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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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und stellte fest, dass ihr die Frau, die sie bei der Arbeit gestört hatte, gefiel. »Hallo, ich bin Alice Ferguson«, sagte sie freundlich.
    »Ich weiß. Sie sind die Australierin, von der hier alle reden. Tja, für mich sehen Sie ganz normal aus.« Alice musste über ihre Offenheit und ihren Akzent grinsen.
    »Suchen Sie jemanden?«
    »Dicky.«
    Alice sah sie verständnislos an.
    »Ihren Chef. Ich habe mich vor zwei Jahren bis über beide Ohren in ihn verliebt, und er hat mir das Herz gebrochen. Ab und zu schaue ich bei ihm rein, um festzustellen, ob er immer noch so ein Traummann ist wie früher. Inzwischen bin ich endlich über ihn hinweg.« Sie stieß einen übertriebenen Seufzer aus und lachte wieder auf. Dann beugte sie sich zu Alice hinüber und zischte verschwörerisch. »Lassen Sie bloß die Finger von ihm, er ist schrecklich verheiratet.«
    »Setzen Sie meiner neuen Laborassistentin Flausen in den Kopf, Miss Stoneham-Clarke?« Professor Dixson kam im weißen Mantel aus seinem Arbeitszimmer. Die Hornbrille war ihm auf die Nasenspitze gerutscht.
    »Würde ich das je tun, Dicky, mein Schatz?«, gurrte Harry, zauste ihm das Haar und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. »Darf ich sie auf ein Tässchen Kaffee entführen? Ich muss mehr von diesem wundervollen Akzent hören.« Alice und der Professor sahen gleichzeitig auf die Uhr.
    »Zehn Minuten«, erwiderte Professor Dixson gespielt streng und nickte Alice zu. »Hier bei uns wird nämlich gearbeitet.«
    »Geben Sie mir zwei Sekunden zum Frischmachen«, sagte Alice. Sie lief lachend hinaus und kehrte kurz darauf in einem sauberen weißen Kittel zurück. Darunter trug sie Jeans und einen türkisfarbenen Pulli, der ihre Augen meerblau wirken ließ.
    Beim Kaffee erfuhr Alice, dass Harriet dreiundzwanzig war und zusammen mit zwei anderen Mädchen in South Kensington wohnte, einem gediegeneren und teureren Pflaster als Earls Court. Sie war im letzten Ausbildungsjahr am St. Bartholomew’s Hospital. Schon nach zehn Minuten plauderten sie wie alte Freundinnen.
    »Wir suchen noch eine Mitbewohnerin. Warum ziehst du nicht bei uns ein?«, schlug Harriet auf dem Rückweg zu Professor Dixsons Büro vor.
    »Das würde ich ja gerne, aber irgendwie hänge ich an meiner kleinen Bude in Earls Court«, erwiderte Alice.
    »Wegen des Geldes brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Darum kümmere ich mich schon. Wir müssen nur dafür sorgen, dass du aus der Känguruecke rauskommst.« Alice wollte Harriet nicht kränken und so legte sie sich ihre Worte sorgfältig zurecht.
    »Das ist wirklich nett von dir, aber wir Australier sind da ein bisschen komisch. So fühlen wir uns nicht so weit weg von zu Hause. Außerdem weiß ich ja noch gar nicht, wie lange ich in England bleibe.«
    »Schon gut, ich will dich zu nichts zwingen. Aber du darfst auf keinen Fall abreisen, bevor ich dich über das Wochenende eingeladen habe, damit ich dich meinen Freunden vorführen kann.«
    Alice legte lachend den Kopf in den Nacken. »Sind wir wirklich so seltsam?«
    »Drücken wir es einmal so aus«, meinte Harriet. »Meine Freunde werden nicht glauben, dass es dich wirklich gibt, wenn sie dich nicht persönlich sehen. Ein richtiges lebendiges Wesen aus Australien.« Als sie sich vorbeugte, leuchteten die braunen Augen aufgeregt aus ihrem Gesicht. »Und du musst mir unbedingt ein paar eurer Redensarten beibringen.« Dabei ahmte sie so schrecklich falsch einen australischen Akzent nach, dass Alice sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. »Ihr redet euch doch nicht wirklich mit Kumpel oder alter Junge an, oder?«
    »Aber klar doch«, antwortete Alice, die gar nicht mehr aufhörte zu schmunzeln. »Und wenn ich jetzt ein Kerl wäre, würde ich dich als dufte Biene bezeichnen.« Sie wünschte sich so sehr die Freundschaft dieser jungen Frau.
    »Als was ? Damit steht die Sache fest. Ich muss dich unbedingt mit Roody bekannt machen.« Harrys Gelächter hallte über den Flur, als sie davonging. In der folgenden Woche lud sie Alice zum Abendessen ein.
    »Alice klingt viel zu gesetzt für dich. Ich glaube, ich nenne dich Känga«, verkündete Harry, während sie in einem Schrank in der unordentlichen, aber gut ausgestatteten Küche nach einer Flasche Rotwein suchte. »Wie in Känguru. Sonst habt ihr doch nichts in Australien. Bis auf ein paar Millionen Schafe natürlich.«
    »Das stimmt nicht ganz«, gab Alice in gespielter Entrüstung zurück und nahm das Glas Wein entgegen. Aber der Name blieb hängen.
    »Auf

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