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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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dein Wohl, Känga«, meinte Harry und leerte ihr Glas zur Hälfte. »Ich glaube, wir beide werden viel Spaß zusammen haben.«
    »Also prost, Harry«, erwiderte Alice grinsend.
    In diesem Jahr fiel das Osterfest auf einen frühen Termin. Harry lud Alice zu sich nach Hause ein. Das Anwesen ihrer Eltern war eine wunderschöe alte Sandsteinvilla in einem winzigen Dorf, gut sieben Kilomter entfernt von Cirencester in den Cotswolds. Mrs. Stoneham-Clarke, die all das verkörperte, was Harry auf keinen Fall werden wollte, fand Alice auf Anhieb sympathisch. In der angenehm warmen Frühlingssonne unternahmen die beiden Mädchen Spaziergänge über die Wiesen, schütteten einander ihr Herz aus, bewunderten die Schlüsselblumen, die schüchtern aus den Hecken lugten, und streiften durch die Glockenblumen, die tapfer dem letzten Frühjahrsfrost trotzten. Alice, die von Katie nur Ablehnung und Feindschaft erfahren hatte, freute sich, in Harry endlich eine Freundin gefunden zu haben. Es war ihre erste echte Freundschaft mit einer Gleichaltrigen, und die Mädchen kamen sich im Laufe des kurzen Wochenendes immer näher.
    Am Ostersonntag fand ein ausgiebiges Mittagessen statt, zu dem auch Freunde eingeladen waren und das sich bis in den späten Nachmittag hinzog. Alice fühlte sich in Harrys Freundeskreis wohl, auch wenn alle das Mädchen aus den Kolonien liebevoll auf den Arm nahmen. Alice ihrerseits gab dafür einige unglaubliche Anekdoten zum Besten.
    Am Tag vor ihrer Abreise nach London schlenderten Alice und Harry noch einmal über einen der windgepeitschten Feldwege. Ihre Wangen und Fingerspitzen waren weiß vor Kälte, als Alice Harry endlich von Robert erzählte, und davon, wie all ihre Träume innerhalb einer einzigen Woche zunichte gemacht worden waren. Über Bens Tod und Roberts Verrat zu sprechen, erleichterte ihr die Last. Doch Harry konnte den Schmerz kaum ertragen, der ihrer Freundin ins Gesicht geschrieben stand.
    »Seien wir mal ehrlich: Alle Männer sind Schweine«, witzelte sie, um Alice ein wenig aufzuheitern. »Wenn du sie ernst nimmst, Känga, ist es aus und vorbei mit dir. Du solltest es machen wie ich, eine Weile Spaß mit ihnen haben und dann weiterziehen, bevor sie Macht über dich gewinnen.«
    »So wie du und Dicky?«, neckte Alice.
    »Das war etwas anderes. Ich war zum ersten und einzigen Mal im Leben wirklich verliebt.«
    Alice verstummte.
    »Tut mir Leid«, sagte Harriet, der die Taktlosigkeit ihrer Bemerkung aufgefallen war. »Ich bin darüber hinweg gekommen«, fügte sie leise hinzu. »Mit der Zeit tut es weniger weh. Du musst nur daran glauben. Und nun …«, ihr Tonfall wurde wieder vergnügt, »habe ich drei wahnsinnig gut aussehende Männer gleichzeitig an der Angel, und keiner von ihnen weiß von der Existenz der anderen. Es ist ganz schrecklich unmoralisch und macht einen Riesenspaß. Du solltest es mal ausprobieren.« Beim Sprechen funkelten ihre Augen.
    »Gehört der arme Roody auch dazu?« Alice hatte Roody, einen Offizier der Luftwaffe, kennen gelernt, und es war offensichtlich, dass er bis über beide Ohren in Harry verliebt war.
    Harry nickte. »Er sieht spitze aus, findest du nicht? Eigentlich weiß ich schon die ganze Zeit, dass er der Richtige ist, aber er soll noch ein bisschen schwitzen, bevor ich mich in seine leidenschaftliche Umarmung sinken lasse«, beendete sie dramatisch den Satz.
    »Du bist grausam und herzlos«, schimpfte Alice im Scherz.
    »Du musst reden! Ich habe gesehen, wie du gestern auf der Party deine blauen Augen eingesetzt hast. Es ist ungerecht, dass Menschen Augen haben wie du. Die Männer haben dir zu Füßen gelegen.«
    Entspannt schweigend gingen die beiden Mädchen weiter. In der Kälte war ihr Atem als weiße Wölkchen zu sehen. Alice fühlte nach dem dicken Angoraschal um ihren Hals, den ihr Mrs. Dixson zum letzten Weihnachtsfest geschenkt hatte.
    »Eines Tages werde ich Wolle herstellen, die noch feiner ist als die hier«, vertraute sie Harry an und schob sich den Schal aus dem Gesicht, damit die seidigen Fädchen ihr nicht in den Mund gerieten.
    »Diese Schafgeschichte ist dir wohl sehr wichtig.« Alice nickte. »Und mit deiner Entschlossenheit schaffst du es sicher auch.« Harry klappte den Jackenkragen hoch. »Da fällt mir noch etwas ein. Ich habe mit Roody verabredet, dass er und ein Freund uns beide zum Essen ausführen, wenn wir wieder in London sind. Er kennt nur erstklassige Junggesellen, die ich dir persönlich empfehlen kann.«
    »Du willst mich

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