Weites Land der Träume
zwei Tagen im Haus hatte Billy allerdings kein Sitzfleisch mehr.
»Komm, wir besuchen ein paar meiner alten Kumpel und lassen es mal so richtig krachen«, meinte er mit einem spitzbübischen Grinsen bei Tisch zu Paddy und warf dabei seiner Mutter aus dem Augenwinkel einen Blick zu.
»Das wirst du schön bleiben lassen, Billy Downing. Und wehe, wenn du wieder die McIain-Jungs ärgerst. Sonst wird sich McIain bald nach ein paar neuen Arbeitern umsehen.«
»Würde ich je so etwas tun, Ma?«, gab Billy unschuldig zurück, während Alice neugierig die Ohren spitzte.
»Ich kenne dich, Billy, und deshalb traue ich dir alles zu. Lass sie einfach in Ruhe. Du weißt ja, wie sie sind. In einer Woche kehren sie sowieso zurück in ihre schicke Schule in der Stadt.«
»Ach, reg dich doch nicht auf, Ma. Was ist schon dabei, wenn man ein bisschen Spaß hat? Der alte George würde sowieso nichts davon mitkriegen. Der ist viel zu beschäftigt damit, Karten zu spielen und auf Pferde zu wetten. Ich hatte ganz vergessen, dass die beiden Burschen auch zu Hause sind. Außerdem sind es normalerweise sie, die anfangen.« Billy genoss das Vergnügen, seine Mutter zu necken.
»Elizabeth würde es sicher bemerken. Den Argusaugen ihrer Mutter entgeht nichts«, erwiderte Tante Bea streng. »Und ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr euch eurem Arbeitgeber gegenüber ein bisschen respektvoller verhalten könntet.« Bea brach ab und warf Alice einen Blick zu. »Bitte, Billy. Immer schaffst du es, dass ich Dinge sage, die ich hinterher bedauere. Wir hatten in dieser Familie schon genug Ärger, und du weißt, dass dein Vater dann nur böse wird.« Als Mutter und Sohn Blicke wechselten, spürte Alice, wie die Anspannung wuchs.
»Schon gut, Mum, ich bin ganz brav.« Billy legte den Arm um seine Mutter und drückte sie an sich, sodass sie sich sichtlich entspannte. Dann küsste er sie auf die Wange und verschwand im Hinterzimmer. Als er zurückkam, hatte er eine .22er Büchse unter dem Arm.
»Woher hast du die?«, fragte Tante Bea streng.
»Geschenkt bekommen«, antwortete Billy ausweichend. Er winkte seinen Bruder zu sich, und seine Augen begannen wieder zu funkeln. »Komm, Paddy, schauen wir mal, ob wir ein paar Schweine erwischen.«
»Bleibt bloß von den Wildschweinen weg. Die sind gefährlich!«, entsetzte sich Tante Bea, als Billy und Paddy zur Tür gingen.
Billy drehte sich kurz um. »Mach dir keine Sorgen, Ma«, sagte er. Dann waren die beiden Jungen verschwunden.
Billy und Paddy schlenderten über die große, mit Gebüsch bewachsene Ebene oberhalb der Stadt und suchten den Boden nach Kaninchenkot ab.
»Ich wünschte, wir hätten uns den Pickup ausgeliehen«, beschwerte sich Paddy und wedelte eine hartnäckige Fliege weg. Er zerrte an den beiden toten Kaninchen, die ihm über der Schulter hingen. »Bestimmt hätte Dad ihn uns geborgt, wenn du mich hättest fragen lassen.«
Stirnrunzelnd bohrte Billy die Schuhspitze in den Boden. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich keine Vergünstigungen mehr von ihm will. Und wann hat er dir schon mal zugehört, seit wir auf der Farm angefangen haben?«
Paddy seufzte. »Warum musst du immer mit ihm streiten? Wir hätten es wenigstens versuchen können.«
»Und damit den dritten Weltkrieg auslösen?«
Plötzlich rumpelte ein zerbeulter, brauner Wagen ohne Dach auf sie zu und wirbelte eine ockergelbe Staubwolke auf.
»Wo wollt ihr denn hin, Jungs?«, rief eine Stimme.
»Kev, alter Junge! Nick!«, erwiderte Billy mit einem breiten Grinsen, überrascht über den Anblick seiner alten Schulfreunde. Er lief auf den Wagen zu, der langsam zum Stehen kam. Zwei Jungen, etwa in Billys und Paddys Alter, lachten aus dem Fahrzeug zu ihnen herüber.
»Ihr seid wohl hier, um Ärger zu machen, was?«, brüllte Kev, der hinter dem Steuer saß.
»Immer noch dieselbe alte Schrottlaube!«, gab Billy zurück.
Kev zog eine Grimasse, während Nick die hintere Tür öffnete. Lachend und johlend sprangen Billy und Paddy in den Wagen. Kev trat das Gaspedal durch, und das Auto raste über die Ebene.
»Ihr hattet mehr Glück als wir«, stellte Nick fest und wies mit dem Kopf auf die Kaninchen.
»Eine kleine Spritztour macht doch viel mehr Spaß«, antwortete Billy. »Schön, dich zu sehen, Nick.« Er klopfte Nick auf die Schulter. »Seht mal, offenbar sind wir nicht die Einzigen, die heute einen draufmachen wollen.« Er zeigte auf einen kleinen schwarzen Punkt, der sich, gefolgt von einer Staubwolke, über die Weide
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