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Weizenwampe

Weizenwampe

Titel: Weizenwampe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Davis
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ruinieren.
    Manche AGEs nehmen wir unmittelbar über die Ernährung auf, andere hingegen entstehen durch Blutzuckerspitzen, wie sie bei Diabetes vorkommen.
    AGEs entstehen auf folgende Weise: Man muss etwas essen, das den Zuckerspiegel erhöht. Die erhöhte Bereitstellung von Zucker gestattet den Glukosemolekülen, mit jeglichem Protein eine Verbindung einzugehen und so ein Zucker-Eiweiß-Molekül zu erschaffen. Chemiker sprechen von komplexen reaktiven Produkten wie Amadori-Produkten oder Schiff’schen Basen, die letztlich alle eine Gruppe aus verzuckerten Proteinen bilden, die in ihrer Gesamtheit als AGEs bezeichnet werden. Einmal gebildet, können AGEs nicht wieder rückgängig gemacht werden. Zudem schließen sie sich zu Molekülketten zusammen, den AGE-Polymeren, denen besondere Sprengkraft zukommt. 2 AGEs sind dafür verrufen, dass sie sich dort, wo sie sich einmal festgesetzt haben, weiter zusammenballen. Sie bilden ganze Klumpen nutzloser Abfälle, die sich allen Verdauungs- und Reinigungskräften des Körpers standhaft widersetzen.
    Damit sind sie das Ergebnis eines Dominoeffekts, der bei jedem Blutzuckeranstieg einsetzt. Wo immer Glukose hingelangt (also praktisch überall im Körper), folgen ihr die AGEs. Je höher der Blutzuckerspiegel, desto mehr AGEs entstehen und desto schneller verläuft die Alterung.
    Diabetes ist ein klares Beispiel für das Ergebnis eines hohen Blutzuckerspiegels, denn bei Diabetikern pendelt der Glukosewert in der Regel den ganzen Tag zwischen 100 und 300 ml/dl und muss währenddessen ständig mit Insulin oder Tabletten in Schach gehalten werden. (Zum Vergleich: Der normale Nüchternzucker liegt bei maximal 90 mg/dl.) Zeitweise kann der Blutzucker auch deutlich höher ausschlagen. Nach einem Teller gründlich gekochtem Haferbrei erreicht er zum Beispiel leicht einmal 200 bis 400 mg/dl.
    Wenn solche wiederholten Blutzuckerspitzen also zu gesundheitlichen Problemen führen, dann vermutlich vor allem bei Diabetikern … und das tun sie auch. So haben Diabetiker beispielsweise ein zwei- bis fünfmal höheres Risiko für koronare Herzerkrankung und Herzinfarkt. 44 Prozent haben arteriosklerotische Ablagerungen in der Halsschlagader oder anderen Gefäßen außerhalb des Herzens, und bei 20 bis 25 Prozent kommt es durchschnittlich elf Jahre nach der Diagnose zu einer gestörten Nierenfunktion oder gar zu Nierenversagen. 3 Ein jahrelanger hoher Blutzucker ist geradezu eine Garantie für das Eintreten von Komplikationen.
    Da Diabetes mit wiederholten hohen Blutzuckerausschlägen verbunden ist, sind auch höhere AGE-Mengen im Blut zu erwarten und tatsächlich nachweisbar. Die AGE-Menge im Blut liegt bei Diabetikern durchschnittlich 60 Prozent über der von Nichtdiabetikern. 4
    AGEs infolge hoher Blutzuckerwerte sind für die meisten diabetischen Komplikationen verantwortlich, von der Neuropathie (Gefühlsstörungen in den Füßen durch geschädigte Nerven) über die Retinopathie (Sehstörungen und Blindheit) bis hin zur Nephropathie (Erkrankung und schließlich Versagen der Nieren). Je höher der Blutzucker und je länger dieses Blutzuckerhoch, desto mehr AGEs sammeln sich an und desto stärker fallen die Organschäden aus.
    Diabetiker mit schlecht eingestelltem Blutzucker, der immer wieder zu lange hoch bleibt, neigen schon in jungen Jahren verstärkt zu Komplikationen in Folge von überschießender AGE-Bildung. (Ehe man den Wert engmaschig kontrollierter Blutzuckerwerte bei Typ-1-Diabetes erkannte, kam es bei diesen Menschen nicht selten noch vor dem 30. Lebensjahr zu Nierenversagen und Blindheit. Seit der Einführung besserer Glukosekontrollen sind solche Folgen weit seltener geworden.) Groß angelegte Langzeitstudien haben gezeigt, dass ein strenges Blutzuckermanagement das Risiko diabetischer Komplikationen verringert. 5 Das liegt daran, dass das Ausmaß der AGE-Bildung von der Blutzuckerhöhe abhängt: je höher der Blutzucker, desto mehr AGEs entstehen.
    Natürlich werden AGEs auch bei normalem Blutzucker gebildet, allerdings in deutlich geringerem Maße. Deshalb ist die AGE-Ansammlung eine normale Begleiterscheinung des Alterungsprozesses, der einen 60-Jährigen nun einmal altersentsprechend aussehen lässt. Die AGEs hingegen, die sich bei schlecht eingestellten Diabetikern ansammeln, sorgen für eine beschleunigte Alterung. Insofern ist Diabetes ein konkretes Beispiel für alle Altersforscher, um die Auswirkungen eines hohen Blutzuckers auf die Alterung zu beobachten. Denn die

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