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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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Lorelei zuwandte. »Sie lebt noch!« rief sie. »Jetzt vorsichtig.« Hilda hatte sich in die schmale Lücke gezwängt und stützte Loreleis Gesicht, so daß es nicht über den Boden geschleift wurde. »Nun zieht sie raus«, sagte sie. »Vorsichtig! Ganz vorsichtig!« Gleichzeitig rutschte sie selbst zurück, bis sie über Lorelei draußen vor dem Trümmerhaufen lag. »Geschafft!« Erleichtert atmete der Colonel auf und ließ den Balken sinken. »Wie geht es ihr?« fragte er, als Hilda sich über Lorelei beugte, um sie zu untersuchen. »Ganz gut. Ich glaube, es ist nichts gebrochen. Aber sie hat ein paar scheußliche Schnittwunden. Und sie ist wach. Sie steht nur noch unter Schock.« Sie nahm Loreleis Kopf auf den Schoß. »Alles vorbei, meine Kleine. Haben Sie irgendwo Schmerzen?« »Gehen Sie weg!« flüsterte Lorelei. »Lassen Sie mich allein.« Auch Sibell war zu Tode erschrocken, denn Loreleis Gesicht war eine blutige Masse. »Sie muß sofort ins Krankenhaus«, sagte Hilda ruhig. »Wenn der Laden überhaupt noch steht.« »Mein Gesicht!« flüsterte Lorelei, aber Hilda hielt ihr die Hände fest. »Fassen Sie ihr Gesicht nicht an, wir kümmern uns darum, daß alles wieder in Ordnung kommt.« Doch als sie Sibell ansah, stand Zweifel in ihrem Blick.    
     
    * * *
     
    Entsetzt vom Ausmaß der Zerstörung lief Zack durch die Stadt, die einer Mondlandschaft glich. Er mußte gestürzte Bäume umrunden und rutschte immer wieder auf feuchtem Laub aus. Dann kam er an einem kleinen Grüppchen Menschen vorbei, das eine Frau auf einem Schubkarren vor sich herschob. Andere durchsuchten die Ruinen, und wieder andere standen nur da und betrachteten stumm das, was einmal ihr Zuhause gewesen war. Eine Frau packte ihn am Arm. »Mein Pferd. Können Sie mir helfen, daß es aufsteht?« Zack warf einen kurzen Blick auf das Pferd, das ein gebrochenes Bein hatte. »Besorgen Sie sich ein Gewehr und erschießen Sie es!« Einige Bäume standen noch, aber trotzdem war der Blick aufs Meer, der früher von Häusern verstellt gewesen war, nun frei. Auf einmal dämmerte ihm, daß er an seinem eigenen Haus vorbeigegangen war – oder vielmehr an der Straße, wo es einmal gestanden hatte. Also lief er zurück, bis er die verstreuten Pfähle des geborstenen Zauns und die kräftigen Büsche im Garten erkannte. Das Haus jedoch war in sich zusammengestürzt. Voller Angst fing er an zu rufen, und er befürchtete schon, Wesley und die Mädchen könnten unter dem Haus begraben sein. Er begann, Trümmer beiseite zu räumen, war fest dazu entschlossen, die Ruine eigenhändig Brett um Brett abzutragen, bis er sie gefunden hatte. Zwei Männer ritten vorbei, und er rief ihnen zu, sie sollten ihm helfen. Doch sie achteten nicht auf ihn. Rory Jackson und Buster Krohn hatten nicht vor anzuhalten, mochte um Hilfe rufen, wer da wollte. Als der Wind sich zum Zyklon entwickelt hatte, waren die Gefängnistore geöffnet worden, damit die Häftlinge selbst Schutz suchen konnten. Rory und Buster liefen nicht weit. Da sich die beiden gerissenen Halunken im Gefängnis gut auskannten, versteckten sie sich an dem einzig sicheren Ort, den es gab: der Nische unter dem Galgen. Man hatte einen Schuppen gebaut, damit die Hinrichtungen unter Ausschluß der Öffentlichkeit nur in Anwesenheit geladener Gäste stattfinden konnten. In der Mitte dieses Schuppens stand der Galgen, und darunter befand sich eine Falltür. Nachdem der Befehl zur Hinrichtung erteilt worden war, öffnete sich diese Falltür, und das Opfer fiel mit einem scharfen Ruck nach unten in den sicheren Tod und baumelte dann über der Nische. Da Rory und Buster nicht abergläubisch waren, hielten sie die Nische für ein gutes Versteck, und sie hatten recht. Der Schuppen wurde dem Erdboden gleichgemacht, aber in der Nische waren sie sicher. Bei Morgengrauen wanderten sie durch die Straßen und suchten Pferde. Zu ihrer Enttäuschung stand das Gerichtsgebäude noch, doch das trieb sie bei ihrer Flucht nur zu noch größerer Eile an. Zwar waren sie sich fast sicher, daß sie ungeschoren davonkommen würden, besonders wenn man Logan Conal dazu bringen konnte, den Mund zu halten. Aber warum sollten sie warten, bis es soweit war? Gott selbst hatte ihnen diese Chance gegeben. Also war es das beste, so schnell wie möglich zu verschwinden. Sie fingen zwei Pferde ein, suchten sich in den Überresten einer Kolonialwarenhandlung Sättel und Proviant zusammen – wobei sie sich nicht um die Hilfeschreie und das Durcheinander

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