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Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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betrachtete: überall Komplikationen, um die Caleb sich nicht gerade riss.
    Und trotzdem fühlte er sich zu ihr hingezogen.
    Er hatte immer schon eine Schwäche für Streuner gehabt. Entlaufene Hunde, Wildkatzen, selbst Geschöpfe aus der See, die von der Flut angeschwemmt wurden … Nicht, dass sein Vater ihm je erlaubt hätte, die aus dem Nest gefallenen Jungvögel oder die Hunde zu behalten, die ihm nach Hause gefolgt waren.
    Er wollte Maggie behalten.
    Sogar verstört und blutend, obdachlos und nackt war Maggie mehr als ein Opfer für ihn. Sie war stur, mutig und auf eine kraftvolle Art lebendig. Er bewunderte sie. Wollte sie.
    Was bedeutete, dass es noch viel komplizierter werden würde.
     
    Bruce Whittakers Haus thronte auf dem Hügel über der Landspitze wie ein Inselcottage auf Drogen. Als Caleb am Ende der Zufahrt parkte, fielen ihm der nagelneue Lexus SUV im Carport und die mitten am Nachmittag halb geschlossenen Jalousien auf.
    Das meiste, was er wissen musste, um seine Stadt zu überwachen, schnappte er über einer Tasse Morgenkaffee in
Antonias Ristorante
auf oder bei einem Bier im Inn, wenn die Boote von der See zurückgekehrt waren. Erstaunlich, was die Leute in einer ungezwungenen Situation ihrem örtlichen Polizisten anvertrauten: schlechte Stimmung zu Hause oder die Schulprobleme der Kinder, den Verlust des Briefkastens oder eines Hundes, Diebstähle im Andenkenladen, Touristenautos, die Zufahrten blockierten. Caleb nickte, hörte zu und legte alles im Geiste ab.
    Natürlich war es immer noch besser, als Klinken putzen zu müssen. Oder auf unzuverlässige Geheiminformationen von verängstigten Irakis zu warten.
    Die Kehrseite des Inselfunks war, dass sein Pool möglicher Zeugen zu einer Pfütze zusammengeschrumpft war. In der Stadt dagegen schloss das Abklappern der Nachbarschaft Tausende Fenster, Hunderte Türen sowie Dutzende Passanten und Arbeitsstunden ein.
    Caleb hatte die gesamte Umgebung der Landspitze in drei Stunden abgearbeitet. Steif stieg er aus dem Jeep und ging auf die Veranda zu.
Schon wieder eine verfluchte Treppe.
    Und bis jetzt hatte er rein gar nichts vorzuweisen.
    Die Häuser hier waren spärlich gesät und lagen in einiger Entfernung vom Meer; Inselbewohner bauten nicht auf der Landspitze. Die meisten von ihnen hatten sowieso den Abend auf der Jahresabschlussfeier in der Schule verbracht. Die Touristen würden ungewöhnliche Vorkommnisse nachts am Strand nicht registrieren, selbst wenn sie direkt vor ihrer Nase passierten. Whittaker, der einen guten Blick auf die Landspitze hatte und sich sowieso fortwährend beschwerte, war Calebs letzte und größte Hoffnung.
    Der Rechtsanwalt war weder an die Tür noch ans Telefon gegangen, als Caleb zum ersten Mal vorbeigekommen war. Das glänzende Auto neben dem Haus hieß nicht automatisch, dass jemand zu Hause war. Die Insel war so klein, dass man fast überallhin zu Fuß gehen konnte.
    Auch bei Regen?
    Caleb klopfte noch einmal.
    Ein Schatten bewegte sich hinter dem Bleiglas.
    Aus Gewohnheit trat Caleb zur Seite. Sein Ellbogen drückte gegen den Griff seiner Waffe.
    Die Tür öffnete sich. Da stand Whittaker, bleich und glatt rasiert, von Schatten umrahmt.
    »Es tut mir leid, dass ich stören muss«, sagte Caleb umstandslos. »Haben Sie einen Augenblick Zeit?«
    Whittaker blinzelte, als ob ihn das Licht schmerzte. »Ist jemand verletzt?«
    Etwas klickte in Calebs Gehirn wie die Sicherung einer Pistole. »Warum fragen Sie?«
    »Na ja, ich – fragt das nicht jeder, wenn die Polizei an der Haustür auftaucht, und dazu noch …« Whittaker zuckte zusammen. »Sorry, es ist wohl nicht mehr ganz früh am Morgen, oder?«
    »Drei Uhr nachmittags«, sagte Caleb. »Kann ich reinkommen?«
    »Natürlich.« Whittaker trat zurück und öffnete weit die Tür. »Fühlen Sie sich wie zu Hause.«
    Das würde schwer werden. Zumindest außen nahmen die grauen Schindeln und strahlend weißen Zierleisten zwar noch Rücksicht auf den Neuengland-Baustil und das Geschmacksempfinden der Nachbarn, doch die Innenausstattung hatte mit keinem Haus Ähnlichkeit, in dem Caleb jemals gelebt hatte. Ein massiver Steinkamin dominierte das eine Ende des Wohnbereichs. Ein knapp zwei Meter langes Aquarium voller Fische stand am anderen Ende. Dazwischen boten große Panoramafenster einen beeindruckenden Blick auf die Landspitze.
    Caleb hakte die Daumen in seine Vordertaschen. »Schöne Aussicht«, bemerkte er.
    »Ich mag sie auch.«
    »Aber nicht, wenn es regnet.«
    »Was

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