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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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wirkte ganz so, als wollte er noch ein wenig bleiben und ein weiteres Mal den Anblick genießen, aber Maycock riss ihn mit Gewalt fort.
    Pascoe ging über den Rasen zum Kombi.
    »Hallo. Hilfe gefällig?«, sagte er.
    »Hallo, Mr. Pascoe, nicht wahr? Ja, das wäre schrecklich nett. Das ist das Zeug für unseren Flohmarkt. Das Problem ist nur, die meisten bringen ihre Sachen einfach ins Pfarrhaus, und es bleibt dann an mir hängen, sie auszusortieren und hierherzuschaffen.«
    »Das machen Sie allein? Ich dachte immer, die ländlichen Pfarrgemeinden könnten sich vor freiwilligen Helfern kaum retten.«
    »Die meisten unserer Gemeindemitglieder greifen gern in die Tasche, sind aber weniger darauf erpicht, mal selbst Hand anzulegen. Na ja, ist auch meine eigene Schuld. Ich hab in letzter Zeit die Gemeindearbeit ein wenig vernachlässigt, vor allem die letzten Tage, nachdem …«
    »Sehr verständlich unter den gegebenen Umständen«, sagte Pascoe und griff sich einen Karton, der sich als weitaus schwerer erwies, als er aussah. Mit einigem Machogehabe, über das sich Ellie lustig gemacht hätte, versuchte er ihr ins Gemeindehaus zu folgen, ohne über die eigenen Füße zu stolpern. »Sie sagten, die Macivers seien mit ihrem Geld großzügiger umgegangen als mit ihrer Zeit, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Ja, das stimmt. Stellen Sie ihn einfach hier ab. David, mein Bruder, sagt immer, Ärsche auf der Kirchenbank seien ihm lieber als Schecks in der Post, aber Geldfragen interessieren ihn auch kaum, das ist meine Aufgabe. Ich weiß nicht, wo wir wären, die Kirchengemeinde, meine ich, wenn es nicht Leute wie Pal gäbe, die immer da sind, wenn man sie braucht. Sogar bei solchen Dingen wie einem Flohmarkt. Erst letztes Wochenende ist er mit einer ganzen Wagenladung gekommen. Einige der Sachen sind noch so gut, dass man sie im Laden hätte verkaufen können, aber er meinte, nein, das soll auf unseren Stand. Sich über ein Schnäppchen zu freuen gehört einfach zum Antiquitätenhandel, und er würde sich glücklich schätzen, wenn die Dorfbewohner auch mal die Gelegenheit hätten, das zu erleben. Erst letztes Wochenende …«
    Ihre Stimme verlor sich.
    »Und wie ist es mit den Kafkas in Cothersley Hall?«, fragte Pascoe. »Mrs. Kafka ist – oder war – doch Mr. Macivers Stiefmutter. Aber das wissen Sie ja wohl. Wie sind sie als Kirchgänger?«
    »Mrs. Kafka besucht manchmal den Gottesdienst, ich seh sie aber auch oft zu anderen Zeiten in der Kirche, sitzt dann einfach nur still für sich da. Mr. Kafka lässt sich im Dorf kaum blicken. Aber bei Spenden ist er sehr großzügig, genau wie Pal.«
    Sie gingen zum Kombi zurück. Zu seiner Überraschung stand der Polizeiwagen noch immer vor dem Pub, im offenen Beifahrerfenster prunkte Jennisons breites Gesicht, als hungerte er nach einem weiteren Nachschlag an gewölbtem Kord. Finster starrte Pascoe hinüber, kurz darauf ließ Maycock den Motor an, und der Wagen setzte sich in Bewegung.
    »Irgendwas im Pub passiert?«, wollte Dolly wissen.
    Pascoe erzählte es ihr, und sie lachte so herzerfrischend, dass es unmöglich war, nicht mit einzufallen.
    »Das hätte Pal genossen«, sagte sie. »Er hasste Captain Inglestone. Nannte ihn immer Corporal.«
    »Warum kamen sie nicht miteinander aus?«
    »Wohl gegenseitige Antipathie. Außerdem hat der Captain Sue-Lynn mal eine ziemlich heftige Summe anschreiben lassen und dann die Unverfrorenheit besessen, sie Pal vorzulegen, als er eines Abends mit Freunden da war. Pal hat sich darüber grün und blau geärgert.«
    »So blau wie jetzt das Bier«, sagte Pascoe und wurde mit einem weiteren ansteckenden Lachen belohnt.
    »Hatten Pal und die Kafkas viel miteinander zu tun, wissen Sie das?«, fragte er, als sie mit zwei weiteren Kartons ins Haus gingen.
    »O nein«, sagte sie und fügte dann einschränkend hinzu: »Jedenfalls so weit ich weiß.«
    »Nein? Ist das nicht seltsam, sie waren doch verwandt?«, bohrte er nach, neugierig zu erfahren, wie es mit den Gerüchten über das böse Blut zwischen Stiefmutter und Stiefsohn stand. Seiner Erfahrung nach gab es außerhalb der Stadtgrenzen keine Privatsphäre.
    »Was die Leute privat machen, ist ihre Sache und geht die anderen nichts an«, sagte sie unwirsch.
    »Wirklich? Ihr Bruder dürfte Ihnen da vielleicht in manchem widersprechen«, erwiderte er fröhlich.
    Er stellte den Karton ab. Dieser enthielt Bücher. Eines von ihnen glitt vom Stapel und fiel zu Boden. Pascoe bückte sich und hob

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