Weites wildes Land
denn das Geld?« »Das ist eine Privatangelegenheit«, sagte Logan, der nicht die Absicht hatte, auch nur den kleinsten Hinweis auf seinen Fund bekannt werden zu lassen. »Das heißt gewöhnlich, daß ein Mann ein Geschäft im Kopf hat.« Crowley winkte ab. »Aber Ihrem Antrag hilft das nicht gerade weiter.« »Machen Sie sich nichts draus. Versuchen Sie es trotzdem«, sagte Logan. Auch die Minen bereiteten ihm Sorgen. Die chinesischen Kulis, die er eingestellt hatte, um den Abbau zu beschleunigen, arbeiteten zwar zu seiner Zufriedenheit, doch dann traten die anderen Männer in Streik. Sie weigerten sich, in den Berg einzufahren, und nahmen ihre Arbeit erst wieder auf, nachdem Logan die Chinesen ausgezahlt hatte. Außerdem fürchtete er die bevorstehende Regenzeit. Da er nicht wußte, was ihn erwartete, konnte er auch keine Pläne für die Zukunft schmieden. Einige Männer sagten nämlich, die Minen würden vollaufen und müßten in diesen Monaten geschlossen werden. Andere hingegen behaupten, das würde nur bei sehr starken Regenfällen nötig sein, was lediglich alle Jubeljahre einmal der Fall wäre. Einig waren sie sich allerdings darin, daß die Flüsse über die Ufer treten würden und daß die Regenzeit in Palmerston noch nie ausgeblieben war. Allmählich wurde ihm klar, daß sich nur wenige Menschen lange genug im Territory aufhielten, um eine zuverlässige Vorhersage abgeben zu können. Aus diesem Grund schickte er Jimmy Moon zu den Eingeborenen in der Umgebung, um von ihnen Genaueres zu erfahren. Doch als Jimmy mit der Erklärung zurückkehrte, es gebe acht Jahreszeiten, zuckte Logan die Achseln und richtete all seine Kräfte darauf, die Minenarbeiter zu möglichst harter Arbeit anzutreiben. Und dann war da noch Josie. Für ihn war es eine Erleichterung, daß sie aus Katherine abgereist war und nicht ständig um ihn herumwieselte. Ihre Heirat hatte von Anfang an unter einem schlechten Stern gestanden, war überschattet von Jack Cambrays Selbstmord und der feindseligen Haltung seines Sohnes. Logan hatte die Cambrays satt, und es paßte ihm gar nicht, daß Josie nicht nach Perth gefahren war. Seine Nächte waren nun erfüllt von Liebesträumen, die sich um Sibell rankten, um ihre jugendliche Schönheit, ihren aufregenden Körper und ihre hingebungsvolle Leidenschaft. Verglichen mit Sibell war Josie langweilig. Jetzt kam es ihm so vor, als wären die Liebesspiele mit ihr auf dem häßlichen alten Bett kaum der Mühe wert gewesen. Ihre erbärmlichen Wohnverhältnisse hatten sicher zu ihrem Unglück beigetragen, aber trotzdem gab Logan Josie die Schuld. Sie machte ihm das Leben mehr zur Hölle, als es einer Ehefrau eigentlich zustand. Es lag einzig an ihr, daß er für ihre Ehe keine Zukunft mehr sah. Warum hatte sie nicht den ersten Schritt getan und ihn verlassen? Also mußte er die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen. Da fiel ihm das voreilige Versprechen ein, das er Sibell bei seinem Abschied auf der Black Wattle Farm gegeben hatte, sich mit ihr so bald wie möglich an der Idle Creek Junction zu treffen. Ursprünglich hatte er vorgehabt, sie von Jimmy Moon abholen zu lassen, sobald er zu einer weiteren Goldlieferung in den Norden aufbrach. Aber das war jetzt zu gefährlich geworden; mittlerweile gab es auf der »Route«, wie die Einheimischen die Straße aus dem Süden nach Palmerston nannten, zu viele Leute, die ihn kannten. Irgend jemand würde es sich nicht entgehen lassen, Josies Namen zu erwähnen, und dann würde Sibell erfahren, daß er verheiratet war. Er lächelte, als er an Sibells Wutausbrüche dachte – das war es ja gerade, was er an ihr so reizvoll fand. Josie war immer so furchtbar verständnisvoll. Logan wußte, daß er etwas unternehmen mußte, wenn er Sibell halten wollte. Mit anderen Worten, er mußte Josie ein für allemal loswerden. Ihr Agent hatte für sie in Palmerston ein Haus gemietet, und ihren Briefen nach zu urteilen ging es ihr in der Stadt soweit ganz gut, außer daß sie ihn vermißte. Im Augenblick konnte er es sich leisten, für ihren Unterhalt aufzukommen. Wenn er seine eigene Mine erst einmal in Betrieb genommen hatte und das Geld hereinfloß, wollte er sie abfinden, sobald die Scheidung beschlossene Sache war. »Jetzt kommt es darauf an, die Zeit richtig zu nutzen«, sagte er sich, als er sich daranmachte, Josie den Brief zu schreiben, in dem er sie um die Scheidung bat. Er versicherte ihr, daß es ihr materiell an nichts fehlen würde. Vorausgesetzt, sie kehrte nach
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