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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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allgemeinen riskierte ein Schwarzer, der ihnen die Stirn bot, eine gehörige Abreibung, und mehr als einmal war Jimmy die Rolle zugefallen, die Opfer in Sicherheit zu bringen. Dann hatte er ihnen ans Herz gelegt, zukünftig den Mund zu halten. Obwohl er gelernt hatte, in der Welt der Weißen zu überleben, glimmte in ihm noch immer ein erbitterter Haß gegen ihre Rasse. Grausam und unersättlich hatten sie die Eingeborenen in der Umgebung von Perth vertrieben. Und hier tobte ein Buschkrieg, denn die Schwarzen in dieser Gegend waren gute Kämpfer. Jimmy hatte vor dem Polizeirevier eine Unterhaltung belauscht, in der die Männer davon sprachen, daß sie die Schwarzen jagten wie Tiere. Und dabei hatten sie gelacht. Aber wenn ein paar Weiße in einen Speer der Eingeborenen liefen, war sofort die Hölle los. Und der Sergeant hatte recht. Niemals würde Jimmy einen Schwarzen verfolgen, und außerdem konnte er es mit den Schwarzen am Daley River auf ihrem angestammten Boden ohnehin nicht aufnehmen. Viel lieber wollte er sie als friedlicher Mann besuchen, denn er bewunderte ihre Taten. Da sie vor den Weißen keine Angst hatten, sich ihnen offen stellten und nicht zurückwichen, wie sein eigenes Volk es getan hatte, waren sie Männer ganz nach seinem Geschmack. Logan schien schon wieder vergessen zu haben, daß Jimmy aufbrechen wollte. »Geh zum Laden und frag nach, ob Briefe für mich eingetroffen sind.« Gehorsam trollte sich Jimmy davon. Als er den Laden betrat, grinste der Besitzer ihn an. »Das gleiche wie immer?« »Ja.« Jimmy legte drei Pence auf den Ladentisch und nahm seine Flasche Sirup entgegen. »Haben Sie Post für Logan?« Der Ladeninhaber blätterte die Briefe durch, die in einer Teedose steckten. »Ja, hier ist einer von seiner Frau.« Jimmy brachte Logan den Brief. Dieser geriet offensichtlich in Wut, als er ihn las. Jimmy hatte nämlich noch nie miterlebt, daß Logan wie ein Berserker durchs Zimmer tobte und fluchte. »Ich gehe jetzt«, erinnerte ihn Jimmy, der an Logans Auftritt keinen Gefallen fand. »Warte noch einen Augenblick«, sagte Logan. »Findest du den Weg zur Black Wattle Farm? Das ist dort, wo Miss Sibell lebt.« »Ja, aber sicher«, antwortete Jimmy. »Gut. Sie soll ein Geschenk von mir bekommen.« Logan öffnete eine kleine Zinntruhe und nahm einen weichen, rosafarbenen Schal heraus. »Den hat eine der Frauen hier gehäkelt, und ich habe ihn für Sibell gekauft. Bis jetzt hatte ich noch nicht die Zeit, ihn ihr zu bringen, also erledige du das bitte für mich.« »Alles klar«, sagte Jimmy, was für ihn immer ein Ausdruck großer Freude war. »Sie mögen Missibel gern, nicht wahr?« »Ja«, gab Logan zu. »Machen Sie sie zu Ihrer zweiten Frau?« »Himmel, was denkst du! Paß auf, du darfst ihr nichts von Josie erzählen. Sibell weiß nicht, daß ich schon verheiratet bin.« »Was spielt das für eine Rolle? Ein Mann hat nun mal zwei Frauen. Und Sie sind reich genug.« »Das spielt eine große Rolle. Um Himmels willen, hör mir zu. Ich habe Josie fortgeschickt.« »Dann sind Sie auch nicht verheiratet.« Logan seufzte und drehte sich eine Zigarette. »Tu mir den Gefallen und sprich nicht über Josie. Sibell würde wütend werden. Eifersüchtig.« »Aha.« Das verstand Jimmy. Eifersüchtige Frauen konnten sehr böse werden und sich gegenseitig die Köpfe einschlagen. »Ich sage kein Wort, Boß.« »Gut.« Logan wickelte den Schal in braunes Packpapier. »Steck ihn in deinen Ranzen. Und paß gut auf, daß er nicht naß wird.« Und so nahm Jimmy seine Wanderung wieder auf. Er hatte keine Eile und sah sich alles genau an. Es kam ihm nicht in den Sinn, daß Logan von ihm erwartet hatte, er würde geradewegs zur Black Wattle Farm gehen. Stattdessen schlug er die entgegengesetzte Richtung ein – den Weg durch die traumhafte Schlucht am Katherine River mit ihrem überschäumenden Wildwuchs und Tierbestand, die ihm Nahrung im Überfluß liefern würden. Außerdem lebte dort die Familie der Krokodilwesen, die er sich schon immer ansehen wollte. Er schloß sich einigen Mitgliedern des dort ansässigen Stammes der Gajadu an, die ihm nur zu gern das fremde Land weiter nördlich zeigten. Nachdem er von den dunkelhäutigen Bewohnern dieses Landes alles Erdenkliche gelernt hatte, wollte er Missibel besuchen und anschließend in das abenteuerliche Gebiet am Daley River aufbrechen. Von dort, so hatte man ihm gesagt, konnte er den Ozean erreichen, und damit sollte seine Wanderung quer durch den Kontinent ihren

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