Wellentänze: Roman (German Edition)
die sich für Jasons Liebesleben nicht besonders interessierte.
»Oh, wir arbeiten jetzt seit zwei Jahren als Team auf diesem Paar«, antwortete Jed. »Man lernt die Leute von den anderen Hotelbooten ziemlich gut kennen, wenn man nebeneinander liegt und miteinander im Pub sitzt. Deshalb hat es mich ja auch so überrascht«, fuhr Jed fort, »dass dieser Typ nach einer Mannschaft suchte. Wir hätten davon gehört, wenn auf irgendeiner Werft ein neues Paar Boote gebaut worden wäre.«
»Also, ich muss mich jetzt langsam ums Mittagessen kümmern«, erklärte Julia.
»Wenn du allein dafür zuständig bist, wird es Zeit«, pflichtete Nellie ihr bei.
Suzy erhob sich ebenfalls. »Ich bin euch sehr dankbar, dass ihr uns das mit dem Haken erklärt habt. Ich habe so oft über diesen Block auf dem Dach des hinteren Bootes geflucht, und jetzt weiß ich wenigstens, wozu er gut ist.«
»Oh, keine Ursache, das geht schon in Ordnung«, meinte Jed und ahmte dabei Suzys modisch-affektierte Ausdrucksweise nach. »Es hat Spaß gemacht, euch zu rammen. Wir sehen uns dann in Chelsea.«
Suzy antwortete ihm mit einem Fauchen, das bei Jed den Funken leise schwelenden Interesses an ihr weiter anfachte. »Wenn wir uns das nächste Mal begegnen, Süße, dann in einem Pub, und wir werden ja sehen, wer als Erster unterm Tisch liegt.«
Der weibliche Teil von Jeds Besatzung brach in Gelächter aus.
Aber Suzy vergeudete keine Zeit damit, sich mit dieser neuen Eroberung zu brüsten. »Mir ist gerade ein entsetzlicher Gedanke gekommen! Was ist, wenn dieser Mann, der eine Mannschaft sucht, auch ein Paar Hotelboote kaufen will? Wenn Jason und seine Freundin wieder zusammen sind, wären sie perfekt. Sie war Köchin, wie du dich vielleicht erinnerst.« Julia nickte. »Und welches Paar steht wohl am ehesten zum Verkauf? Wenn wir uns nicht mächtig ins Zeug legen? Ralph braucht das Geld für die Boote ziemlich dringend. Joan fand, er solle sie sofort verkaufen, statt sie mir zu günstigen Konditionen zu verpachten. Nach seiner Operation ist er bestimmt ziemlich schwach und könnte leicht in Versuchung kommen zu verkaufen, falls jemand ihm mit Barem vor der Nase herumwedelt. Jason könnte das gewusst haben. Vielleicht ist er deshalb gegangen.«
Suzys Vermutungen ergaben durchaus einen Sinn. »Du meinst, der neue Käufer würde Jason und seine Freundin als Mannschaft anheuern?«
»Sie wären wie geschaffen für den Job. Sie kennen die Boote beide, Jason weiß alles über die Kanäle, und sie ist ein Ass als Köchin.«
»Aber sie müsste schon ein sehr gutes Händchen mit Menschen haben, um Jasons Benehmen wettzumachen. Und ob die beiden zusammenbleiben, darauf kann man sich nicht verlassen. Sie haben sich schon einmal getrennt, sie könnten es ohne weiteres wieder tun.«
»Aber das werden sie dem Käufer nicht auf die Nase binden, oder?«
Julia suchte verzweifelt nach irgendeiner positiven Bemerkung. »Nun, es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass jemand die Boote mitten in der Saison kauft, oder? Ich meine, wer würde so etwas tun?«
Suzy zuckte die Schultern. »Die Saison hat erst vor zwei Wochen begonnen. Selbst wenn es eine Weile dauern würde, alles zu arrangieren, hätte der Käufer immer noch den halben Sommer und den Herbst. Oder ...« Suzy hatte sich inzwischen tief in ihren Pessimismus hineingesteigert. »Es könnte auch jemand sein, der uns aus dem Geschäft haben will.«
»Nun, dann würde der Betreffende sich kaum die Mühe machen, eine Mannschaft zu finden, oder? Und Ralph würde niemandem außer dir die Boote verkaufen, schon gar nicht mitten in der Saison.« Julia bemühte sich um einen möglichst zuversichtlichen Tonfall, obwohl ihr plötzlich der Mann in Bidford wieder in den Sinn kam, der sie und das Boot fotografiert hatte. Angenommen, er hatte nicht einfach nur fröhlich drauflosgeknipst, sondern hatte im Auftrag eines anderen Betreibers von Hotelbooten gehandelt. Sie tat diesen Gedanken als paranoid ab, als Reaktion auf die verlegten Unterlagen aus ihrer alten Firma.
»Ralph würde das nicht tun, nein.« Suzy prockelte mit düsterer Miene einen Splitter eines der zerbrochenen Kaffeebecher aus dem Ausgussloch. »Aber Joan könnte es tun, solange er noch nicht wieder fit ist.«
»So etwas würde sie bestimmt nicht machen, das glaube ich nicht. Und jetzt lass uns lieber überlegen, ob wir zum Mittagessen hier bleiben oder nicht.«
Sie blieben, und dasselbe taten anscheinend die Otter und die Beaver, denn während Julia
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