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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Wagen zurückkehrte, wo Maggie Jenner, Steven Harding und die beiden Jungen warteten. Sir Jasper und Bertie standen etwas entfernt im Schatten eines Baums, und der Ästhet in Nick Ingram konnte das Talent der Frau, sich vorteilhaft zu präsentieren, nur bewundern. Manchmal glaubte er, sie wußte überhaupt nicht, wie attraktiv sie war; dann wiederum, wenn sie sich, so wie jetzt, mit Geschöpfen natürlicher Schönheit umgab, vermutete er, die Pose war beabsichtigt. Als er sich mit einem großen weißen Taschentuch die Stirn wischte, fragte er sich gereizt, wer der aalglatte Schönling neben ihr war und wie er und Maggie es schafften, bei der unerträglichen Hitze dieses Sonntagmorgens so frisch und kühl zu wirken. Sie blickten ihm entgegen und lachten, und prompt bildete Ingram sich ein, sie lachten über ihn.
    »Guten Morgen, Miss Jenner«, sagte er übertrieben höflich.
    Sie nickte. »Hallo, Nick.«
    Er wandte sich fragend an Harding. »Kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?«
    »Das glaube ich nicht«, antwortete der junge Mann mit einem gewinnenden Lächeln. »Ich denke eher, wir sollen Ihnen behilflich sein.«
    Ingram war auf dem Land geboren und aufgewachsen und hatte nichts übrig für attraktive junge Muskelprotze in knackigen Shorts, die sich ihre Bräune im Sonnenstudio holten. »Ach, wie das?« In seinem Ton lag ein Anflug von Sarkasmus, der bei Maggie Jenner ein Stirnrunzeln hervorrief.
    »Als ich vorhin angerufen habe, wurde mir gesagt, ich solle die Jungen zum Polizeiwagen bringen. Dies sind die beiden, die die Tote gefunden haben.« Er legte jedem eine Hand auf die Schulter. »Zwei richtige Helden. Maggie und ich haben gerade gesagt, sie hätten eigentlich einen Orden verdient.«
    Die vertrauliche Anrede »Maggie« entging Ingram nicht; er hatte allerdings seine Zweifel, daß es ihr gefiel, von einem so offensichtlichen Angeber beim Vornamen genannt zu werden. Sie hat bestimmt einen besseren Geschmack, dachte er und richtete seine Aufmerksamkeit auf Paul und Danny Spender. Die Meldung, die er erhalten hatte, hätte klarer nicht sein können. Zwei Jungen hatten berichtet, ihre Mutter sei von einer Klippe gestürzt, während sie durch ein Fernglas gesehen hatte. Doch beim Anblick der Toten war ihm sofort klar gewesen, daß sie nicht aus derart großer Höhe abgestürzt sein konnte - die Verletzungen waren zu leicht -, und als er jetzt die relativ ruhigen Mienen der Jungen betrachtete, bezweifelte er auch die Richtigkeit der übrigen Angaben.
    »Kennt ihr die Frau?« fragte er sie.
    Sie schüttelten die Köpfe.
    Er schloß seinen Wagen auf und nahm ein Notizbuch und einen Stift vom Beifahrersitz. »Wie kommen Sie darauf, daß die Frau tot war, Sir?« fragte er Harding.
    »Die Jungs haben es mir gesagt.«
    »Ach, tatsächlich?« Er musterte den jungen Mann neugierig und leckte dann absichtlich, weil er wußte, daß es Maggie stören würde, die Spitze seines Bleistifts. »Würden Sie mir bitte Ihren Namen und Ihre Adresse geben? Und den Namen Ihres Arbeitgebers, wenn Sie einen haben.«
    »Steven Harding. Ich bin Schauspieler.« Er nannte eine Adresse in London. »Dort wohne ich während der Woche, aber wenn Sie Schwierigkeiten haben, mich zu erreichen, können Sie sich jederzeit mit meinem Agenten in Verbindung setzen - Graham Barlow von der Agentur Barlow.« Er nannte eine zweite Londoner Anschrift. »Graham führt meinen Terminkalender.«
    Wie schön für Graham, dachte Ingram bissig, unfähig, seine massiven Vorurteile gegen Schönlinge, Gigolos, Londoner im allgemeinen und Schauspieler im besonderen zu unterdrücken. Harding wohnte in Highbury, und Ingram war bereit, darauf zu wetten, daß der kleine Angeber sich als Arsenal-Fan ausgab - nicht weil er je ein Spiel gesehen hatte, sondern weil er Fever Pitch gelesen oder den Film gesehen hatte. »Und was führt einen Schauspieler ausgerechnet in unsere Gegend, Mr. Harding?«
    Harding erklärte, er sei zum Wochenende nach Poole gekommen und habe vorgehabt, an diesem Tag eine Wanderung nach Lulworth Cove zu unternehmen. Er klopfte auf das Handy, das an seinem Hosenbund hing, und sagte, es sei ein Glück gewesen, daß er losmarschiert sei, sonst hätten die Jungen bis nach Worth Matravers laufen müssen, um Hilfe zu holen.
    »Sie reisen mit leichtem Gepäck«, bemerkte Ingram mit einem Blick auf das Telefon. »Sie haben nicht mal was zu trinken dabei. Bis Lulworth ist es weit.«
    Der junge Mann zuckte die Achseln. »Ich hab’s mir sowieso anders überlegt.

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