Wellentänze: Roman (German Edition)
war ein viertes Paar Hände, jemanden, der überall mit anpackte, nicht nur bei den Booten.
Sie waren wieder in Leamington Spa, als, kurz nachdem der letzte Gast sich verabschiedet hatte, Ralph und Joan mit der sauberen Wäsche auftauchten. Suzy warf sich ihrem Onkel so stürmisch an den Hals, dass dieser ins Taumeln geriet und sich setzen musste.
»Ralph! Joan! Wie schön, dass ihr hier seid! Ihr seht großartig aus!«
Das war nicht direkt die Wahrheit. Ralph sah entschieden gebrechlicher aus als vor seiner Operation, behauptete aber, »absolut einsatzbereit« zu sein.
»Also, wie kommt ihr beiden Mädels denn klar? Und wer ist das?«, fragte er, als Wayne, mit Plastiktüten aus dem Supermarkt beladen, an Bord kam.
»Das ist Wayne. Wir haben ihn bei Tewkesbury am Fluss aufgelesen. Er ist ein richtiger Held, und er hat da weitergemacht, wo Jason aufgehört hat. Einfach so.« Sie schnippte mit den Fingern.
Ralph runzelte die Stirn. »Wenn ich diesen krummen Hund jemals wiedersehe ...«
»Dann schaust du in die andere Richtung«, brummte Joan. »Es war sehr unschön von ihm, die Mädchen einfach so hängen zu lassen, aber es hat keinen Sinn, deine Gesundheit aufs Spiel zu setzen, um ihm die Meinung zu geigen. Es tut mir Leid, dass ich keinen Ersatzmann auftreiben konnte, Suzy, mein Schatz, aber ich hatte so viel um die Ohren.« Sie zeigte erklärend auf Ralph.
»Oh, mach dir keine Sorgen, Tante Joan. Außerdem haben wir jetzt ja Wayne. Also, wie sieht es mit den Buchungen aus? Haben sich noch mal zwanzig Leute angemeldet, damit unsere Kabinen nicht leer bleiben?«
Joan und Ralph sahen einander nervös an. »Leider nicht«, meinte Joan. »Genau genommen sind die Zahlen gegenüber letztem Jahr ein klein wenig rückläufig.«
Suzy ließ sich auf einen Stuhl sinken. »Die Leute haben gehört, dass du nicht mehr dabei bist. Das musste ja passieren.«
»Das könnte sein«, stimmte Joan ihr nach einem kurzen Schweigen zu. »Und jetzt, wo Ralph ...«
»Es ist nicht nötig, das zu erwähnen«, fiel Ralph ihr ins Wort.
»Was zu erwähnen?«, hakte Suzy nach, die sich auf ihrem Stuhl so weit wieder aufrichtete, dass sie sich konzentrieren konnte.
Ralph wollte etwas erwidern, aber Joan redete ihn nieder. »Es nützt nichts, ihnen etwas vorzumachen, Ralph. Ich finde, sie sollten Bescheid wissen.«
»Was sollten wir wissen?«, murmelte Suzy. »Die Spannung bringt mich um!«
»Dass wir ein Angebot für die Boote bekommen haben«, antwortete Joan. »Ein sehr gutes Angebot.«
»Von wem?«, fragte Julia in die plötzliche Stille hinein.
»Das wissen wir eigentlich gar nicht«, erklärte Joan. »Ein Agent hat sich bei uns gemeldet. Aber es ist eine Menge Geld im Spiel. Mehr, als die Boote in Wirklichkeit wert sind.«
»Und die Bedingung ist, dass wir sofort verkaufen«, fügte Ralph hinzu. »Mit allen Buchungen, die wir haben.«
Julia konnte förmlich sehen, wie Suzy an sich hielt, um nicht laut zu rufen, dass Ralph so etwas Schreckliches auf keinen Fall tun dürfe – und sie bewunderte ihre Selbstbeherrschung. Suzy schien in letzter Zeit erheblich erwachsener geworden zu sein.
»Was hast du vor?«, fragte Suzy leise.
»Wir wollen nicht verkaufen«, antwortete Ralph prompt.
»Wir brauchen das Geld, Liebling, das musst du zugeben«, sagte Joan. »Ralph hat nie wirklich Vorsorge für eine Pension getroffen ...«
»Weil ich nie gedacht habe, dass ich mich jemals aus dem Geschäft zurückziehen würde, deshalb«, brummte er.
»Also würdest du die Boote gern verkaufen?«, hakte Suzy nach.
»›Gern‹ ist nicht der richtige Ausdruck«, versicherte Joan. »Im Grunde ist es das Letzte, was Ralph will, die Pyramus und die Thisbe zu verkaufen, aber wir brauchen nun mal das Geld.«
»Ich wünschte, du würdest nicht über mich reden, als wäre ich gar nicht hier.« Ralph setzte sich aufrecht hin. »Wir brauchen das Geld, ja, aber ich bin noch nicht davon überzeugt, dass Suzy, Julia und, äh, Wayne es nicht schaffen können.«
»Ich möchte es so schrecklich gern versuchen«, meinte Suzy. »Und bestimmt könnte ich irgendwie das Geld auftreiben, um dich komplett auszuzahlen, wenn du mir am Ende der Saison ein bisschen Zeit gibst.«
»Die Zinsen würden dich umbringen«, entgegnete Joan. »Es sei denn, du fragst deinen Vater.«
Suzy unterzog ihre Fingernägel einer eingehenden Musterung, während sie offensichtlich mit den Tränen kämpfte. Wenn sie ihren Vater um Geld bat, gestand sie ihre Niederlage ein; eher
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