Wellentänze: Roman (German Edition)
wasserdichten Lack überzogen wird.«
»Rostfreier Stahl ist besser.«
»Möglich.«
»Und ich denke, Sie würden besser zurechtkommen, wenn Sie für das Eiweiß einen Schneebesen benutzen würden. Als ich in meinem Schweizer Pensionat kochen lernte, benutzten wir eine Gabel und einen Teller, um Baiser zu machen.«
»Das muss aber ziemlich lange gedauert haben.«
»Man hielt es für wichtig, dass eine Dame alles über die Führung eines Hauses lernte, damit sie die Dienstboten anleiten konnte.«
»Für diese Fähigkeiten gibt es heutzutage kaum mehr Verwendung. Die meisten Leute haben keine Dienstboten.«
Mrs. Anstruther deutete ein Nicken an, zum Zeichen, dass sie Julia in diesem Punkt Recht gab. »Man spricht nicht mehr von Dienstboten, da stimme ich Ihnen zu, aber viele Leute lassen jemanden ins Haus kommen, der putzt oder bügelt. Ich selbst habe auch eine Zugehfrau.«
Darauf möchte ich wetten, dachte Julia.
»Und obwohl ich die liebe Mrs. Ruddles nicht im Traum fühlen lassen würde, dass ich sie nicht zu schätzen weiß, so sind die dienenden Klassen doch heute genau das, was sie immer waren, ganz gleich, wie sie sich nennen.«
»Ach ja? Ich fürchte, ich bin nicht qualifiziert, mir darüber ein Urteil zu erlauben.«
Mrs. Anstruther nickte. »Das ist, wenn ich das sagen darf, einer der Gründe, warum ich fand, dass Sie und der liebe Oscar im Grunde nicht zusammenpassen.« Sie stellte es so dar, als hätte sie die Beziehung beendet, nicht Julia.
Julia holte das Backpapier aus dem Schrank, während sie nach einer passenden Erwiderung suchte.
»Daher bleibt es jenen unter uns, die solchermaßen privilegiert sind, überlassen, die weniger vom Glück Begünstigten zu belehren.«
Julia rang um Worte, die diese Frau und ihren unmöglichen Snobismus endgültig niederwalzen würden, und begriff, dass es mit Worten allein nicht getan wäre. Ein zehn Tonnen schwerer Laster hätte wahrscheinlich seine liebe Not gehabt, dieses Ziel zu erreichen.
»Und ich weiß, Sie werden es mir nicht übel nehmen, wenn ich Sie auf ein paar Kleinigkeiten hinweise, die hier nicht ganz richtig gemacht werden.«
Julia versuchte gar nicht, nichts übel zu nehmen, sie hielt lediglich die Finger bei sich, als sie in die Nähe des Tranchiermessers kam und Oscars Mutter in Wurfweite stand. Sie bekam den Rat, doppelt kohlensaures Natrium zum Gemüse hinzuzugeben, damit es grün blieb, Kopfsalat mindestens dreimal in frischem Wasser zu waschen und Suppe durchs Sieb zu drücken, statt den Pürierstab zu verwenden. Als Julia wusste, dass sie die Anwesenheit dieser Frau keinen Augenblick länger ertragen konnte, ohne handgreiflich zu werden, entschuldigte sie sich und stieg an einer Verengung des Kanals vom Boot, um ein wenig Zeit für sich zu haben.
Unglücklicherweise sah Oscar sie gehen und fasste dies als seine große Chance auf, ihr ein wenig den Hof zu machen. Er sprang in einer Biegung des Kanals vom Boot und stürzte sich, dicht gefolgt von Sooty, auf sie.
»Ich bin ja so froh, dass ich endlich die Chance habe, allein mit dir zu sprechen«, verkündete er mit Donnerstimme, während er neben ihr hermarschierte.
»Ganz meinerseits!«, sagte Julia. »Wenn du nicht etwas wegen deiner Mutter unternimmst, lehne ich jede Verantwortung für die Konsequenzen ab. Sie hat den ganzen Nachmittag in meiner Kombüse verbracht, um mir vorzuschreiben, wie ich meine Arbeit zu tun habe!«
»Sie möchte doch nur helfen.«
»Möchte sie nicht! Sie möchte, dass ich die Dinge so tue, wie sie es vor hundertfünfzig Jahren in ihrem kostbaren Mädchenpensionat gelernt hat!«
»Die alten Sitten sind immer noch die besten.«
»Die alten Weiber sind es jedenfalls nicht! Schaff sie mir vom Hals, Oscar. Zwing sie, einen Spaziergang zu machen – irgendetwas in der Art.«
»Du weißt doch, dass sie in diesen Schuhen nicht laufen kann.«
»Ich leihe ihr ein Paar Turnschuhe! Aber sieh zu, dass ich ihr nicht über den Weg laufe. Ich kann nicht arbeiten, solange sie hinter mir steht und lamentiert, dass ich alles falsch mache. Ich habe versucht, unhöflich zu sein, aber sie hat so eine dicke Haut, dass sie es nicht einmal bemerkt!«
»Ich finde, du benimmst dich sehr unvernünftig.«
»Ich finde, ich benehme mich wie eine Heilige! Aber ich kann nicht dafür garantieren, dass mein Heiligenschein nicht demnächst ins Rutschen gerät. Warum hast du sie mitgebracht? Warum bist du hergekommen?«
»Das habe ich dir doch erklärt. Ich wollte, dass du mich
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