet. Also hatte Alice versucht, nicht mehr daran zu denken und sich in die Arbeit geflüchtet, da sie nur diesen Weg kannte, um den dumpfen Schmerz zu betäuben. Und je mehr der Professor sie in die Labortätigkeit einwies und ihr die Versorgung der Versuchstiere anvertraute, desto klarer wurde ihr, wie viel seine Forschungsarbeit ihr bedeutete.
    Mit Anfang fünfzig war Professor Dixson ein ausgesprochen anerkannter Wissenschaftler, der bereits mit Dr. Jonas Salk, dem Entdecker des Impfstoffes gegen Kinderlähmung, zusammengearbeitet hatte. Er war ein temperamentvoller und energischer Mann und außerdem ein typischer zerstreuter Professor, der ständig etwas verlegte, insbesondere seine Brille, die sich zumeist auf seinem wirren, schlohweißen Haarschopf befand. Wie er Alice erklärte, lag sein wahres Interesse trotz seiner immunologischen Experimente darin, einen besseren Weg zur Behandlung von Diabetes zu finden. Obwohl er nicht selbst an der Krankheit litt, waren sein Onkel und sein Großvater daran gestorben, und als auch die Schwester seiner Frau einem diabetischen Koma erlegen war, hatte er beschlossen, das Fach zu wechseln und sich von nun an seiner wahren Leidenschaft zu widmen.
    Seine übersprudelnde Begeisterung und seine freundliche Art trösteten Alice über ihren Schmerz hinweg, als sie erfuhr, dass Katie und Robert einen Sohn bekommen hatten.
    »Er wurde letzte Woche von Vater O’Reilly auf den Namen Stewart Raymond McIain getauft«, schrieb Tante Bea. »Er ist ein niedliches Kerlchen, und sein Vater verwöhnt ihn bereits noch mehr, als der Rest der Familie es tut.« Blind vor Tränen hatte Alice das Foto von den dreien und den Rest des Briefes, der ungelesen blieb, in die Tasche gesteckt. Mit einer Sonnenbrille auf der Nase war sie zu spät zur Arbeit erschienen, wo sie alles fallen ließ, was sie in die Hand nahm. Als sie auch noch die Reagenzgläser zerbrach, die der Professor gerade erst vorbereitet hatte, verlangte er eine Erklärung.
    »Wenn Sie möchten, gehe ich sofort«, murmelte Alice. »Es tut mir so Leid, Professor Dixson. Jetzt

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