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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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doch in dieser stürmischen Nacht. Die Löwen hingegen strahlten Schutz und Stärke aus, und Sam Lim fühlte sich wieder beruhigt. Der riesige Bronzegong am Eingang ließ ein klagendes Summen ertönen, und um sie herum flackerten Hunderte von Kerzen, von denen einige durch den starken Wind erloschen. Sam Lim fragte sich, ob das für die vielen Gläubigen, die sie angezündet hatten, ein schlechtes Omen war.    
     
    * * *
     
    Josies Sorgen verflogen in dem Moment, als sie die Tür öffnete. Weihnachten! Sie hätte wissen müssen, daß Logan ihr am Weihnachtsabend einen Besuch abstatten würde. Also hatte er sie doch nicht im Stich gelassen! »Du bist ja völlig durchnäßt!« rief sie aus. »Komm herein.« Zwar roch er nach Alkohol, aber heute war schließlich ein Feiertag, und man konnte einem Mann einen Schluck mit seinen Freunden wohl kaum übel nehmen. Während sie ihn rasch ins Schlafzimmer schob, redete sie unentwegt. »Zieh die nassen Sachen aus. Wie dumm bin ich gewesen, Logan. Ich hätte dich nicht mit meinen Klagen belasten dürfen. Sieh dich um, ist es nicht ein hübsches Haus? Warte, bis es draußen hell ist – die wunderschönen Gärten. Wenn dieser Regen erst einmal vorbei ist, wirst du mir beipflichten. Den ganzen Tag habe ich schon mit dir gerechnet, und ich habe uns ein einfaches Weihnachtsessen gekocht. Es dauert nicht lange, es aufzuwärmen.« Er zog sich aus und griff nach dem Handtuch, das sie ihm hinhielt. »Hast du was zu trinken im Haus?« »Aber ja doch. Ich habe deinen Lieblingswhisky gekauft und etwas Weißwein. Gib mir die nassen Sachen, ich hänge sie über den Herd. Hier haben wir eine Küche, die im Haus liegt, wie auf der Cambray-Farm. Viel besser als die Hütte in Katherine, oder nicht?« »Ich trinke einen Whisky«, knurrte er, und sie eilte los, um ihm einen zu holen. Sie maß ihn mit dem Whiskyglas, das sie auf dem Markt gekauft hatte, ab und gab noch ein paar Tropfen hinzu, um ihm eine Freude zu machen. Nach den unwirtlichen Bedingungen in Katherine wollte sie, daß ihm das Haus gefiel und daß er sich wohl fühlte. Er saß nackt auf der Bettkante und hing seinen Gedanken nach. Sie reichte ihm den Whisky und brachte ihm dann seine Rauchsachen. »Schau, was ich für dich besorgt habe. An dieser Tabakdose befindet sich eine Vorrichtung zum Zigarettendrehen, und die aufgerauhte Stelle an der Seite ist dazu da, um ein Streichholz anzureißen. Ich frage mich, was die noch alles erfinden werden.« Er drehte sich eine Zigarette, und Josie reichte ihm eine kleine zylinderförmige Dose mit Wachsstreichhölzern. »Woher hast du die?« fragte er und betrachtete die chinesischen Schriftzüge auf der Dose. »Von deinen schlitzäugigen Freunden?« »Nein.« Sie lachte verlegen auf. »Die bekommt man hier überall. Ich benütze sie auch zum Herdanzünden.« Sie sammelte seine nassen Kleider auf, trug sie in die Küche und hängte sie auf den Ständer neben dem Herd. Den ganzen Tag hatte sie sich bemüht, den Ofen am Brennen zu halten, obwohl trockenes Holz zur Zeit schwer aufzutreiben war. Aber sie hatte gewußt, daß er kommen würde. An Weihnachten kommen alle nach Hause; wohin sollten sie sonst gehen? Zu gerne hätte sie ihm erzählt, daß sie einen Brief von Ned bekommen hatte. In wenigen Zeilen teilte er ihr mit, er werde die Feiertage bei Schulfreunden in Perth verbringen. Aber immerhin hatte er ihr Weihnachtsgrüße geschickt. Der Brief hatte steif geklungen und schien dem Jungen nicht leicht gefallen zu sein, doch für Josie war er das schönste Weihnachtsgeschenk, das sie sich hätte wünschen können. Allerdings war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um über Ned oder die von Logan eingeforderte Scheidung zu sprechen. Josie beschloß, diese Themen unter allen Umständen zu vermeiden. Wieder einmal überlegte sie, daß Logan vielleicht nicht ganz Herr seiner Sinne gewesen war. Wie der Pfarrer der St.-John-Kirche ihr erzählt hatte, kam so etwas häufig vor: Das gefährliche Leben in der Wildnis und die harte Arbeit in diesem Klima zehrten an den Kräften der Männer. Auf seine Bitte hin brachte sie ihm noch einen Whisky. »Ich habe eine gebratene Ente im Ofen«, erzählte sie ihm begeistert. »Sie war fast gar, als ich sie herausgeholt habe, also müssen wir nicht mehr lange warten. Und ich habe Kartoffeln und Kürbis mitgekocht.« »So, das ist also das Haus«, sagte er und sah sich im Dämmerlicht der Nachttischlampe um. »Nicht gerade ein Palast.« »Im Moment siehst du nicht

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