Weites Land der Träume
zum Kühlschrank und schenkte sich ein Glas Eiswasser ein.
»Ich muss mit dir reden, Katie«, begann er.
Katie wischte sich die Hände an der Schürze ab, breitete ein Geschirrtuch über das Fleisch und begann einen welken Salatkopf zu waschen.
»Ich habe es mit Mutter besprochen, und wir sind uns einig, dass es nur eine Lösung gibt. Ich muss für sechs Monate nach Karri Karri ziehen, um das Chaos zu ordnen, das Ian dort angerichtet hat.« Kurz hielt er inne und fügte dann hinzu: »Dafür kommt Ian nach Wangianna zurück.« Er wich Katies Blick aus und spielte mit seinem Glas herum.
»Ich möchte, dass Stewart mich begleitet. Schließlich ist es ein Teil seines Erbes, und ich glaube, es wäre gut, wenn du ebenfalls dabei wärst, damit die Leute nicht reden.« Vergeblich wartete er auf eine Schimpftirade, doch Katie ließ sich nur müde auf einen der großen Holzstühle fallen.
Fest entschlossen, das zu tun, wozu er sich nach der Auktion entschieden hatte, ging Robert zum Fenster. Heute war ihm klar geworden, dass seine Liebe zu Alice kein bisschen nachgelassen hatte. Und außerdem hatte er erkannt, dass er endlich einen Schlussstrich ziehen musste, wenn er je wieder Seelenfrieden finden wollte. »Da wäre noch etwas«, fuhr er fort und rang nach den richtigen Worten. Schließlich leerte er sei Glas und stellte es auf den Tisch.
»Gibt es für dich und mich noch Hoffnung?«, stieß er hervor. »Können wir Stewart zuliebe nicht von vorne anfangen?« Katie sah ihn verdattert an. »Ich weiß, dass es zwischen uns nicht zum Besten gestanden hat, aber das liegt nicht nur an dir. Ich liebe Stewwy so sehr, und ich möchte etwas für unsere Ehe tun. Wärst du bereit, es wenigstens seinetwegen noch einmal mit mir zu versuchen?« Immer erstaunter hörte Katie weiter zu.
»Mir ist klar, dass ich am Anfang unserer Ehe Alice und nicht dich geliebt habe, aber wäre es nicht möglich, das alles hinter uns zu lassen und einen Neuanfang zu wagen? Vielleicht ist es ja eine Chance, wenn wir als Familie für ein paar Jahre nach Westaustralien umziehen.«
Katies Blick wurde argwöhnisch, und sie rieb sich die plötzlich pochende Stirn.
»Du wärst bereit dazu, obwohl du weißt, dass ich ein Verhältnis mit deinem Bruder hatte?«, fragte sie verblüfft.
»Ich würde es für Stewart tun.«
»Du hasst mich also nicht?« Katies Unterlippe zitterte.
»Ich kann nicht genau sagen, was ich fühle, Katie. Ich weiß nur, dass wir beide miteinander verheiratet sind und dass wir einen Sohn haben, den wir lieben. Und wenn alles anders begonnen hätte, wäre es möglicherweise nie so weit gekommen.«
»Das ist nicht etwa ein Trick?«, hakte Katie misstrauisch nach.
Robert schüttelte den Kopf. »Ehrenwort, Katie, ich möchte es noch einmal versuchen.«
»Dann muss ich dir etwas sagen«, erwiderte Katie mit zitternder Stimme. Sie senkte den Blick und zwirbelte den Schürzenzipfel fest um ihre Finger. Dann flüsterte sie mit belegter Stimme: »Es gab nie eine Affäre. Ian hat mich zwei Mal geküsst, als er betrunken war, mehr nicht.« Tränen traten ihr in die Augen und rannen ihr die Wangen hinab, als sie ihn ansah. »Ich war so wütend vor Eifersucht, dass ich dir einfach nur wehtun wollte.«
Sie ließ den Schürzenzipfel los, warf sich Robert in die Arme und schmiegte das Gesicht an sein Hemd. »Ich hatte solche Angst, du würdest mich verlassen, wenn Alice zurückkommt. Ich war verzweifelt, Robbo, ich war ja so verzweifelt.« Ihre Stimme war kaum zu hören.
Robert traute seinen Ohren nicht und wagte kaum sich zu rühren. Allerdings ahnte er nicht, dass Ian letztlich doch zu sehr Ehrenmann gewesen war, um sich von der Frau seines Bruders verführen zu lassen.
»Halt mich fest, Robbo. Oh, halt mich fest. Ich liebe dich so sehr«, flehte Katie. Unbeholfen nahm Robert sie in die Arme.
»Komm, wir erzählen es Stewart«, sagte er nach einer Weile und küsste sie leicht auf den Scheitel.
Kapitel achtundzwanzig
Alice rieb sich die Augen und starrte erschöpft auf die Papiere, die vor ihr lagen. Seit zwei Stunden ging sie nun schon ihren Fünfjahresplan durch und zermarterte sich das Hirn darüber, was sie an der Führung ihrer Farm noch verbessern konnte. Die Käufe auf der Widderaktion hatten ihr finanzielles Polster aufgezehrt, und sie war nun schon seit drei Monaten mit ihren Kreditraten für das Haus im Rückstand. Die eigentlich üppigen Weiden hatten sich in eine verdorrte Wüste verwandelt, und es bestand keine Aussicht auf
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