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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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waren bei den Männern, die Digger Jones halfen, die zerbrochenen Fenster zu verbarrikadieren, während die Frauen Schutz suchten. Doch für Lorelei, die weinend in einer Ecke kauerte, war es zu spät. Glasscherben waren ihr mit voller Wucht ins Gesicht geflogen. Nun versuchte sie in heller Angst die Splitter zu entfernen, indem sie in ihrem blutverschmierten Gesicht nach ihnen tastete. Immer wieder schnitt sie sich dabei in die Finger. John Trafford stolperte zu ihr hinüber. »Lorelei! Sie sind’s! Um Gottes willen, kommen Sie von dieser Wand weg. Sie kann jeden Augenblick einstürzen.« »Nein!« schrie sie. »Lassen Sie mich in Ruhe. Gehen Sie weg!« In ihrer Todesangst dachte sie nur daran, ihr Gesicht zu schützen. Wenn sie nur all diese kleinen Splitter, die ihr wie Messer in die zarte Haut schnitten, herausziehen konnte, war ihr Gesicht vielleicht gerettet. John packte sie bei der Hand und spürte das Blut. »Sie sind ja verletzt!« rief er. »Wo?« Doch Lorelei kauerte sich nur noch tiefer in ihre Ecke und war nicht von ihrem Vorhaben abzubringen. Als sie vorsichtig mit den Fingern tastete, entdeckte sie noch mehr Scherben. John wußte, daß Michael in der Nähe sein mußte, und rief nach ihm. »De Lange! Wo sind Sie? Lorelei ist verletzt. Hier drüben!« Wenn es nötig werden sollte, würde er sie mit Gewalt wegschleppen. »Und mein Kleid ist auch verdorben«, schluchzte sie und zuckte zusammen, als sich ein Glassplitter einfach nicht lösen wollte. »Was ist?« fragte er ängstlich und ärgerte sich, daß er nichts sehen konnte. Er versuchte, den Arm um sie zu legen. Doch wie ein scheues Tier wich sie vor ihm zurück. »Um Gottes willen, schubsen Sie mich nicht.« Michael kämpfte sich durch den Sturm zu ihnen hinüber. »Helfen Sie mir, Lorelei von hier fortzuschaffen.« John spürte neue Windstöße von oben, als das Dach anfing, sich zu lockern. Im gleichen Moment gab die Wand nach. Er warf sich über Lorelei, während Holzbalken an ihm vorbeigeschleudert wurden. Aber zu spät. Ein schwerer Pfosten stürzte auf ihn und brach ihm das Genick. »Was ist das?« schrie Michael, als eine finstere Masse auf ihn zugestürzt kam. Sie zerschmetterte ihm die Brust und begrub ihn unter sich. Er hatte seinen letzten Atemzug getan. Zack wurde mit solcher Wucht gegen einen Tisch geschleudert, daß ihm einen Moment lang der Atem stockte. Dann aber kroch er durch den Sturmwind zum Colonel hinüber, der um Hilfe schrie. »Sind Sie verletzt?« fragte er. »Nein, nur eingeklemmt«, antwortete Puckering wütend. »Aber die kleine Mai Lee liegt irgendwo hier unten.« Zack, dem es nicht gelang, sich gegen die Gewalt des Sturms zu stemmen, zerrte an den Trümmern. »Gehen Sie in Deckung, Mann!« schrie Puckering, aber Zack ließ nicht locker. Er zog tropfnasse Balken und bleischwere Zementklumpen weg, bis der Colonel befreit war. Schließlich konnten sie auch Diggers schluchzende Frau unter dem Schutthaufen hervorziehen. »Sie erholt sich schon wieder«, meinte Puckering. »Nichts weiter als eine Beule am Kopf.« »Haben Sie Sibell gesehen?« fragte Zack. »Oder Maudie?« »Nein, aber ich glaube, ich habe Lorelei schreien hören. Doch ich kann sie nicht finden.« »O mein Gott.« Zack lag immer noch keuchend vor Erschöpfung am Boden. Inzwischen befanden sie sich inmitten der Trümmer des Hotels unter freiem Himmel. Es war stockfinster, und der prasselnde Regen ließ nicht nach. Zack versuchte, sich aufzurappeln. Er robbte auf dem Bauch weiter, aber es war, als wollte man durch eine Müllhalde kriechen. Ständig schnitten ihm Nägel und irgendwelche spitze Gegenstände die Hände auf. Irgendwo schrie jemand um Hilfe. Also fing er wieder an zu graben. Allerdings mußte er bald entmutigt feststellen, daß es sinnlos war: Jedes Stück Holz, jedes Teil von einem Möbel, das er aus dem Trümmerhaufen zog, wurde ihm vom Sturm sofort aus der Hand gerissen und verwandelte sich in ein gefährliches Wurfgeschoß. Schließlich gab er auf. Er ließ sich auf den Boden sinken, bedeckte das Gesicht mit den Händen und wartete, bis der Zyklon endlich nachlassen würde.    
     
    * * *
     
    Die gottesfürchtigen Seelen hatten in der Kirche Schutz gesucht, während die Sünder auf der anderen Straßenseite hinter den dicken Mauern und den vergitterten Fenstern des Bijou beteten, daß sie verschont bleiben würden. Ihre Gebete wurden erhört. Paddy O’Shea, Vorarbeiter der Corella Downs, dem seine Pferde wichtiger waren als seine Mitmenschen,

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