Weites Land der Träume
Körper langsam abkühlte und die Krämpfe nachließen, wich auch die geisterhafte Blässe aus ihrem Gesicht.
»Bald sind Sie wieder wie neu, Mrs. McIain«, meinte der Arzt schließlich. »Sie brauchen nur viel Ruhe und müssen unbedingt genug trinken.«
»Ich muss auch los«, sagte Alice entschuldigend.
Elizabeth schlug die Augen auf und griff nach Alices Hand. »Danke, mein Kind«, flüsterte sie. Alice lächelte und erwiderte den Händedruck. Dann folgte sie dem Arzt hinaus.
»Mrs. McIain leidet an akutem Stress, Erschöpfung und Austrocknung«, erklärte der Arzt der übrigen Familie, die sich schweigend um ihn scharte. »Hat sie in letzter Zeit etwas Schreckliches erlebt?« Robert erwiderte nur, es gebe momentan einige finanzielle Schwierigkeiten, sagte aber nicht mehr. Alle anderen wichen seinem Blick aus. »Wir dürfen nicht vergessen, dass sie vor kurzem ihren Mann verloren hat«, fuhr der Arzt fort. »Es könnte eine verzögerte Reaktion sein. Soweit ich weiß, kam sein Tod völlig unerwartet. Oft brauchen nahe Angehörige eine Weile, um sich damit abzufinden. Ich glaube nicht, dass ein Krankenhausaufenthalt nötig ist, aber sie muss absolute Ruhe und ausreichend Flüssigkeit bekommen und darf sich nicht überanstrengen.« Er gab Robert ein Rezept und ein kleines Fläschchen mit Tabletten. »Sie soll zwei Wochen lang zwei Mal täglich eine davon nehmen und dann ihren Hausarzt aufsuchen.«
»Komm, altes Mädchen, jetzt kriegst du noch was zu trinken.« Jo legte Alice, die zerzaust und verschwitzt aussah, lässig den Arm um die Taille.
»Sie wird die Tabletten niemals schlucken«, sagte Robert, als er Alice, Jo und den Arzt nach einer Runde kalter Getränke zurück zum Flugzeug fuhr.
»Stopp! Deine Pumpe und Stewarts Geschenk!«, rief Alice aus, als sie am Eukalyptusbaum vorbeikamen. Robert zuckte erschrocken zusammen und trat so ruckartig auf die Bremse, dass sie alle nach vorne geschleudert wurden. »Tut mir Leid!«, entschuldigte sich Alice. Schnell sprang sie aus dem Fahrzeug und lief zu den liegen gebliebenen Päckchen hinüber. Robert folgte ihr langsam.
»Was ist denn bei euch los?«, fragte Alice, während sie ihm die Pumpe gab. Die angespannte Stimmung in der Familie war nicht zu übersehen gewesen. »Elizabeth lässt sich doch sonst nicht so leicht aus der Ruhe bringen, und die Luft im Haus war zum Schneiden. Das lag nicht nur an deiner Mutter.« Obwohl Robert die Achseln zuckte, merkte Alice ihm an, wie unglücklich er war.
Als Jo bemerkte, dass die beiden ins Gespräch vertieft waren, rief er: »Wir gehen zu Fuß zum Flugzeug. Es ist ja nicht weit. Aber beeilt euch.«
»Wird gemacht«, erwiderte Alice, drehte sich erneut zu Robert um und schlug nach einer Fliege. »Also?« Er stand gebeugt da wie ein alter Mann.
»Du schaffst es immer, die Wahrheit aus mir herauszulocken. Und außerdem wirst du es ohnehin bald erfahren.« Es bereitete ihm sichtlich Mühe, die nächsten Worte auszusprechen. »Wir teilen Wangianna auf. Nächste Woche haben wir einen Termin beim Anwalt.« Er wirkte so verzweifelt, dass Alice den Anblick kaum ertragen konnte. Ohne nachzudenken, ließ sie die Pumpe fallen und umarmte ihn.
»Oh, Robert, es tut mir ja so Leid.« Ihre Lippen streiften seine Wange, und dann wirbelten ihre Gefühle wild durcheinander, als sie spürte, wie er die Arme um sie schlang und sie fest an sich zog. Er roch so wundervoll wie eine heiße Sommernacht.
»Alice«, stöhnte er.
In ihrem Kopf drehte sich alles, und ihr wurden die Beine weich, als er sie auf den Mund küsste. Ihr schwindelte, und sie wollte sich losmachen, aber er küsste sie immer weiter. Wellen der Verzückung stiegen in ihr auf, als sie das warme, weiche Gefühl von seinen Lippen auf ihren genoss und seinen Kuss erwiderte. Ihre Liebe erwachte von neuem, und Alice konnte es nicht länger leugnen. Während sie ihren Mund auf seinen presste, wurde ihr klar, dass sie es schon immer gewusst hatte. Von dem Moment an, als sie vor so vielen Jahren zum ersten Mal in seine wunderschönen samtig braunen Augen geblickt hatte, war sie ihm verfallen gewesen und hatte niemals aufgehört, ihn zu lieben. Verglichen mit dem Rausch des Verlangens, den die Liebe zu diesem Mann in ihr auslöste, waren ihre Gefühle für Teddy nur lauwarm gewesen. Es war eine Liebe, der sie nicht entrinnen konnte – und auch gar nicht entrinnen wollte. Sie ließ sich in seine Umarmung sinken.
Robert drückte Alice fester an sich, schnupperte den Duft ihrer
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