Wellenbrecher
aufzuzeichnen. Bridges lehnte es allerdings ab, irgend etwas von dem zu wiederholen, was er Galbraith über seine und Hardings Schmuggelgeschäfte berichtet hatte, doch da die Angelegenheit sowieso in die Zuständigkeit der Zoll- und Finanzbehörden fiel, regte sich Carpenter nicht weiter über diese Weigerung auf. Statt dessen zog er es vor, Bridges zu schockieren, indem er ihm die Videoaufnahme des munter onanierenden Harding zeigte, und fragte ihn dann, ob es eine Gewohnheit seines Freundes sei, sich auf diese Weise in der Öffentlichkeit zur Schau zu stellen.
Überraschenderweise war Bridges tatsächlich schockiert.
»Mein Gott!« rief er und wischte sich die Stirn mit dem Hemdsärmel. »Woher soll ich das wissen? Wir führen jeder unser eigenes Leben! In meinem Beisein hat er so was nie getan.«
»So schlimm ist es doch gar nicht«, murmelte Galbraith, der neben Carpenter saß. »Nur eine diskrete kleine Selbstbefriedigung. Warum geraten Sie deswegen in Schweiß, Mr. Bridges?«
Bridges warf ihm einen nervösen Blick zu. »Ich habe den Eindruck, daß es vielleicht doch nicht ganz so harmlos ist. Sonst hätten Sie mir das Band nicht gezeigt.«
»Sie sind ein kluger Junge«, sagte Carpenter und hielt den Film an der Stelle an, wo Harding sich säuberte. »Er benutzt ein T-Shirt. Wenn man genau hinsieht, kann man auf der Vorderseite das Logo vom Derby FC erkennen. Das T-Shirt gehört einem zehnjährigen Jungen namens Danny Spender. Er ist überzeugt, daß Harding es ihm am Sonntag mittag gestohlen hat, und eine halbe Stunde später benutzte er es, wie wir hier sehen, um darin zu ejakulieren. Sie kennen den Mann besser als jeder andere. Würden Sie sagen, daß er eine Vorliebe für kleine Jungen hat?«
Bridges reagierte noch schockierter. »Nein!«
»Wir haben einen Zeugen, der uns berichtet hat, daß Harding die Hände nicht von den zwei Jungen lassen konnte, die Kate Sumners Leiche entdeckt hatten. Einer der Jungen hat uns erzählt, Harding habe mit seinem Handy an sich gefummelt, um vor den Jungen eine Erektion herbeizuführen. Ein Polizeibeamter hat uns berichtet, daß die Erektion anhielt, solange die Jungen in seiner Nähe waren.«
»Ach, verdammt!« Bridges fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Ich habe immer gedacht, er kann Kinder nicht ausstehen. Er haßt es, mit ihnen zu arbeiten, er haßt es, wenn ich von der Schule erzähle.« Er warf einen Blick auf das erstarrte Bild auf dem Fernsehschirm. »Das kann einfach nicht stimmen. Zugegeben, er ist ganz schön auf Sex fixiert - redet viel zu viel drüber - mag Pornofilme - gibt mit flotten Dreiern an und so -, aber doch immer in Zusammenhang mit Frauen. Ich hätte meinen letzten Penny darauf gewettet, daß er ein stinknormaler Hetero ist.«
Carpenter beugte sich vor, um Bridges mit scharfem Blick zu mustern, dann richtete er sein Augenmerk wieder auf den Bildschirm. »Das bringt Sie wirklich in Rage, nicht wahr? Wie kommt das, Mr. Bridges! Haben Sie sonst noch jemanden in dem Video erkannt?«
»Nein. Ich finde das Ganze nur obszön, weiter nichts.«
»Schlimmer als die Pornofilme, die er macht, kann es doch auch nicht sein.«
»Das weiß ich nicht. Ich habe nie einen gesehen.«
»Aber Sie müssen doch Fotos von ihm gesehen haben. Beschreiben Sie sie uns.«
Bridges schüttelte den Kopf.
»Sind bei den Aufnahmen Kinder dabei? Wir wissen, daß er Schwulenpornos gemacht hat. Hat er auch Pornoaufnahmen mit Kindern gemacht?«
»Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nichts davon. Da müssen Sie seinen Agenten fragen.«
Carpenter machte sich eine Notiz. »Pädophilenringe zahlen das Doppelte von dem, was andere bezahlen.«
»Ich habe damit nichts zu tun.«
»Sie sind Lehrer, Mr. Bridges. Sie haben Kindern gegenüber eine größere Verantwortung als die meisten anderen. Macht er Pornoaufnahmen mit Kindern?«
Bridges schüttelte den Kopf.
»Anthony Bridges verweigert auf diese Frage die Antwort«, diktierte Carpenter ins Mikrofon und sah dann auf ein Blatt Papier, das vor ihm lag. »Am Dienstag erklärten Sie uns, Steven Harding sei nicht ›der Typ, der mit seinen Eroberungen hausieren geht‹. Jetzt erzählen Sie uns, daß er mit flotten Dreiern geprahlt hat. Was ist nun wahr?«
»Die Prahlerei«, antwortete Bridges, mit größerer Sicherheit jetzt. Er sah Galbraith an. »Darum weiß ich ja so viel über Kate. Er hat mir immer haarklein erzählt, was sie getrieben haben.«
Galbraith hob die Hand, um seine verspannten Nackenmuskeln zu
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