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Wellenzauber

Wellenzauber

Titel: Wellenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johann
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erobert haben«, erwiderte Kerstin weise. »So wie damals die Höhlenmenschen, wenn sie ein Weib bei den Haaren gepackt und ihm mit der Keule eins übergezogen haben.«
    Sina stellte sich den attraktivsten Assistenzarzt von Sankt Marien mit Bärenfell und Keule vor und musste lachen. Dann dachte sie an den sehnsuchtsvollen Blick, mit dem Florian sie nach wie vor verfolgte, und wurde schnell wieder ernst. Nur gut, dass sie für eine Weile wegfahren würde.
    »Wie weit bist du mit deinen Urlaubsplänen?«, fragte Kerstin prompt.
    Sina hob die Schultern. »Nicht sehr weit. Alles, was mir wirklich gefällt, ist zu teuer. Ich kann mir wahrscheinlich nur eine Bettenburg auf Mallorca oder an der Costa Brava leisten. Wenigstens scheint dort die Sonne. Das ist doch schon mal was.«
    »Die scheint auf Sardinien auch«, ertönte von der Tür her eine Stimme, die sie beide zusammenzucken ließ. Die Freundinnensahen sich an und duckten sich dann unwillkürlich unter der imposanten Erscheinung des Klinikchefs. Nahezu gleichzeitig klappten ihre Unterkiefer herab, während Professor Haber hereinkam und sie anlächelte wie ein Weihnachtsmann, der sich in der Jahreszeit geirrt hatte.
    Sina und Kerstin starrten ihn sprachlos an. Etwas musste geschehen sein, aber sie ahnten nicht, was.
    Sina fing sich als Erste. »Professor Haber. Können wir etwas für Sie tun?«
    Sie klang wie eine Schuhverkäuferin, fand sie, aber die Situation war auch zu irreal. Der Chef richtete nie ein persönliches Wort an seine Untergebenen, höchstens bei der Visite nannte er die Hebammen mal seine fleißigen Bienchen.
    »Umgekehrt«, sagte er jetzt mit einem väterlichen Lächeln, das irgendwie gar nicht zu ihm passte. »Ich kann etwas für Sie tun.«
    Sina verschlug es erneut die Sprache, und Kerstin saß da wie ein hypnotisiertes Kaninchen.
    Haber kam herein, setzte sich rittlings auf einen freien Stuhl und ließ seinen Blick zwischen den beiden jungen Frauen hin und her wandern. »Für Sie beide«, meinte er dann.
    »Äh?« Kerstin starrte ihn immer noch an.
    »Sie sehen urlaubsreif aus«, sagte Haber ohne ersichtlichen Zusammenhang.
    »Es war heute Vormittag ziemlich hektisch«, murmelte Sina, als sie ihre Sprache wiedergefunden hatte. Sie musste immerzu an das eine Wort denken, das Haber eben ausgesprochen hatte: Sardinien. »Wir hatten vier Geburten gleichzeitig und …«
    Weiter kam sie nicht, denn der Professor teilte ihnen nunseine Entscheidung mit: »Sie beide fliegen morgen früh für zwei Wochen in die Ferien. Meine Frau und ich müssen aus privaten Gründen von unserer Sardinienreise zurücktreten. Der Flug ist gebucht, und einige Kilometer außerhalb von Olbia wartet ein exklusives kleines Hotel auf Sie. Nun, es ist eher eine weitläufige Villa, in der wenige ausgewählte Gäste aufgenommen werden. Mit großem Garten, Pool und Zugang zum Meer. Aber das ist ja selbstverständlich.«
    »Selbstverständlich«, echoten Sina und Kerstin fassungslos. Dies hier war ein Traum, beschloss Sina. Etwas anderes konnte gar nicht sein. Sie kniff sich fest in den Unterarm und schloss kurz die Augen.
    Aber als sie wieder aufsah, hockte der allmächtige Klinikchef immer noch wie ein Student rittlings auf dem Stuhl und fuhr seelenruhig fort: »Ich lasse Ihre Namen eintragen, und Sie können sich die Reiseunterlagen morgen früh direkt am Flughafen abholen. Sie sind Kerstin Gercke, nicht wahr?«
    Kerstin nickte matt.
    »Mit der leitenden Hebamme spreche ich. Machen Sie sich keine Gedanken. Sie bekommen beide Ihren verdienten Urlaub.«
    Und schon war er wieder weg.
    Der Kaffee in den Bechern wurde kalt, bis die Freundinnen sich von dem Schrecken erholt hatten.
    Sardinien , sagte eine Stimme wieder und wieder in Sinas Kopf. Federico , antwortete eine andere Stimme.
    Laut sagte Sina: »Das gibt’s doch nicht. Wieso will mich ausgerechnet der Professor nach Sardinien schicken? Das kann kein Zufall sein.«
    Kerstin war ganz blass um die Nasenspitze, aber sie erholte sich schneller. »Da muss es natürlich eine Verbindung geben.Hast du mir nicht erzählt, dass Federico bei ihm studiert hat? Vielleicht sind sie über die Jahre in Kontakt geblieben.«
    »Möglich«, erwiderte Sina, fand die Erklärung aber eher unwahrscheinlich. »Wie auch immer. Ich kann unmöglich nach Sardinien fliegen. Überallhin, aber nicht dorthin.«
    »Und ich kann auch nicht weg«, sagte Kerstin. »Wie soll ich den schönsten Assistenzarzt von ganz Deutschland erobern, während ich auf einer

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