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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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pensionierter Steuerfahnder, dessen Vorname lautet Laurence.«
    »Den Lavinia Maciver zum ersten Mal vor zehn Jahren im Moscow House getroffen hat, als sie ihm die Grünspechte zeigte.«
    »Was nicht ungesetzlich ist«, sagte Wield.
    »Vielleicht nicht. Aber interessant ist es doch, vor allem, weil die Vogel-Lady sagte, dass sie in den letzten zehn Jahren nur dann ihr altes Zuhause besuchte, wenn dort jemand gewaltsam zu Tode gekommen war.«
    Pascoe sah auf seine Uhr und stand auf. Dalziel in Cothersley Hall zurückzulassen war ihm als amüsanter Einfall erschienen, allerdings war es ein Späßchen, das man lieber aus sicherer Entfernung genießen sollte.
    »Ist Bowler noch da?«, fragte er.
    »Ja. Warum?«
    »Ich glaube, ich fahr zu Miss Mac raus, und nach allem, was mir so zu Ohren gekommen ist, dürfte ich wohl einen Ortskundigen benötigen.«

7
    Eine Ladung Kuhscheiße
    N achdem der Versuch, das Tor vor dem flüchtenden Wagen zu schließen, gescheitert war, kehrte Andy Dalziel in das große Wohnzimmer zurück. Kay Kafka hatte sich nicht von der Stelle bewegt.
    »Jetzt gibt es nur noch dich und mich, scheint’s«, sagte Dalziel.
    »Hab nichts dagegen einzuwenden«, sagte sie und sah ihn liebevoll an. »Dein Mr. Pascoe ist ein sehr angenehmer Mensch, aber er hat was … kennst du Lamia?«
    »Meinst du Lamia Shufflebottom, die in der Neep Street ein Freudenhaus betreibt?«
    Sie lächelte.
    »Keats’ Gedicht. Darin kommt ein Philosoph vor, Apollonius. Er sieht auf den Grund der Dinge, und als er seinen strengen Blick auf Lamia richtet, verwandelt sich diese von einer schönen Frau, die seinen herausragendsten Schüler verführt hat, in die Schlange, die sie in Wirklichkeit ist. Ich glaube, Mr. Pascoe sieht sich selbst gern als Apollonius.«
    »Reine Zeitverschwendung, da du ja keine Schlange bist. Oder?«
    »Was denkst du dir denn, Andy?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Dieses ganze Zauberzeug übersteigt ein einfaches Gemüt wie mich. Ein verwester Schädel in einem Pflanzkübel ist mir lieber. Ich werde noch mal durchklingeln, mal sehen, ob’s schon was über deinen Mann gibt.«
    Er holte sein Handy heraus und tätigte einige Anrufe. Sie beobachtete ihn und fragte sich wie so oft, was sie von ihm halten sollte. Wenn man ihm aufmerksam zuhörte, nahm man Widersprüche wahr, die von Bedeutung sein konnten oder eben nur das Produkt der eigenen übertriebenen Spitzfindigkeit. Es gefiel ihr, dass er für die Anrufe nicht das Zimmer verließ. Wenn es schlechte Neuigkeiten gab, war er stark genug, sie ihr unverblümt ins Gesicht zu sagen, und er hielt sie für stark genug, sie auch zu hören.
    Vielleicht aber wollte er nur sehen, wie sie auf seine Reaktionen reagierte.
    »Nichts«, sagte er schließlich. »Was gut ist. Aber nur, weil es nicht schlecht ist. Könnte also irgendwo überm Atlantik in einem Flieger sitzen. Reist er manchmal unter anderem Namen?«
    »Warum sollte er das tun?«
    »Weiß nicht. Vielleicht ist Kafka nicht sein richtiger Name, nur einer, den er im Beruf benutzt, und in seinem Pass steht sein richtiger.«
    »Was für ein seltsamer Gedanke.«
    »Warum? Er ist doch kein Tscheche, oder? Ich meine, ich weiß, dass er ein Yankee ist, aber er kam mir nie wie ein Mitteleuropäer vor. Hat zwar komische Wangenknochen, aber keine tschechischen Wangenknochen.«
    »Du bist ein scharfer Beobachter, Andy.«
    »Das ist dir aufgefallen?«, sagte er selbstgefällig. »Aye, na ja, ich hab’s auf die harte Tour gelernt. Als junger DC hab ich mal jemanden in seinem Aussehen als ausländisch beschrieben, und mein Boss riss mir einen Streifen ab. ›Was zum Teufel nützt mir das?‹, sagte er. ›Genauso gut könntest du sagen, du hast einen Wagen gesehen, der wie ein Auto aussieht. Lern mal lieber, in 3-D zu denken, Bursche, oder du bist mir verdammt noch mal zu nichts nütze.‹«
    »Bist du dir sicher, dass du da nicht mit dir selbst geredet hast, Andy?«
    »Was? Oh, verstehe, was du meinst. Ja, ich hab vom alten Wally ein paar Sachen aufgeschnappt. Wie auch immer, du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    »Nein«, sagte sie. »Kafka ist der Name in seinem Pass. Es ist der Name, den er von seinem Vater bekommen hat.«
    »Aber vielleicht nicht von seinem Großvater?«
    »Ich glaube nicht, dass er weiter als eine Generation zurückging«, sagte sie. »Aber das störte ihn nicht. Er war ein guter Mensch, Andy. Ein guter Amerikaner. Das war ihm wichtig.«
    »Du sagtest
war
. Zweimal.«
    »Ich weiß. Beim ersten

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