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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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siehst. Du schienst verdammt entschlossen zu sein, mir aus dem Weg zu gehen. Auf diese Weise kannst du es nicht.«
    Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, und es wäre sinnlos gewesen, Einwände zu erheben. »Aber warum hast du deine Mutter mitgebracht? Sie kann sich doch hier unmöglich wohlfühlen.«
    »Ich dachte, wenn ihr zwei einander besser kennen lernt, würdet ihr eure Differenzen überwinden.«
    »Oscar, du bist ein Hornochse!«, erwiderte Julia und schubste ihn in den Kanal.
    »Mmh«, sagte Fergus, der plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht war. »Weißt du genau, dass er schwimmen kann?«

Kapitel 12
     
    J ulia begann zu schreien. Oscar, seine Mutter, die Gesundheitsbehörde und einige Wochen harter Arbeit ohne Freizeit, und sie verfiel endgültig dem Wahnsinn. Als Nächstes würde sie weiße Mäuse sehen.
    »Tut mir Leid«, entschuldigte sich Fergus. »Habe ich dich erschreckt? Ich komme vom Bahnhof und habe gerade noch mitbekommen, wie du ihn ins Wasser gestoßen hast. Meinst du, wir sollten ihm raushelfen?«
    Julia sah zu Oscar hinunter, der im Wasser umhertappte. Inzwischen leistete Sooty ihm Gesellschaft, und der Labrador schien sich prächtig zu amüsieren: Jedes Mal, wenn Oscar sich hochrappelte, schaffte Sooty es, ihn wieder umzuwerfen.
    Julia war innerlich so aufgewühlt, dass ihr übel wurde. Einen Augenblick lang hätte sie Fergus am liebsten zu Oscar in den Kanal gestoßen. Deshalb hielt sie es für geraten, einige Schritte zurückzutreten, um nicht der Versuchung zu erliegen. Einzig der Gedanke, dann zwei nasse Männer auf dem Boot zu haben, hielt sie davon ab.
    Stattdessen entfernte sie sich bedächtig vom Kanal und ging zu den Feldern hinüber, weil sie sich plötzlich wie in einer Vision als Ophelia sah, wie sie, blumenumkränzt, im Wasser lag. Diese Vorstellung hatte durchaus ihren Reiz, aber im Gegensatz zu Ophelia wusste sie, dass Menschen nicht von selbst an der Wasseroberfläche blieben, und der Kanal stank.
    Nicht dass sie wirklich alles hätte hinwerfen wollen. Keine Sekunde lang. Aber sie musste dringend etwas Abstand zwischen sich und die Ursache all ihrer Anspannung legen. Und sie wollte nie wieder kochen.
    Außerdem war ihr klar, dass auf den Booten inzwischen die Hölle los sein musste. Oscar würde toben vor Wut, seine Mutter würde allen erzählen, sie habe ja immer gewusst, dass Julia ein wenig labil sei, und Suzy würde mit leichter Verwirrung zur Kenntnis nehmen, dass die verlässliche alte Julia plötzlich ausgeflippt war, einen Passagier in den Kanal gestoßen hatte und dann einfach auf und davon gegangen war, ohne die Schweinerei in der Kombüse aufzuräumen oder sonst etwas zu tun. Wayne würde fluchen, weil er die Szene nicht hatte filmen können. Und Fergus? Darauf wusste sie keine Antwort. Er war wahrscheinlich einfach eine Vision gewesen, heraufbeschworen von ihrem umnebelten Verstand.
    Die Sonne brach durch die Wolken und war überraschend warm. Julia entdeckte ein Fleckchen Gras, das frei von Brennnesseln und Kuhdung war, und ließ sich auf den Boden fallen. Wenn sie noch viel weiter ging, würde sie sich am Ende noch verirren, und was dann? Sie sah vor ihrem inneren Auge einen Suchtrupp, der, angeführt von Oscar, die Gegend durchkämmte und nach ihrem Verbleib forschte. Sie kicherte leise.
    Es war die reinste Wonne, einfach daliegen zu können. Niemand wusste, wo sie war, niemand konnte sie um noch mehr heißes Wasser oder noch mehr Toast bitten. Oder um Eis, und zwar genau in dem Augenblick, wenn sie in irgendetwas rührte, das sich in Leim verwandelte, wenn sie es stehen ließ. Der warme Sonnenschein auf ihren Augenlidern beruhigte sie langsam. Ihre Gedanken wanderten bald in diese, bald in jene Richtung, und am Ende schlief sie ein.
    Sie konnte nur ein paar Minuten gedöst haben, aber als sie aufwachte, fühlte sie sich, als hätte sie stundenlang geschlafen. Außerdem spürte sie, dass jemand bei ihr war. Träge öffnete sie ein Auge. Fergus schien neben ihr zu sitzen und sie zu beobachten. Sie schloss das Auge wieder. Entweder schlief sie noch und träumte, oder all der Stress hatte sie so weit in den Wahnsinn getrieben, dass sie schon Erscheinungen hatte, eine nicht alkoholische Spielart von Delirium tremens. Wenn sie die Energie aufgebracht hätte, wäre sie zum Arzt gegangen, um sich ein Päckchen Prozac verschreiben zu lassen. Aber genau diese Energie fehlte ihr im Augenblick, und so beschloss sie, stattdessen wieder einzuschlafen, damit Fergus sich

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