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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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soll.« »Wenn man von schlechten Nachlichten splicht«, sagte er würdevoll, »ist man schon die Hälfte del Solgen los.« Und so erzählte sie Mr. Wang, daß Logan sie um die Scheidung gebeten hatte. In dem Aufruhr ihrer Gefühle brach sie erneut in Tränen aus. »Und dabei weiß ich gar nicht, warum? Was habe ich ihm angetan? Vielleicht will Gott mich immer noch strafen, weil ich gesündigt habe. Wie kann er sich nur von mir scheiden lassen? Ich liebe ihn doch, und das weiß er…« Wang Lee ließ sie reden. Schließlich wandte sie sich an ihn. »Was soll ich jetzt tun? Soll ich zurückfahren nach Katherine? Vielleicht ist er einfach nur zu lange allein. Dort draußen ist es schrecklich. Wenn ich zu ihm fahre, wird er sicher wieder anders denken. Aber er hat in dem Brief auch erwähnt, daß er aufs Land reiten und Gold suchen will. Vielleicht treffe ich ihn ja gar nicht mehr an. Ich muß ihm schreiben. Aber was soll ich antworten?« Allmählich wurde sie von Wut gepackt. »Was ist nur in ihn gefahren? Wie kann er mich um eine Scheidung bitten, nach all dem, was wir durchgemacht haben. Ich glaube, er hat dort draußen ein bißchen zuviel von der Sonne abgekriegt.« Er ließ sie ihre Fragen selbst beantworten, bis sie sich schließlich wieder an ihn wandte. »Was soll ich tun?« »Diesel einfache Mann aus China kann den Leuten nicht ins Helz sehen«, sagte er. »Abel ein einfachel Volschlag: Tun Sie nichts.« »Ich muß doch seinen Brief beantworten.« »Nein. Schleiben sie nicht.« Mit seinem zahnlosen Mund grinste er sie listig an. »Wenn Ihl Mann nichts hölt, macht el sich Solgen. El glaubt, del Blief ist velolen gegangen, und Sie wissen noch nichts von del Scheidung. Vielleicht denkt el dann einmal dalübel nach.« Er stand auf und verbeugte sich. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen!« Josie sprang auf. »Oh, natürlich, Mr. Wang. Es tut mir leid, daß ich Sie mit meinen Sorgen behelligt habe.« Nachdem er gegangen war, versuchte sie, einen Brief an Logan aufzusetzen. In der ersten Fassung schrieb sie von ihrer Liebe und dem Entsetzen, mit dem sie sein Ansinnen aufgenommen hatte. Die zweite war wütend gehalten. Und in der dritten weigerte sie sich, auf sein Scheidungsbegehren einzugehen. Erschöpft gab sie schließlich auf und goß sich Stattdessen einen Brandy ein, um ihre Nerven zu beruhigen. Da sie sich nicht entscheiden konnte, was sie Logan antworten sollte, war es vielleicht wirklich besser zu warten. Am folgenden Tag beschloß sie, Mr. Wangs Rat zu folgen und gar nichts zu unternehmen. Sollte Logan doch den nächsten Schritt tun. Statt ihm zu antworten, ging sie zur Bank und hob die Hälfte ihrer gemeinsamen Ersparnisse ab. Fünfhundert Pfund, ein Notgroschen für schlechte Zeiten.    
     
    * * *
     
    Jimmy Moon war unruhig. Er war nicht von so weither gekommen, um untätig in diesem langweiligen Lager der Weißen herumzusitzen. Den ganzen Tag schufteten sie in den Goldminen, und abends ließen sie sich mit Schnaps vollaufen. Dieser elende Schnaps! Dieses Zeug machte Jimmy angst; aus seinen Beobachtungen schloß er, daß es Gift enthielt, das die Männer in den Wahnsinn trieb. Und nicht zu vergessen: die Frauen auch. Am Morgen sah er mit grimmiger Genugtuung zu, wie sich die Arbeiter stöhnend, mit Kopfschmerzen und grünem Gesicht zur Arbeit schleppten. Er fragte sich, warum sie sich nicht an sein Lieblingsgetränk hielten, an Zitronensirup, der niemandem Schaden zufügte und süß wie Honig schmeckte. »Ich ziehe weiter, Boß«, erklärte er Logan, der erstaunt herumfuhr. »Wohin?« Jimmy wies nach Norden. »Vielleicht in diese Richtung. Die große Wanderung ist beinahe zu Ende.« »Das wird dem Sergeant aber gar nicht gefallen. Du hast für ihn ganze Arbeit geleistet.« Das wußte Jimmy nur zu gut. Er hatte zwei Männer aufgespürt, die aus einem Gefängnis entflohen waren, und mit Hilfe seines untrüglichen Orientierungssinns für zahlreiche Fremde als Führer gewirkt. Doch der Sergeant war noch immer wütend auf ihn, weil er sich weigerte, die Eingeborenen vom Daley River zu suchen, die zwei Weiße angegriffen hatten. »Ich verfolge keine Aborigines«, hatte er kategorisch erklärt. »Darfst du nicht oder willst du nicht?« hatte der Sergeant bissig nachgefragt. Aber Jimmy war ihm die Antwort schuldig geblieben. Er hatte es sich zur Regel gemacht, nicht mit Weißen zu streiten; sein Schweigen stürzte sie gewöhnlich in Verwirrung, und so kamen sie nicht auf den Gedanken, ihn zu schlagen. Denn im

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