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Wellenzauber

Wellenzauber

Titel: Wellenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johann
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übersehen können.
    Florian blieb stehen und schüttelte leicht den Kopf, um klarer denken zu können. Als er die beiden jetzt so vor sich sah, gerieten seine schönen Schlussfolgerungen allerdings schwer durcheinander. Sina hielt sich von ihm fern aus Rücksicht auf ihre Freundin? Wirklich? Der Blick aus ihren geheimnisvollen grauen Augen traf ihn mit derart höflicher Gleichgültigkeit, dass ihm für einen Moment ganz kalt wurde.
    Kerstin himmelte ihn an? Ganz sicher? Komisch. Sie himmelte gar nicht. Schaute nur freundlich an ihm vorbei, und in ihrem Lächeln lag gar nichts Schwärmerisches — eher ein gewisses Desinteresse.
    Florian fröstelte. Er fühlte sich unsicher, und das war eine neue Erfahrung für ihn.
    Jetzt machte Kerstin einen Schritt auf ihn zu, war ihm plötzlich so nah, dass ihm aus unerfindlichen Gründen ganz warm wurde, und sagte mit sachlicher Stimme: »Ach, Florian, gut dass ich dich noch treffe. Die Patientin auf Zimmer 11 möchte mit einem Arzt sprechen. Ich habe das zwar auch unserer leitenden Hebamme ausgerichtet, aber möglicherweise vergisst sie das. Sie hat ja gerade damit zu tun, den Dienstplan umzuschreiben.«
    »So?« war alles, was er schwach herausbringen konnte. Er war noch damit beschäftigt, seine seltsamen Temperaturschwankungen zu verarbeiten. Aus Gründen, die er selbst nicht verstand, ärgerte ihn Kerstins gleichgültige Art jedenfalls maßlos. Er wich ein paar Zentimeter von ihr ab, was sienur mit einem kühlen Blick quittierte. Das wurmte ihn schon wieder.
    Herrgott! Was war nur plötzlich mit ihm los?
    »Wir verreisen morgen früh«, klärte ihn Sina auf. Ihre grauen Augen schimmerten — ängstlich? Nein. Vor Freude? Auch nicht.
    »Ach«, murmelte Florian nur.
    »Wir fliegen für zwei Wochen nach Sardinien«, fügte Kerstin hinzu.
    »Wow!«
    Kerstin feixte immer noch. »Kannst du auch noch was anderes als so , ach und wow sagen?«
    Verdammt, die Frau machte sich lustig über ihn.
    Er wandte sich Sina zu. »Habe ich etwas verpasst? Worum geht es hier überhaupt?«
    »Der Chef hat uns seine Reise geschenkt. Er ist unerwartet verhindert.«
    »Professor Haber?« Florian kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Der Ehrfurcht einflößende Klinikchef, der ihn selbst, seinen fleißigsten Assistenzarzt, kaum mal mit einem Nicken bedachte, verzichtete auf seinen Urlaub zugunsten von zwei Hebammen? War so etwas möglich?
    »Da stimmt doch was nicht«, sagte er entschieden. »Professor Haber würde niemals …«
    »Hat er aber«, unterbrach ihn Kerstin und rückte ihm schon wieder so nah auf die Pelle, dass eine neue Hitzewelle in ihm hochstieg. Wenn er jetzt rot wurde, war es ein für alle Mal um seine Selbstachtung geschehen. Florian machte zwei Schritte zur Seite und trat die Flucht an. »Von mir aus könnt ihr dahin fahren, wo der Pfeffer wächst«, sagte er noch.
    »Der wächst aber ganz woanders«, rief Kerstin ihm nach.
    Es kam nicht oft vor, dass Dr. Florian Weiß die Weltnicht mehr verstand. Er nahm sich fest vor, diese beiden jungen Frauen aus seinen Gedanken zu löschen. Aber er musste bald feststellen, dass er nicht alles im Leben kontrollieren konnte.

9. Kapitel
    »Du siehst aus wie ein Kind, das einen Streich ausgeheckt hat«, sagte Federico zu Martha.
    Die Hebamme blinzelte. »In meinem Alter nehme ich das mal als Kompliment.«
    Sie saßen in Federicos Praxis an der Via Redipuglia und besprachen die aktuellen Fälle.
    Lorella war bereits nach Hause gegangen. Seit Federico sie verlassen hatte, arbeitete sie nur noch das Nötigste, und er hatte das ungute Gefühl, eine Zeitbombe neben sich zu haben. Das letzte Wort war noch nicht gesprochen, so viel war klar, und obwohl es natürlich Unsinn war, fürchtete er sich ein wenig vor Lorellas Rache. Und die würde so sicher kommen wie die Flugzeuge und Fährschiffe voller Touristen, die auf dem Flughafen und im Hafen von Olbia täglich eintrafen.
    Martha hätte dem Arzt den einen oder anderen Tipp geben können, wie sich Lorella besänftigen ließe. Als Frau konnte sie die Wut der Jüngeren sogar verstehen. Schließlich hatte Lorella über die Jahre viel Zeit und Energie in ihre Beziehung mit Federico gesteckt. Und nun, so kurz vor dem Ziel, als sie schon fest mit seinem Antrag rechnete, trennte er sich von ihr.
    Aber Martha unternahm nichts, denn die Eiszeit zwischen den beiden kam ihren eigenen Plänen entgegen.
    »Ich freue mich nur, weil ich vielleicht doch bald in Rentegehen kann«, sagte sie jetzt. »Dann will ich

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