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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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es auf. Es war ein kleines Bändchen mit marmoriertem Einband. Er schlug die Titelseite auf und las
Death’s Jest-Book or The Fool’s Tragedy
, London: William Pickering, 1850. Der Name des Autors war nicht angegeben, aber den brauchte er nicht.
    »Alles in Ordnung, Mr. Pascoe?«, fragte Dolly besorgt.
    »Ja, wunderbar. Es ist nur, dieses Buch, der Mann, der es geschrieben hat … ich habe einen Freund, der sich sehr dafür interessiert und momentan sehr krank ist …«
    »Das tut mir leid«, sagte sie. »Hören Sie, kaufen Sie es doch für ihn, es kostet nur ein Pfund …«
    »Ein Pfund?«
    »Ja. Gebundene Ausgaben kosten ein Pfund, Taschenbücher zwanzig Pence. Das macht die Dinge sehr viel einfacher. Es ist eins von den Büchern, die Pal gespendet hat, wahrscheinlich ist es ein wenig mehr wert, aber er bestand darauf. Ein Pfund pro Band, sagte er. Also, geben Sie mir ein Pfund, und es gehört Ihnen.«
    Pascoe zog die Münze heraus und schob sich das Buch in die Tasche. »Danke«, sagte er. »Nun, dann machen wir mal weiter. Kann nicht mehr viel sein.«
    »Nein, es ist nicht mehr viel, ich komme schon allein zurecht«, sagte Dolly lächelnd. »Ich bin mir sicher, dass Sie nicht nach Cothersley gekommen sind, um den Lastesel zu spielen.«
    Die implizite Frage entging ihm nicht, und er sah keinen Grund, ihr nicht darauf zu antworten.
    »Das stimmt. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir mit einigen Richtungsangaben helfen könnten. Ich bin nämlich auf dem Weg zu Mrs. Maciver in der Casa Alba. Wie geht es ihr übrigens?«
    Dolly verzog das Gesicht. »Nicht sehr gut, nehme ich an. Ich hab sie selbst nicht gesehen. Sie ist nicht unbedingt scharf auf Gesellschaft. Hat David fast aus dem Haus geworfen.«
    »Na, hoffentlich habe ich mehr Glück«, sagte Pascoe. »Wenn Sie mir noch die Richtung sagen könnten …«
    Sie führte ihn aus dem Haus und erklärte ihm in bewundernswerter Kürze den Weg, dann, als er ihr gedankt hatte und sich abwenden wollte, sagte sie: »Gestern haben Sie ziemlich überzeugt geklungen, dass Pal sich selbst erschossen hat. Gibt es daran mittlerweile Zweifel? Ich meine, wenn Sie hierher kommen und erkundigen … Ich frage nur, weil im Dorf natürlich alle möglichen Gerüchte im Umlauf sind, und mein Bruder wäre sicherlich dankbar, wenn er die wildesten davon mit seiner Autorität zum Verstummen bringen könnte.«
    »Ja, verstehe. Aber meine Aufgabe ist es, Informationen zu sammeln und sie dem Coroner weiterzureichen, und dazu muss ich Fragen stellen«, wich Pascoe aus. »Mit Gerüchten geht man am besten um, indem man sie ignoriert und auf die gerichtliche Untersuchung wartet.«
    »Aber was ist Ihre Meinung, Mr. Pascoe? Ich meine, Verbrechen, die hinter geschlossenen Türen passieren, gibt es die wirklich, oder kommen die nur in Kriminalromanen vor?«
    »Glauben Sie mir, die Wirklichkeit ist unendlich launenhafter und unvorhersehbarer«, sagte Pascoe. »Einen schönen Tag noch, Miss Upshott.«
    Als er davonfuhr, konnte er sie im Rückspiegel sehen, wie sie noch immer am Kirchtor stand und ihm nachblickte.
    Eine nette Frau, dachte er.
    Und sie verstand sich auf Wegbeschreibungen, wie er nach einer angenehmen, drei Kilometer langen Fahrt durch die hügelige englische, großzügig mit Eichen und Ulmen bewaldete und nur spärlich mit manch alten, manch neuen, aber allesamt stattlichen Anwesen besetzte Landschaft anerkennen musste, bis er ein Gebäude entdeckte, das nur Casa Alba sein konnte.
    Der Name hatte das Bild einer Costa-del-Holiday-Villa heraufbeschworen, ihr Baustil allerdings, obwohl unschwer als spanisch zu erkennen, gehörte zu jener Art von spanischer Architektur, die Winter und raue Wetterverhältnisse mit einkalkulierte. Es war ein solide aussehendes, zweigeschossiges Gebäude, der Farbanstrich in gebrannter Umbra, die Schlafzimmer mit Balkonen und, wie es schien, strapazierfähigen Fensterläden, darauf ein leicht abgeschrägtes Walmdach mit dunkelockerfarbenen Dachziegeln. Davor stand ein Wagen.
    Hab dich!, dachte sich Pascoe.
    Als er langsam über die lange, kiesbestreute Anfahrt fuhr, ging ihm durch den Kopf, dass jeder gute Sozialist zumindest eine Anwandlung von Empörung empfinden sollte, wenn ein so großes Grundstück mitsamt Haus nur an zwei Menschen verschwendet wurde, doch alles, wozu er sich aufraffen konnte, war ein Anflug von altmodischem Neid. Ellie hätte es besser gemacht, aber Ellie hätte das Haus wahrscheinlich sowieso nicht gefallen. Obwohl sie sich

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