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Wellenzauber

Wellenzauber

Titel: Wellenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johann
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Jahren hatte Professor Haber nun endlich erfahren, was es damalsmit dieser Flucht des jungen Arztes auf sich gehabt hatte.
    Verrückt!
    Federico und Sina. Eine verbotene Liebe. Gab es so etwas nicht nur in diesen Fernsehserien, die sich seine Frau anschaute? Haber schüttelte den Kopf. Wenn sich Martha da bloß nicht in etwas verrannt hatte, das gar nicht existierte. Außerdem — er rieb sich die Stirn. Was passiert eigentlich, wenn alles so lief, wie sie sich das vorstellte? Musste er dann auf die nächste gute Kraft an seiner Klinik verzichten? Denn darum ging es ja: Martha wollte Sina und Federico wieder zusammenbringen, in der Hoffnung, dass die junge Hebamme dann auf Sardinien blieb und ihren Platz einnahm.
    Der Gedanke gefiel ihm überhaupt nicht. Aber hatte er eine Wahl? Wenn sie es tatsächlich darauf anlegte, konnte ihm Martha auch heute noch schaden, und zuzutrauen war dieser Frau einfach alles. Niemand außer ihr wusste, was damals passiert war, beinahe passiert wäre. Nicht einmal Christine.
    Haber ging zu der kleinen Bar in der Schrankwand, holte die Flasche mit altem Courvoisier heraus und goss sich einen Fingerbreit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit in einen Cognacschwenker. Genießerisch nippte er daran und ging zum Fenster zurück, bevor er einen winzigen Schluck nahm. Genau das Richtige, um seine Gedanken zu ordnen.
    Wie auf Kommando kam ihm gleich darauf eine Idee, und er lächelte plötzlich. Es war natürlich auch möglich, dass Marthas Plan ein glatter Reinfall wurde. Vielleicht hatten Sina Paulsen und Federico Bergmann einander längst vergessen. Oder sie dachten nur noch mit Abneigung aneinander. Haber war kein romantischer Mensch, und er hielt diese Möglichkeit für wesentlich realistischer als einezehn Jahre alte Liebe, die sich über diese lange Zeit hinweg erhalten hatte.
    Er nahm noch einen Schluck von seinem Cognac und stellte das Glas dann mit einer entschlossenen Bewegung ab. Wenn alles so kam, wie er dachte, beschloss Haber, dann würde er im richtigen Moment alle Hebel in Bewegung setzen, um nicht nur Sina Paulsen, sondern auch Federico Bergmann zurück an seine Klinik zu holen. Wenn die beiden sich nicht leiden konnten, musste das ja ihre Arbeit nicht beeinträchtigen.
    Endlich wandte er sich vom Fenster ab und ging zu seinem Schreibtisch zurück. Er hatte schon die Taste der Sprechanlage gedrückt, um seine Assistentin zu rufen, als er sich es anders überlegte. Vielleicht war es besser, Sina Paulsen in einem günstigen Moment auf ihrer Station abzufangen. Er wollte dem Gespräch keinen allzu förmlichen Rahmen geben.

8. Kapitel
    Sina und ihre Kollegin Kerstin saßen im Schwesternzimmer bei einem Becher Kaffee zusammen. Sie waren beide erschöpft. An diesem Morgen hatten vier Frauen beinahe zeitgleich entbunden, und die Hebammen waren kaum zum Atemholen gekommen.
    »Als ob sie sich abgesprochen hätten«, sagte Kerstin müde und pustete in ihren Becher. Sie spähte sehnsüchtig zur Zuckerdose, entschied sich aber für ein Tütchen mit Süßstoff.
    Sina lächelte in sich hinein. Also wieder eine neue Diät. Sie fand allerdings, dass Kerstin neuerdings schmaler aussah. Ganz ohne bewusstes Kalorienzählen.
    »Du hast abgenommen«.
    Kerstin blickte auf. »Findest du? Ich war eine Weile nicht mehr auf der Waage. Irgendwie komme ich bei dem ganzen Stress hier gar nicht dazu, an meine Figur zu denken.«
    Sinas Lächeln verbreitete sich zu einem Grinsen. »Das liegt nicht am Stress, den haben wir sonst auch. Das macht die Liebe.«
    Kerstin nahm einen Schluck Kaffee, verbrühte sich die Lippen und fluchte. Dann sagte sie: »Klar, die unglückliche, hoffnungslose Liebe. Sieht man ja bei dir. Deshalb bist du so ein Klappergestell.«
    »Blödsinn.« Sinas Lächeln erlosch. »Ich liebe niemanden, das weißt du.«
    »Und wie! Du hasst nur aus ganzem Herzen einen Typen, den du vor zehn Jahren das letzte Mal gesehen hast. Schon mal was davon gehört, dass Liebe und Hass verwandte Gefühle sind?«
    Kerstins Worte gaben ihr einen Stich, und Sina tat, als müsste sie ihren Kaffee besonders konzentriert umrühren. Um von sich abzulenken, sagte sie dann: »Ich finde, du solltest bei Florian endlich die Initiative ergreifen. Vielleicht braucht er nur einmal einen kleinen Schubs in die richtige Richtung.«
    »Männer mögen keine Frauen, die ihnen nachlaufen. Sie brauchen Erfolgserlebnisse. Und das bedeutet, sie können sich nur in eine Frau verlieben, die sie selbst nach vielen Schwierigkeiten

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