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Weizenwampe

Weizenwampe

Titel: Weizenwampe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Davis
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Wirkungen. 9
    Erst lange nach der Einführung der Gentechnik kam man auf die Idee, die Sicherheit genetisch veränderter Pflanzen zu überprüfen. Der Aufschrei der Öffentlichkeit zwang die internationale Landwirtschaft zur Entwicklung von Leitlinien wie dem Codex Alimentarius von 2003, an dem die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen und die Weltgesundheitsorganisation WHO mitgewirkt haben. Auf diese Weise soll ermittelt werden, welche neuen, gentechnisch veränderten Produkte auf ihre Sicherheit hin überprüft werden müssen, was für Testreihen durchzuführen sind und was überhaupt gemessen werden soll.
    Doch schon Jahre zuvor hatten Bauern und Gentechniker zehntausendfach mit Weizen experimentiert. Zweifellos können auch spontane genetische Veränderungen, die erwünschte Eigenschaften wie eine bessere Dürreverträglichkeit oder besseres Aufgehen des Teigs erzeugen, mit Proteinveränderungen einhergehen, die Auge, Nase und Zunge nicht wahrnehmen. Auf diese Nebenwirkungen hat jedoch niemand geachtet. Nach wie vor wird mit immer neuen Bemühungen neuer »synthetischer« Weizen erzeugt. Zwar gilt Hybridweizen noch nicht als gentechnisch verändert, weil keine gezielten technischen Eingriffe stattfinden, aber der Grat ist schmal. Hybridweizen besitzt zumindest das Potenzial, bestimmte Gene an- oder abzuschalten, die nichts mit der eigentlich beabsichtigten Wirkung zu tun haben. Dadurch entstehen einzigartige Eigenschaften, die bisher nicht vollständig identifizierbar sind. 10
    Die Veränderungen beim Weizen, die unerwünschte Wirkungen auf den Menschen haben könnten, sind daher nicht auf gentechnische Eingriffe beschränkt, sondern beruhen auf den Kreuzungsexperimenten, die bereits stattgefunden haben. Auf diesem Wege sind in den letzten 50 Jahren Tausende neuer Sorten völlig ungeprüft in den Handel und in unsere Lebensmittel gelangt. Diese Entwicklung hat für die menschliche Gesundheit eine so grundlegende Bedeutung, dass ich sie wiederholen möchte: Trotz aller genetischer Veränderungen, die Hunderte, wenn nicht Tausende seiner ursprünglichen Eigenschaften betrafen, ist der moderne Weizen weltweit ein zentraler Bestandteil der menschlichen Ernährung, ohne dass je die Frage aufkam, ob er überhaupt noch zum Verzehr geeignet ist.
    Da Experimente für Hybridweizen keine Tierversuche oder Kontrollstudien am Menschen erfordern, ist nachträglich nicht mehr nachvollziehbar, wo, wann und wie die Sorten entstanden sind, welche die unerwünschten Wirkungen des Weizens vermehrt haben. Unbekannt ist auch, ob nur ein Teil der Hybridsorten oder alle als potenziell gesundheitsschädlich einzustufen sind.
    Die wachsende genetische Vielfalt, die mit jeder neuen Kreuzungsrunde einsetzte, kann von enormer Bedeutung sein. Nehmen wir zum Vergleich den Menschen: Männer und Frauen sind genetisch weitgehend identisch, wobei die Unterschiede in erster Linie für angeregte Diskussionen sowie für romantische Gefühle sorgen. Der entscheidende Unterschied zwischen Männern und Frauen – ein Bündel, das nur einem einzigen Chromosom entspricht, nämlich dem winzigen männlichen Y-Chromosom samt seiner wenigen Gene – hat über Jahrtausende das Leben der Menschheit geprägt, berühmte Dramen und die tiefe Kluft zwischen Homer und Marge Simpson hervorgebracht.
    Genauso ergeht es dem von Menschen gezüchteten Gras, das wir nach wie vor als »Weizen« bezeichnen. Genetische Veränderungen, die durch viele Tausende, menschlich forcierte Kreuzungen entstanden, haben sich grundlegend auf die Zusammensetzung, das Erscheinungsbild und die Verarbeitungseigenschaften ausgewirkt – was nicht nur für Bäcker und Nahrungsmittelkonzerne von elementarer Bedeutung ist, sondern wahrscheinlich auch für unsere Gesundheit.

3. Vollkornweizen im Detail
    Ob eine Scheibe Weizenvollkornbrot oder ein Stück Biskuitrolle – was essen Sie wirklich? Jeder weiß, dass das Stückchen Kuchen einfach eine stark verfeinerte, süße Köstlichkeit ist, doch wir haben gelernt, dass das Vollkornbrot unserer Gesundheit zuträglicher ist, weil es Ballaststoffe, B-Vitamine und jede Menge komplexer Kohlenhydrate liefert.
    Auch hier wird uns ein Teil der Geschichte verschwiegen. Werfen wir also einmal einen Blick ins Innere des Weizens, damit wir besser verstehen, warum er – unabhängig von Form, Farbe, Fasergehalt und biologischem oder konventionellem Anbau – sehr eigentümliche Wirkungen auf den Menschen entfalten kann.
    Weizen

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