Wellentänze: Roman (German Edition)
und Stoke.« Wayne strahlte ihn an. »Das mit Jason ist wirklich jammerschade«, fuhr Fred fort. »Auf diesem Kanal braucht man nämlich Erfahrung.«
Alle gaben sich Mühe, Jasons Verlust nicht allzu schwer zu nehmen und den neuen Passagieren ohne übergroße Nervosität entgegenzusehen – und es war nicht nur die Persönlichkeit ihrer künftigen Fahrgäste, die ihnen Sorgen machte. »Wir brauchen gesunde, hilfsbereite Leute«, erklärte Julia Wayne.
»Vor allem, da wir diese Woche nur fünf Passagiere haben«, fügte Suzy hinzu.
»Und was ist, wenn die Leute nicht mitspielen?«, fragte Wayne. »Sollen wir sie dann auf dem Treidelpfad ihrem Schicksal überlassen? Soll ich in den Pub laufen und die Tauziehmannschaft aus dem Ort holen?«
Glücklicherweise erschien genau in diesem Augenblick ihr erster Gast und enthob sie der Notwendigkeit zu antworten.
»Hallo! Bin ich hier auf den richtigen Booten?«
Die Besitzerin der aristokratischen, rauchigen Frauenstimme war, wie sich erwies, Delphine, eine angenehme, attraktive Werbefachfrau, die gleich erklärte, dass sie nichts tun wolle, als Gin und Tonic zu trinken und die Landschaft zu betrachten.
Wenn Delphine bei irgendeiner ihrer anderen Touren aufgetaucht wäre, hätte diese Information Suzy enormen Auftrieb gegeben. Aber jetzt reichte sie Delphine mit leicht verkniffener Miene eine Tasse Tee. »Wenn Sie erst einmal eine Nacht ordentlich geschlafen haben, fühlen Sie sich bestimmt viel unternehmungslustiger.«
»Ich glaube nicht, Darling. Ich bin so gestresst, dass es kaum mehr zum Aushalten ist. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich rauche?«
»Auf Deck, bitte«, sagte Julia. »Soll ich Ihnen etwas Kuchen nach oben bringen?«
Delphine, die extrem dünn war, beäugte den Kuchen. »Hmm, Schokoladenkuchen. Ich dürfte eigentlich wirklich nicht, aber ...«
»... schließlich sind Sie ja im Urlaub«, beendete Julia den Satz für sie und legte gleichzeitig ein großes Stück Kuchen auf einen Teller.
Delphine biss hinein. »Lecker. Wann macht die Bar auf?«
In der folgenden Stunde wurde jeder Neuankömmling taxiert und taktvoll auf Herzkrankheiten, Rückenprobleme und etwaige Operationen in jüngerer Zeit befragt. Am Ende standen sie mit Delphine da, die amüsant, aber faul war, einem Ehepaar, dessen männliche Hälfte sich als Dampflok-Liebhaber entpuppte und ziemlich viel versprechend aussah, und zwei Frauen aus Neuseeland, von denen man noch nicht sagen konnte, ob sie im Zweifelsfalle zu etwas nutze sein würden oder nicht.
»Eine der beiden hat ihr Strickzeug dabei«, bemerkte Suzy, während Julia Kartoffeln schälte. »Ich habe die Wolle aus ihrer Tasche hervorlugen sehen. Ich finde, das ist kein gutes Zeichen.«
»Ich weiß nicht. Sie kommt aus Neuseeland. Wahrscheinlich müssen die Leute dort die heimische Wirtschaft unterstützen.«
Sobald alle an Bord waren, schipperten sie langsam den Kanal hinauf, um ein stilles Plätzchen für die Nacht zu finden. Julia blickte aus dem Fenster, während das verborgene Gesicht von Worcester an ihnen vorüberglitt: die Porzellanfabrik, die Schrebergärten und die Reihenhäuser. Der schnelle Wechsel von städtischen und ländlichen Bereichen gehörte zu den Dingen, die Julia an den Kanälen so besonders liebte.
Sie mussten durch sechs Schleusen fahren, bevor der Kanal auch nur halbwegs breit genug wurde, um die Boote nebeneinander festmachen zu können.
»Jetzt dürfte sich die Spreu vom Weizen trennen«, flüsterte Suzy Julia an der ersten Schleuse zu, während sie mit vereinten Kräften das untere Tor hinter dem Motorboot schlossen.
Aber zum Glück für sie alle schlenderten gerade ziemlich viele Leute den Treidelpfad entlang, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite standen. Sie mussten die üblichen Bemerkungen über sich ergehen lassen, dass Boote von zwanzig Metern heutzutage einfach zu lang für die Kanäle seien, und man schien allenthalben anzunehmen, Dampflokfan John führe das Kommando für die Boote, nicht Suzy. Aber Julia hatte das Gefühl, in die Kombüse gehen und sich um ihre brutzelnden Lammkoteletts kümmern zu können, ohne Gewissensbisse haben zu müssen, dass Suzy vielleicht nicht zurechtkommen würde.
Schließlich erstarb das Motorengeräusch, und kurz darauf hörte man, wie die Verbindungszapfen eingeschlagen wurden. Die Boote lagen also im Päckchen, und Julia wusste, dass es Zeit fürs Abendessen war. Sie stellte einen Stapel Teller in den Ofen und spülte die Saucieren aus.
»Tut mir leid, dass
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