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Weizenwampe

Weizenwampe

Titel: Weizenwampe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Davis
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dass viele Erwachsene weit mehr als diese 60 Kilo zu sich nehmen.
    In Deutschland ist der Pro-Kopf-Verbrauch an Getreide zwischen 1995 und 2006 um durchschnittlich 1,9 Kilo pro Jahr gestiegen, was insbesondere auf den gestiegenen Außer-Haus-Verzehr zurückgeht (belegte Brötchen und Baguettes, Hamburger usw.). Der Durchschnittdeutsche isst pro Jahr mittlerweile rund 85,9 Kilo Backwaren, davon circa zehn Prozent Roggenbrot, und zusätzlich 11,5 Kilo Nudeln und Reis. 17, 18 Der Vollkornanteil blieb dabei insgesamt stabil bei circa fünf Prozent. 19
    Säuglinge essen Weizengrieß, Kinder essen Weizennudeln, Jugendliche und Erwachsene und alte Leute essen Weizen, jeder auf seine Weise. Ob Babynahrung, Butterkekse, Schulbrot, Spätzle, Pizza, Toastbrot oder Milchbrötchen – am Ende ist es immer dasselbe. Und diese Mengen verzehren wir in der Regel in Form des klammheimlich eingeführten Triticum aestivum mit seinen ertragreichen, kurzen Halmen und den neuen Glutenzusammensetzungen, die der Mensch erst seit wenigen Jahren kennt.
    Aus physiologischer Sicht ist die Beziehung zwischen Weizen und Diabetes absolut logisch: Unsere Ernährung ist von Weizenprodukten dominiert, die den Blutzucker stärker erhöhen als praktisch alle anderen Lebensmittel. Damit steigen auch Werte wie HbA1c, das anhand der Zahl der »verzuckerten« Blutkörperchen Rückschlüsse auf den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel während der letzten 60 bis 90 Tage gestattet. Das mehrmals tägliche Auf und Ab von Blutzucker und Insulin fördert die Bildung von Eingeweidefett. Dieses Fett – die Weizenwampe – hängt eng mit Insulinresistenz zusammen, die ihrerseits den Glukose- und Insulinspiegel in die Höhe treibt. 20
    In der Frühphase von zunehmendem Bauchfett und Diabetes erhöht sich die Anzahl der insulinproduzierenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse um 50 Prozent, um den enormen Insulinbedarf des insulinresistenten Körpers zu decken. Aber auch diese Anpassungsreaktion hat ihre Grenzen.
    Ein hoher Blutzuckerspiegel wie zum Beispiel nach dem morgendlichen Marmeladenbrötchen wirkt auf die insulinproduzierenden Beta-Zellen geradezu »glukotoxisch«, weil er diese Zellen tatsächlich schädigt. 21 Je höher der Blutzucker, desto massiver der Schaden an den Beta-Zellen. Dieses Phänomen setzt bereits bei einem Blutzuckerspiegel von 100 mg/dl ein, der bei Ärzten vielfach noch als normal gilt. Schon zwei Scheiben Vollkornweizentoast mit fettarmer Putenbrust lassen den Blutzucker bei einem nicht-diabetischen Erwachsenen zunächst auf 140 bis 180 mg/dl ansteigen. Das ist mehr als genug, um ein paar wertvolle Beta-Zellen zu erledigen – die nie wieder nachwachsen.
    Aber auch erhöhte Triglyzeride und Fettsäuren, die bei wiederholtem Kohlenhydratverzehr entstehen, schädigen die empfindlichen Beta-Zellen. Hier spricht man von Lipotoxizität. Zur Erinnerung: Eine kohlenhydratbetonte Ernährung erhöht die Anzahl der LDL-Partikel und der Triglyzeride, die sowohl nach den Mahlzeiten als auch zwischen den Mahlzeiten vorhanden bleiben und die Einwirkung »giftiger« Fette auf die Bauchspeicheldrüse verstärken.
    Hinzu kommen Schäden durch andere entzündliche Faktoren wie Oxidationsprozesse, Leptin, verschiedene Interleukine und den Tumornekrosefaktor, die aus dem Bauchfett stammen und mit Prädiabetes und Diabetes einhergehen. 22
    Mit der Zeit und durch wiederholte Knockouts durch Glukotoxizität, Lipotoxizität und Entzündungsfaktoren leiden die Beta-Zellen. Sie sterben allmählich ab, bis nicht einmal mehr die Hälfte der ursprünglichen Anzahl vorhanden ist. 23 Dann ist der Diabetes nicht mehr rückgängig zu machen.
    Kohlenhydrate, insbesondere solche aus Weizenprodukten, die Blutzucker und Insulin extrem in die Höhe treiben, setzen also eine wahre Kaskade an Stoffwechselerscheinungen in Gang, die letztlich dazu führt, dass die Bauchspeicheldrüse irreversibel die Fähigkeit verliert, Insulin zu erzeugen: das Vollbild des Diabetes.
    Kohlenhydrate gegen Kohlenhydrate?
    Bis in die Jungsteinzeit bestand das Frühstück für den Menschen in der Regel aus Fisch, Reptilien, Vögeln oder anderem Wild (mitunter auch roh), Eiern, Blättern, Wurzeln, Beeren oder Insekten. Heute bevorzugen viele eine Schale Frühstücksflocken aus Weizenmehl, Maisstärke, Haferflocken, Glukose-Fruktose-Sirup und Zucker. Das steht natürlich nicht auf der Packung, sondern irgendein netter, nach Möglichkeit englischer Name wie Crunchy Health Clusters oder Fruity

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