Weites wildes Land
aufspielen wollen.« »Nein, stimmt nicht«, widersprach Cliff und hob sein Gewehr. »Schaut mal, was wir da drüben haben.« »O nein!« rief Zack aus, als zwei kräftige Schwarze mit riesigem, federbesetztem Kopfschmuck aus dem Schatten traten und ihre Speere auf sie richteten. Ohne sich umzuwenden, flüsterte Zack Sibell zu. »Wenn ich ›los‹ sage, reiten Sie, als ob der Teufel hinter Ihnen her wäre. Immer geradeaus und nicht stehenbleiben. Die Sonne muß genau auf Ihren Rücken zeigen, dann reiten Sie in der richtigen Richtung.« Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er sich an die beiden Aborigines wandte. »Ihr kommt doch vom Daly River!« rief er. »Was habt ihr hier zu suchen?« »Gewehre her!« schrie einer der Männer. »Kommt nicht in Frage« erwiderte Zack. »Ich gebe euch Lebensmittel. In meinem Lager habe ich viele Vorräte.« »Und viele weiße Männer«, schrie Cliff. »Ganz in der Nähe. Also benehmt euch.« Der Sprecher der Aborigines grinste und winkte mit dem Arm. Sofort bewegte sich der Busch in seiner Umgebung. Obwohl Sibell niemanden sehen konnte, hörte sie doch das Geräusch von Schritten im Unterholz. »Was gibst du mir für die Gewehre?« fragte Zack auf einmal, und der Anführer zögerte überrascht. Er warf seinem Stammesbruder einen fragenden Blick zu. Doch Zack ließ nicht locker. »Wir reden«, rief er. »Die Männer reden und schließen einen Handel ab, die Frau geht.« »Halten Sie Ihren Revolver gut fest«, sagte Cliff zu Sibell. »Und benützen Sie ihn, wenn es nötig ist.« »Habt ihr mich verstanden?« wiederholte Zack. »Die Frau geht.« Achselzuckend schwenkte der Schwarze den Speer. Sibell war entlassen. »Los!« schrie Zack und versetzte Sibells Pferd einen Klaps auf den Rumpf. Merry ließ sich nicht weiter bitten und stürmte los wie beim Pferderennen. Sibell hätte fast ihren Revolver fallen gelassen, so plötzlich setzte sich das Tier in Bewegung. Doch sie umklammerte die Zügel und bemühte sich, gleichzeitig das Pferd zu lenken und den Revolver einsatzbereit zu halten. Mit gesenktem Kopf raste das Pferd davon. Lachend sah der Aborigine zu, wie Sibell die Flucht ergriff. Dann wandte er sich wieder den Verhandlungen zu. »Ihr gebt die Gewehre her«, sagte er bestimmt. »Bist du der Boß?« fragte Zack, um Zeit zu gewinnen. »Bin der große Boß.« »Die Gewehre sind ohne Munition zu nichts nütze«, teilte Zack ihm mit und hob dabei ein Päckchen Patronen hoch. Gleichzeitig richtete er das Wort an Cliff. »Was meinst du? Sollten wir ihn und seinen Kumpanen einfach niederreiten?« »Das ist das Sicherste«, stimmte Cliff zu. »Wahrscheinlich wollen die Schwarzen nicht unbedingt riskieren, ihre eigenen Anführer mit dem Speer zu treffen.« Auch er nahm Patronen aus seinem Gewehr und warf eine nach der anderen auf die Lichtung. »Hier ist eure Munition.« Um noch mehr Verwirrung zu stiften, öffnete Zack sein Päckchen und verstreute Patronen nach allen Seiten. Gleichzeitig nickte er Cliff zu. Sie gruben ihren Pferden die Sporen in die Seiten und stürmten schießend los. Zack erschoß den Anführer, und Cliffs Pferd stieß den anderen Schwarzen beiseite, während sie unter dem Speerhagel in den Busch galoppierten. Der Ritt durch das Unterholz war nicht leicht. Sie mußten verfaulte Baumstämme überwinden, die sich ihnen wie Barrieren in den Weg legten, und Bäume umrunden. Eine Horde schreiender Aborigines folgte ihnen auf den Fersen. Als ob sie es vorher abgesprochen hätten, schlugen Zack und Cliff verschiedene Richtungen ein. Zack ritt ein ausgetrocknetes Flußbett entlang, wandte sich um und schoß auf zwei Schwarze, die plötzlich hinter ihm auftauchten. Mit einem Schrei fiel einer der Männer zu Boden, doch keiner seiner Stammesbrüder zeigte sich, obwohl einige Speere über Zacks Kopf hinwegsausten. Zack wußte, daß er sich seinen Verfolgern gegenüber im Nachteil befand, wenn er im Flußbett blieb, da sie von einer höhergelegenen Stelle ungehindert ihre Pfeile auf ihn abschießen konnten. Also versuchte er sein Glück und trieb sein Pferd die steile Böschung hinauf zur anderen Seite, auch wenn er wußte, daß er sich so ihrem Angriff aussetzte. Rings um ihn prasselten trotz der Entfernung Speere zu Boden, und er vermutete, daß die Schwarzen Woomeras benutzten, damit ihre tödlichen Waffen weiter flogen. Wie durch ein Wunder gelang es ihm trotzdem, den Gipfel der Anhöhe zu erreichen, wo er vom Pferd sprang. Er legte sich ins hohe Gras, ließ seinen Blick
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