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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Heustaub und Pferdedung.
    »Wäre es dann nicht einfacher gewesen, Ihren Schniepel herauszuholen und ihn zum Vergleich zu fordern?«
    »Da hätte ich verloren.«
    »Mit Sicherheit«, stimmte sie zu.
    Sein Lächeln wurde breiter. »Ach, Sie haben es also auch bemerkt?«
    »Es war wohl kaum zu übersehen. Diese Shorts hatte er bestimmt nicht an, um was zu verstecken. Aber vielleicht war es ja seine Brieftasche. Woanders war ja kaum Platz dafür.«
    »Nein«, pflichtete er ihr bei. »Fanden Sie das nicht interessant?«
    Sie warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. Wollte er sich über sie lustig machen? »Wieso?«
    »Nun ja, nur ein Idiot würde auf die Idee kommen, ohne Geld und ohne etwas zu trinken von Poole nach Lulworth zu marschieren.«
    »Vielleicht hatte er vor, Passanten um Wasser zu bitten oder im Notfall einen Freund anzurufen und sich von ihm helfen zu lassen. Wieso ist das so wichtig? Er hat doch nichts weiter getan, als für diese beiden Jungen den barmherzigen Samariter zu spielen.«
    »Ich glaube, er hat gelogen, als ich ihn fragte, was er hier zu tun hätte. Hat er Ihnen vorhin irgendwas darüber erzählt?«
    Sie dachte nach. »Wir haben uns über Hunde und Pferde unterhalten. Er hat den Jungen von dem Bauernhof in Cornwall erzählt, auf dem er aufgewachsen ist.«
    Er faßte nach dem Türgriff auf der Fahrerseite seines Wagens. »Dann ist es vielleicht einfach so, daß ich Leuten gegenüber mißtrauisch bin, die mit Handys durch die Gegend laufen.«
    »Heutzutage hat doch jeder eines, ich übrigens auch.«
    Sein amüsierter Blick glitt über ihre schlanke Gestalt in der knappen Baumwollbluse und den Stretch-Jeans. »Aber Sie nehmen Ihres nicht auf Wanderungen mit. Dieser Typ hingegen scheint alles andere zu Hause zu lassen, nur sein Handy nicht.«
    »Sie sollten froh darüber sein«, sagte sie scharf. »Wenn er nicht gewesen wäre, hätten Sie die Frau nicht so schnell gefunden.«
    »Stimmt«, bestätigte er ohne Groll. »Mr. Harding war zur rechten Zeit mit dem richtigen Gerät am rechten Platz, um eine Leiche am Strand zu melden, und es wäre kleinlich zu fragen, wieso.« Er zog die Tür auf und schob sich hinter das Steuer. »Einen schönen Tag noch, Miss Jenner«, sagte er höflich. »Und einen Gruß an Ihre Mutter.« Er schlug die Tür zu und ließ den Motor an.
     
    Die Brüder Spender wußten nicht so recht, wem sie für den friedlichen Empfang zu Hause danken sollten. Dem Schauspieler mit seinem Plädoyer für Toleranz? Oder dem Polizeibeamten, der eben doch ein netter Typ war? Er sprach kaum auf der Fahrt zu ihrem Ferienhaus, sagte nur, die Klippen seien gefährlich und es sei leichtsinnig, darauf herumzuturnen, auch wenn es noch so verlockende Gründe dafür gäbe. Er berichtete ihren Eltern in knappen Worten von den Ereignissen und schloß mit dem Vorschlag, die Jungen einmal abends in seinem Boot mit hinauszunehmen, da sie wegen der Aufregung am Morgen nicht zum Angeln gekommen waren.
    »Es ist keine Motorjacht«, warnte er sie, »nur ein kleines Fischerboot, aber um diese Jahreszeit ziehen die Barsche zu ihren Laichgründen, und wenn wir ein bißchen Glück haben, fangen wir sicher einen oder zwei.« Er legte ihnen nicht den Arm um die Schultern und bezeichnete sie auch nicht als Helden, aber er gab ihnen etwas, worauf sie sich freuen konnten.
     
    Der nächste Punkt auf Ingrams Liste war ein Besuch in einem abgelegenen Bauernhaus, dessen Bewohner, ein altes Ehepaar, den Diebstahl von drei wertvollen Gemälden angezeigt hatten. Er war gerade auf dem Weg dorthin gewesen, als er nach Chapman’s Pool gerufen worden war. Er ahnte zwar schon, daß die Fahrt reine Zeitverschwendung sein würde, aber auch solche Fälle gehörten nun mal zu der Arbeit, für die er bezahlt wurde.
    »Ach Gott, Nick, entschuldigen Sie vielmals«, sagte die Schwiegertochter des alten Paares, selbst schon jenseits der Siebzig und mit den Nerven fast am Ende. »Glauben Sie mir, sie wußten , daß die Bilder versteigert werden sollten. Peter hat es die letzten zwölf Monate immer wieder mit ihnen besprochen, aber sie sind so entsetzlich vergeßlich, daß er jedesmal wieder von vorn anfangen mußte. Er hat Vollmacht, es ist also völlig in Ordnung, aber ich hab gedacht, ich werde wahnsinnig, als Winnie sagte, sie hätte Sie angerufen. Und auch noch an einem Sonntag! Ich komme jeden Morgen her, um nach dem Rechten zu sehen, aber manchmal …« Sie verdrehte die Augen auf eine Weise, die keinen Zweifel daran ließ, was sie

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