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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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nur die Tunnel, die ich nicht mag«, erklärte er den Passagieren.
    »Nun, ich finde, diesen Punkt bewältigt Julia ganz hervorragend«, sagte John. »Und ich höre sie gern singen.«
    Nach dem Martyrium von Worcester, Birmingham und den Kanälen des nördlichen Stratford hatten sie eine leichte dritte Woche, während sie sich den Grand Union Canal nach Oxford hinunterschlängelten. Das Wetter verbesserte sich ungemein, und sie hatten nette, sportliche Passagiere, die förmlich darauf brannten, mit Hand anzulegen. Es gab jede Menge Pubs zu besuchen, und die Sorgen, die das Treffen mit der Belegschaft der Otter und der Beaver entfacht hatte, schienen verblasst zu sein.
    Eines Abends legten sie früher als gewohnt an, und die Passagiere verschwanden allesamt, entweder um spazieren zu gehen und die Vögel zu beobachten oder um zu duschen und ein Stündchen zu schlafen, sodass Julia und Suzy Zeit hatten, die Reservierungen durchzugehen.
    Joan schickte ihnen regelmäßig eine Liste, auf der verzeichnet war, wer wann kommen würde, und, wichtiger noch, welche Wochen beängstigend schwach besetzt waren. Zwar gab es keine einzige Woche ganz ohne Reservierungen, aber manchmal würden sie nur vier Passagiere haben. Und obwohl dieser Umstand Julia ein wenig entlastete, wurden Suzys Sorgen dadurch umso größer. Die einzige Woche, in der sie voll besetzt waren, war die, in der Oscar und seine Mutter auf der Liste standen. Julia vermochte nicht zu entscheiden, ob sich die Sache dadurch verbessern oder verschlechtern würde. Würden die Unarten der beiden dadurch weniger auffällig werden, oder würden sie das ganze Boot in den Wahnsinn treiben?
    »Und in der Woche danach haben wir die Schulklasse«, erklärte Suzy, »das sind acht Personen. Sechs Kinder und zwei Lehrer. Mit denen haben wir wahrscheinlich eine Menge Spaß. Ach, wo wir gerade beim Thema Spaß sind: Wie stehst du zu der Idee, dass ich zu Wayne ziehen könnte?«
    Julias Gedanken überschlugen sich. »Wie meinst du das?«, kreischte sie, während sie plötzlich die Vision hatte, wie sie ganz allein mit einer Horde von Schulkindern, deren Lehrern und den Booten fertig werden musste, weil Suzy und Wayne sich ein kleines Häuschen in einer Siedlung für junge Familien einrichteten.
    »Ich meine, hättest du etwas dagegen, wenn ich zu ihm in das hintere Boot übersiedle? Wäre dir das peinlich?«
    »Auf mich brauchst du keine Rücksicht zu nehmen, aber was ist mit den Passagieren? Oscars Mutter ist furchtbar etepetete, sie bekommt möglicherweise einen Anfall, wenn sie das mitkriegt! Und auch einige der anderen Passagiere sind nicht mehr ganz jung. Möglich, dass ihnen das missfällt.«
    »Der Gedanke ist mir auch schon gekommen, aber ich glaube nicht, dass die Gäste es erfahren müssen. Wenn wir vor ihnen aufstehen, kriegen sie doch gar nicht mit, wo wir geschlafen haben.«
    »Ich möchte dir ja nicht dazwischenfunken, aber glaubst du wirklich, ihr beide würdet es schaffen, vor den Passagieren auf den Beinen zu sein? Ihr wisst doch, dass nur Frühaufsteher solche Urlaubstouren buchen. Die sind alle vor Morgengrauen aus den Federn.«
    »Delphine nicht!«
    »Delphine war bisher so ziemlich der einzige Passagier, den so etwas nicht schockiert hätte.«
    Suzy zog einen Schmollmund. Es war eine Reflexreaktion, etwas, das automatisch passierte, wann immer es so aussah, als könnte sie ihren Willen nicht durchsetzen.
    »Aber das ist nicht meine Entscheidung«, fuhr Julia fort. »Wenn du glaubst, ihr könnt es vor den Passagieren geheim halten ...«
    Suzy umarmte sie herzlich. »Ich wusste ja, dass du nicht plötzlich spießig werden würdest. Wayne sieht das einfach zu eng.«
    Die Tatsache, dass Suzy und Wayne sich jetzt ein Bett teilten, schien ihre Arbeitsbeziehung nicht zu beeinflussen, und während sie langsam an Erfahrung gewannen, steigerte sich ihre Effizienz geradezu atemberaubend. Wayne überwand sogar seine Angst vor Tunneln als ihm nichts anderes übrig blieb, da Julia sich mitten in einem Telefongespräch mit ihrem Bruder befand und darauf bestand, das Boot zu verlassen und zu Fuß zu gehen, damit die Verbindung nicht unterbrochen wurde.
    Aus dem Frühling wurde langsam Sommer; Bärenklau und blühender Weißdorn säumten den Kanal, und in den umliegenden Wäldern sprossen die Glockenblumen. Julia hatte das Gefühl, dass die Schönheit der Landschaft sie beinahe für ihre zunehmende Müdigkeit entschädigte. Was sie brauchten, um ihr Glück vollkommen zu machen,

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