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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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wenigstens das.« Kurz sah Pascoe zu dem unglücklichen jungen Mann, bevor er fortfuhr: »Setzen Sie jetzt endlich eine freundlichere Miene auf, oder wollen Sie als Trauerkloß hier am Straßenrand warten, bis der Wagen Sie abholt?«
    »Schon okay, Sir«, sagte Hat. »Wirklich.«
    Nur allzu gern hätte er Pascoe gefragt, was er wegen des Dope machen wollte. Aber trotz seiner Jugend war er klug genug zu wissen, dass manche Antworten wie Spachtelmasse waren – der Luft ausgesetzt, verhärteten sie sich nur.
    Und später, als sie sich dem Cottage näherten, wusste er nicht, ob er sich freuen sollte, dass der rotbraune Jaguar davorstand.
    »Mr. Waverley ist da«, sagte er zu Pascoe.
    »Das sehe ich.«
    Vor der Abfahrt danach gefragt, hätte Pascoe eindeutig seine Präferenz zum Ausdruck gebracht, Miss Maciver allein vorfinden zu wollen. Statt nun jedoch enttäuscht zu sein, sah er die Möglichkeit, die Dinge zu beschleunigen.
    Die Eingangstür stand offen, so dass Hat mit dem Selbstvertrauen eines ständigen Gastes voranschritt, und erst da wurde ihm bewusst, dass er seine Freude und Gelassenheit nicht vorzutäuschen brauchte; der Geruch von frisch gebackenem Brot, das herzliche Lächeln von Miss Mac, das aufgeregte Geflatter, das alles zusammen erfüllte sein Herz mit Zufriedenheit.
    Sogar Mr. Waverley, der am Küchentisch saß, schien erfreut, ihn zu sehen, auch wenn sein Blick etwas Fragendes annahm, als er zu Pascoe schweifte, dessen Nase bislang nichts wahrgenommen hatte als den köstlichen Duft von Frischgebackenem.
    »Hallo, Miss Mac«, sagte Hat. »Wie geht es Ihnen? Mr. Pascoe haben Sie, glaube ich, schon kennen gelernt. Er wollte sowieso hier rausfahren und hat mich mitgenommen.«
    Pascoe bemerkte den nicht sehr subtilen Versuch, sich zu distanzieren, und lächelte.
    »Guten Morgen, Mrs. Maciver«, sagte er. »Und Ihnen auch, Mr. Waverley. Wie geht es Ihnen, Sir?«
    »Ich fühle mich im Moment ausgesprochen wohl«, sagte Waverley. »Das Jahr ist im Frühling, in seinem Morgen der Tag: Gott ist in seinem Himmel, und um die Welt steht es gut.«
    »Freut mich zu hören«, sagte Pascoe. »Obwohl man das in Whitehall oder Washington vielleicht anders sehen könnte.«
    Miss Mac hatte für Hat einen Stuhl herausgezogen. Als er darauf Platz nahm, legte sie den Laib einladend auf den Tisch, und einige Meisen flatterten vom Deckenbalken herab und ließen sich auf seinen Schultern nieder.
    »Und Mr. Pascoe, wollen Sie nicht auch Platz nehmen und was essen oder wenigstens eine Tasse Tee trinken?«, sagte sie.
    »Ja, Mr. Pascoe, nehmen Sie doch meinen Stuhl«, sagte Waverley und erhob sich. »Ich muss leider wieder los.«
    »Für einen Rentner scheinen Sie sehr beschäftigt zu sein«, sagte Pascoe.
    »O ja. Wenn man sein Leben lang in einem Beruf wie meinem gearbeitet hat, dann ist man auch noch als Rentner gefragt«, sagte Waverley und sah ihm lächelnd in die Augen. »Steuerprobleme wird es immer geben, nicht wahr?«
    »In der Tat. Sie könnten mir tatsächlich helfen, falls Sie nichts einzuwenden haben, dass Sie mir von Ihrem Wissen mitteilen«, sagte Pascoe.
    »Keineswegs. Begleiten Sie mich doch zum Wagen«, sagte Waverley.
    Er verabschiedete sich von Miss Mac und Hat. Die Vögel, bemerkte Pascoe, ließen sich von Waverleys Anwesenheit nicht stören, zeigten ihm gegenüber jedoch nicht die unbeschwerte Vertrautheit wie bei Hat, was aber an dessen energischen Art liegen konnte, mit der er sich über den Brotlaib hermachte.
    »Also«, sagte Waverley, als sie über den Gartenpfad gingen, »wie kann ich Ihnen behilflich sein, Mr. Pascoe?«
    »Indem Sie mir die Wahrheit sagen«, antwortete Pascoe.
    Waverley unternahm keinen Versuch, sich verdutzt zu geben. Schweigend ging er weiter, als dachte er über seine Erwiderung nach, dann schüttelte er den Kopf.
    »Nein, Mr. Pascoe, da irren Sie sich. Damit bin ich Ihnen alles andere als behilflich. Tatsächlich wäre wohl eher das Gegenteil der Fall.«
    »Sollten Sie mich das nicht lieber selbst beurteilen lassen?«
    Ein schmales, trauriges Lächeln umspielte Waverleys Lippen.
    »Mr. Pascoe, alle Vorzeichen stehen günstig für Sie, alle Experten sagten, dass Sie es weit bringen werden. Laut Ihrer vertraulichen Akte, die es natürlich gar nicht gibt, besitzen Sie überwiegend die richtigen Qualitäten. Sie sind intelligent, scharfsinnig, sensibel, eloquent, Sie verfügen über natürliche Autorität, ohne andere einzuschüchtern, Sie hören sich die Meinungen anderer

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