Weizenwampe
Munchy Squares , der modern, verspielt und doch irgendwie noch ganz gesund klingt. Oder es gibt das bereits erwähnte Marmeladenbrötchen. Oder ein Toastbrot mit Honig. Oder auch mal ein Roggenbrot mit fettarmem Käse. In jedem Fall gönnen wir uns morgens einen kräftigen Schub Kohlenhydrate, als Auftakt für den Tag.
Da uns das Leben in der Regel weniger körperliche Anstrengung abverlangt (wann haben Sie zum letzten Mal ein Tier gehäutet, zerlegt, Holz für den Winter gehackt oder Ihre Wäsche von Hand im Fluss gewaschen?) und Essen jederzeit und überall verfügbar ist, sollte das Auftreten von Überflusskrankheiten nicht überraschen.
Niemand wird Diabetiker, weil er zu viel selbst erlegtes Wildschwein, Knoblauch oder eigenhändig gesammelte Beeren in sich hineinstopft. Dasselbe gilt für ein Übermaß an Gemüseomelettes, Lachs, Grünkohl, Paprikaschnitzen und Gurkendips. Aber sehr viele Menschen werden Diabetiker, weil sie zu viele Kekse, Kuchen, Frühstücksflocken, Waffeln, Salzgebäck, Croissants, Brötchen und Nudeln essen.
Denn was den Blutzucker am stärksten ansteigen lässt, erzeugt auch Diabetes. Zum Rekapitulieren: Kohlenhydrate veranlassen die Bauchspeicheldrüse, Insulin auszuschütten. Das fördert die Bildung von Bauchfett. Bauchfett erzeugt Insulinresistenz und Entzündungen. Hohe Blutzuckerwerte, Triglyzeride und Fettsäuren schädigen die Bauchspeicheldrüse. Nach jahrelanger Überlastung erliegt die Bauchspeicheldrüse dem Dauerbeschuss durch Zucker, Fette und Entzündungen und ergibt sich dem »Burnout«. Ab diesem Zeitpunkt hat der Körper zu wenig Insulin, und der Blutzucker steigt. Das ist Diabetes.
Deshalb setzt die Behandlung auch stufenweise ein. In frühen Phasen erhalten die Betroffenen Arzneimittel wie Pioglitazon zur Senkung der Insulinresistenz. Metformin, ebenfalls eine Arznei für frühe Krankheitsstadien, drosselt die Glukoseproduktion durch die Leber. Wenn die Bauchspeicheldrüse irgendwann kein Insulin mehr erzeugen kann, muss der Patient schließlich Insulin spritzen.
Zur Vorbeugung und Behandlung von Diabetes, einer Krankheit, die in erster Linie durch Kohlenhydratverzehr entsteht, empfiehlt man üblicherweise … mehr Kohlenhydrate.
Früher habe ich meinen diabetischen Patienten die Diätempfehlungen der amerikanischen Diabetesgesellschaft (ADA) ans Herz gelegt. Deren Empfehlungen zum Kohlenhydratverzehr machten meine Patienten jedoch noch dicker. Ihre Zuckerwerte verschlechterten sich, sie brauchten mehr Medikamente und litten an Folgeschäden der Nieren und der Nerven. So wie Ignaz Semmelweis das Kindbettfieber in seiner Klinik allein durch Händewaschen praktisch ausrottete, führte das Ignorieren der offiziellen Empfehlungen zur Kohlenhydratzufuhr bei meinen Patienten zu gesünderen Blutwerten, erheblichen Gewichtsverlusten und Verbesserungen aller gestörten Stoffwechselfunktionen bei Diabetes, auch des Bluthochdrucks.
Die ADA rät Diabetikern, weniger Fett zu essen, insbesondere gesättigte Fette, und mit jeder Mahlzeit 45 bis 60 Gramm Kohlenhydrate zu verzehren, am besten »gesundes Vollkorn«. Das sind 135 bis 180 Gramm Kohlenhydrate pro Tag (zuzüglich der Zwischenmahlzeiten). Es handelt sich um eine kohlenhydratzentrierte, fettphobische Diät, in der 55 bis 65 Prozent der Kalorien aus Kohlenhydraten stammen. In meinen Augen rät diese Gesellschaft den Diabetikern: Esst Zucker und Kohlenhydrate nach Herzenslust, solange ihr eure Medikamente entsprechend anpasst.
Gleiches mit Gleichem zu bekämpfen mag bei Gegenfeuern, Ungeziefer oder unangenehmen Nachbarn eine sinnvolle Strategie sein. Aber ebenso wenig wie mehr Schulden das Minus auf dem Bankkonto ausgleichen, sind mehr Kohlenhydrate der Königsweg weg vom Diabetes.
In Amerika hat die ADA in Bezug auf die Ernährung einen ähnlich hohen Stellenwert wie in Deutschland die DGE. Nach der Diagnose Diabetes erhält man in der Regel eine Ernährungsberatung, die sich an diesen Vorgaben orientiert. Selbst im Krankenhaus bekommt man entsprechende Diabetiker-Kost. Die Richtlinien für die Ernährung haben im Gesundheitswesen geradezu Gesetzescharakter. Ich habe erlebt, wie kluge Ernährungsberaterinnen, die begriffen hatten, dass Diabetes durch Kohlenhydrate entsteht, die offiziellen Richtlinien ignorierten und ihren Patienten rieten, Kohlenhydrate zu meiden. Da dies den Vorgaben der ADA widerspricht, wurden solche Abweichler von ihren Arbeitgebern gefeuert.
Unterschätzen Sie niemals die Überzeugungen der
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