Weites wildes Land
Rinderbraten und bezahlte eine Unsumme für ein wenig frisches Gemüse, um ihm ein Willkommensessen zu kochen. Auch die Goldgräberei würden sie überstehen, obwohl sie sich nie endgültig mit diesen Lebensumständen abfinden konnte. Katherine war die Hölle auf Erden, und das sprach sie auch deutlich aus. Josie hielt nicht viel davon, ihren Ärger hinunterzuschlucken. Das war in ihren Augen der beste Weg, ein Fußabstreifer anstelle einer Ehefrau zu werden.
* * *
Zack war erstaunt, Sibell bei seiner Rückkehr in so guter Stimmung vorzufinden. Fast geistesabwesend nahm sie Cliffs Entschuldigung an, schenkte dem so wenig Beachtung, daß Zack argwöhnisch wurde. Er hatte sie beide im Verdacht. Cliff hätte er durchaus einen zweiten Versuch zugetraut, obwohl er wohl das nächste Mal etwas vorsichtiger zu Werk gehen würde. Er versprühte bereits wieder seinen Charme. Und Sibell… Er hatte sie zu Hause beobachtet, wo sie immer hilfsbereit war und sich alle erdenkliche Mühe gab. Doch sobald sie sich unbeobachtet glaubte, bröckelte diese Fassade. Dann saß sie mit verkrampften Händen und finsterem Gesicht da. Er hatte das gegenüber seiner Mutter erwähnt: »Sie macht mir Sorgen. Manchmal sieht sie so verspannt aus, wenn sie dasitzt und vorgibt, zu lesen. Ganz geduckt, als ob sie erwartet, jeden Moment vom Bücherregal erschlagen zu werden.« »Das ist verständlich«, hatte Charlotte geantwortet. »Das Mädchen hat einen entsetzlichen Schock erlitten. Es genügt schon, wenn man seine Eltern auf solche Weise verliert, vom Schiffbruch ganz zu schweigen. Diese Dinge brauchen ihre Zeit. Du solltest netter zu ihr sein.« Doch nun war sie wie verwandelt. Die Auseinandersetzung mit Cliff hatte gezeigt, daß dieses verkrampfte, nervöse Mädchen über eine ganze Menge Kampfesgeist verfügte, und die Tage mit Kate Stirling hatten sie offensichtlich aufgeheitert. Als sie die Pferde sattelten, um Pine Creek zu verlassen, plauderte Sibell angeregt mit Kate Stirling und vergewisserte sich, daß sie nichts von ihren Einkäufen vergessen hatte. Der Revolver war sicher in einer Satteltasche verstaut. Cliffs gemeine Bemerkung schien sie vergessen zu haben. Beim bloßen Gedanken daran stieg Zack Schamesröte in die Wangen. Dabei konnte er nicht einmal leugnen, daß er gesagt hatte, sie gehöre nicht hierher. Eine Erklärung hätte jedoch nur peinlich geklungen und die Sache noch verschlimmert. Offenbar war es ihr völlig gleichgültig, und das versetzte ihm merkwürdigerweise einen noch größeren Stich, als wenn sie es sich zu Herzen genommen hätte. »Sie sind ja fidel wie ein Fisch im Wasser«, sagte er zu ihr, und Kate lachte. »Der Frühling liegt in der Luft.« »Seit wann?« entgegnete Zack. Die Sonne stand bereits wie ein Feuerball über dem ausgedörrten Busch. »Haben Sie denn nichts von Ihrem Besucher erzählt?« nahm Kate Sibell auf den Arm. »Ein sehr stattlicher Gentleman hat ihr einen Besuch abgestattet.« »Wer?« fragte Zack überrascht. »Ein Freund aus Perth«, antwortete Sibell zuckersüß. »Sie kennen ihn sowieso nicht.« »Was tut er hier?« »Er ist Verwalter einer Goldbergwerksgesellschaft«, antwortete sie leichthin. »Ich habe ihn auf die Farm eingeladen. Sie haben doch nichts dagegen, oder?« Zack zuckte die Achseln. »Warum sollte ich?« Kates spöttisches Grinsen ärgerte ihn. »Beeilen Sie sich, Sibell. Wir haben einen weiten Weg vor uns. Und setzen Sie bitte Ihren Hut auf.«
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Die geringe Anziehungskraft, die Katherine bis dahin noch auf Logan ausgeübt hatte, war nun dahin, weshalb er sich um nichts anderes mehr kümmerte als um die Minen. Josie war zurzeit viel freundlicher. Oder vielleicht war auch er besserer Laune, weil ihm Sibell ständig im Kopf herumging. Er konnte sie einfach nicht vergessen. »Ich habe mir etwas überlegt«, sagte er zu Josie. »Hier ist es viel zu unbequem für dich. Ich hätte nicht gedacht, daß es hier so hart ist.« »Mach dir keine Vorwürfe, Logan. Ich wollte ja mitkommen«, antwortete sie. »Und es wird schließlich nicht ewig dauern.« Er nickte nachdenklich. »Schon, aber es heißt, daß diese trockene Hitze noch schlimmer wird, und bis zur Regenzeit gibt es keine Abkühlung mehr. Und wenn es erst einmal soweit ist, sind wir monatelang von der Außenwelt abgeschnitten.« »Wenn du vorhast, mich zu entmutigen, machst du deine Sache wirklich gut. Ich will gar nicht wissen, wieviel schlimmer es noch kommt. Ich versuche einfach nur, einen
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