Wellentänze: Roman (German Edition)
Ich kann ihm nicht jede kleine Freude abschlagen!«
»Natürlich nicht.«
»Aber ich war mir nicht so sicher, was dich betrifft, Julia. Ich dachte, du liebtest die Kanäle genauso sehr wie ich, und doch hatte ich den Eindruck, dass du nicht allzu versessen darauf bist, nächstes Jahr wiederzukommen. Ich könnte dir einen vernünftigen Lohn zahlen. Ich habe noch mal kurz mit Ralph gesprochen, und er meint, nächstes Jahr würden wir keine Probleme haben, genug Buchungen zu bekommen.«
»Es geht nicht darum, ob ich zurückkommen möchte, ich weiß nur nicht, ob ich es kann.«
»Warum? Was könnte dich denn daran hindern, wenn du es willst?«
»Die Sache ist die, Suzy, ich glaube, dass ich vielleicht schwanger bin.«
Kapitel 17
O h, mein Gott!«, rief Suzy und schlug sich dann eine Hand auf den Mund. »Oh, tut mir leid! Das hätte ich nicht sagen dürfen. Ich weiß bloß nicht, ob das eine gute Neuigkeit ist oder eine schlechte!«
»Das weiß ich auch nicht!«
»Es ist Fergus, nicht wahr? Sonst kommt niemand infrage. O Gott! Es war, nachdem du Oscar in den Kanal geworfen hattest. Ich wusste es!«
»Ach ja? Ich dachte, niemand hätte etwas gemerkt.«
»Ich war mir nicht ganz sicher, aber du warst anschließend irgendwie anders. Und ich weiß nicht, ob sonst irgendjemand auch nur den leisesten Verdacht geschöpft hat. O Gott, entschuldige, dass ich so hysterisch reagiere, aber es war ein langer Tag, und ich hätte nie gedacht, dass ich mich einmal in dieser Position wiederfinden würde.«
»In welcher Position?«
»Jemandem einen Rat geben zu müssen, der schwanger ist. Ich dachte immer, es würde einmal umgekehrt sein ... Aber bist du dir eigentlich sicher?«, fuhr Suzy fort, als Julia nichts sagte. »Hast du einen Test gemacht? Wie lange ist deine Periode überfällig?«
»Drei Monate. Ich meine, ich habe dreimal meine Tage nicht bekommen, und ich muss ständig zur Toilette laufen, und ekle mich vor Kaffee. Meine Schwester hat mir mal erzählt, dass es bei ihr so angefangen hat.«
»Ist dir denn überhaupt übel?«
Julia schnitt eine Grimasse. »Nur morgens.« Sie seufzte, lange und ausgiebig. »Das ist das erste Mal, dass ich mir selbst eingestehe, dass ich schwanger sein könnte. Ich habe die ganze Zeit über versucht, Stress und alle möglichen anderen Faktoren für das Ausbleiben meiner Periode verantwortlich zu machen.«
»Und? Was für ein Gefühl hast du jetzt?«
»Ich weiß nicht! Ich hatte keine Zeit zum Nachdenken. Aber eigentlich wollte ich keine Kinder.«
»Niemals?«
»Nein. Nur nicht jetzt schon.«
Suzy hüstelte und blickte auf ihre Hände hinab. »Ich möchte ja nicht unfreundlich sein, aber du bist nicht mehr gerade ein junger Hüpfer. Ich meine, um Kinder zu bekommen.«
»Vielen Dank.«
Es folgte ein Schweigen. Suzy überlegte, was sie als Nächstes sagen sollte. »Du könntest natürlich ...«
Julia hinderte sie daran, den Satz zu beenden. »Nein, könnte ich nicht. Das kommt nicht infrage. Ich behaupte nicht, Abtreibung sei grundsätzlich falsch, es ist nur nichts für mich. Nicht unter diesen Umständen.«
»Hast du immer schon so darüber gedacht?«
»Nein«, gestand Julia langsam. »Das habe ich nicht.«
»Na schön, das macht alles viel einfacher. Du behältst das Baby also. Und wenigstens weißt du, dass deine Mutter begeistert sein wird.«
»Weiß ich das? Ich weiß nur, dass sie sich immer gewünscht hat, Fergus und ich würden einmal heiraten und Kinder bekommen, aber ich glaube, das hier ist nicht ganz das, was sie dabei im Sinn hatte. Was auch der Grund ist«, fuhr sie mit einem drohenden Unterton fort, »warum sie nie herausfinden darf, wer der Vater ist.«
»Aber deine Mutter ist so cool! Sie würde dich niemals dazu zwingen, gegen deinen Willen zu heiraten oder etwas in der Art!«
»Ach ja? Da wäre ich mir nicht so sicher!«
»Nein, das würde sie bestimmt nicht tun. Sie hat über mich und Wayne Bescheid gewusst und mit keiner Wimper gezuckt.«
»Du bist auch nicht ihre Tochter. Sie ist sehr tolerant, wenn es um den unkonventionellen Lebensstil anderer Leute geht, aber bei ihren Töchtern sieht sie das ein wenig anders.«
»Nein, nein, sie wird ganz bestimmt super reagieren, davon bin ich überzeugt. Meine Mutter würde einfach sterben, aber sie ist auch schrecklich konservativ.«
Julia sparte sich die Mühe, Suzy zu erklären, dass die unkonventionelle Fassade ihrer Mutter erst jüngeren Datums war und kein wirklich solides Fundament hatte: Sie
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