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Wells, ich will dich nicht töten

Wells, ich will dich nicht töten

Titel: Wells, ich will dich nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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langärmliges T -Shirt. Schweigend stand sie einen Moment lang da und scharrte nervös mit den Füßen. »Ich habe gerade das mit Rachel erfahren und wollte nur sagen, dass es mir leid tut.«
    »Rachel?«
    Ihr sowieso schon helles Gesicht wurde kreidebleich. »Du hast es noch nicht gehört.« Das war keine Frage, sondern eine schockierende Erkenntnis, und als ich ihre Augen, das Gesicht und die Körperhaltung sah, spürte ich den gleichen Schock und wusste genau, was sie sagen würde.
    »Sie hat sich umgebracht.«
    Brooke nickte.
    »Verdammt.« Ich wich einen Schritt zurück, die plötzliche Blutleere im Kopf machte mich schwindlig. Ein leeres, nutzloses Ding, das mir da plötzlich auf den Schultern saß, gefüllt mit Rauschen und sinnlosem Lärm. Die Wände waren dunkel und bedrückend, die Sonne schien viel zu grell, und trotzdem fror ich. »Sie war den ganzen Abend völlig außer sich. Sie hat geweint und war deprimiert und so weiter. Ich hätte nur nie gedacht, dass sie so weit gehen könnte. Ich hatte ja keine Ahnung.« Ich wandte mich von der Tür ab, sah die Wand dicht vor mir und schlug wütend mit der Faust dagegen. »Warum?« Der Schrei wurde zu einem Brüllen, unbändig laut, bis es mir im Hals kratzte.
    »Es tut mir leid, dass ausgerechnet ich es dir sagen musste.« Brooke war an der Tür stehen geblieben. »Du hast sie ja in der letzten Zeit öfter gesehen, und ich dachte, ich frage mal nach, ob ich etwas … es tut mir schrecklich leid, John.«
    »Warum bringen sie sich selbst um?«, fragte ich. »Alles, was wir tun, das Risiko, das wir eingehen … es ist sinnlos! Es ist, als hätten wir die Killer überhaupt nicht aufgehalten. Sie sind alle noch da draußen und töten, wen sie wollen, und wir sind machtlos dagegen. Ich weiß nicht, warum wir es überhaupt noch versuchen.« Außer mir vor Zorn ließ ich mich so heftig auf die Treppenstufen fallen, dass mir der Hintern wehtat. Ich genoss die Schmerzen sogar, knirschte mit den Zähnen und schlug noch einmal gegen die Wand, immer wieder, bis die Hand rot anlief und pochte. Brooke steckte die Hände in die Hosentaschen, zog sie wieder heraus. Sie lehnte sich an den Türrahmen.
    »Willst du darüber reden?«
    »Es ist doch egal, ob ich reden will oder nicht, es hört sowieso niemand zu.«
    »Ich höre dir zu.«
    Ich blickte zu ihr auf, wie sie da stand. »Du hältst mich doch für einen Freak.«
    Verlegen zuckte sie mit den Achseln. »Auch ein Freak muss ab und zu mal reden. Ehrlich gesagt wäre mir selbst auch danach, darüber zu sprechen.«
    Ich stand langsam wieder auf, rieb mir die Hand und winkte in Richtung der Wand. Nichts für ungut, sagte ich mit der Geste. Vergiss es einfach. »Dann komm«, sagte ich. »Mein Frühstück wird pampig.« Ich ging hoch, und sie folgte mir. Als ich saß, deutete ich zum Schrank.
    »Die Schalen stehen da drin, falls du was willst.«
    »Danke.« Sie füllte eine Schale mit Müsli und setzte sich mir gegenüber. Mit dem Löffel quetschte sie die Flocken in die Milch. »Kanntest du Rachel gut?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube, niemand kannte sie gut.« Ich schob mir einen Löffel Müsli in den Mund, kaute und schluckte. »Sie war wohl Marcis beste Freundin, aber wir haben nicht viel zusammen unternommen.«
    Brooke lächelte. »Jetzt bist du Marcis bester Freund.« Sie lächelte, dann zuckte sie zusammen. »Ich meine, weil doch jetzt ihre andere beste Freundin nicht mehr da ist. Ach, es tut mir leid, das klingt alles so blöd.«
    Ich hob die Schultern. »Es ist schwer, einen Selbstmord schlimmer darzustellen, als er sowieso schon ist. Sprich nur frei heraus.«
    »Ich weiß nicht, ob ich eine beste Freundin habe«, fuhr Brooke fort und starrte in ihr Müsli. Gegessen hatte sie noch nichts. »Ich kannte Rachel eigentlich ganz gut, wir haben uns immer gut verstanden.« Lächelnd hob sie den Kopf. »Ich erinnere mich an eine Pyjamaparty im siebten Schuljahr. Wir haben uns gegenseitig aufgestachelt, die Jungs anzurufen, die wir gut fanden. Sie hat Brad angerufen.« Brooke starrte wieder das Müsli an. »Ich bin froh, dass die beiden wenigstens noch einmal zum Ball gegangen sind, ehe sie gestorben ist.«
    Ihre Miene verfinsterte sich. »Sie ist nicht einfach nur gestorben. Sie wurde von keinem Meteor getroffen oder so was. Es war kein gewöhnliches Unglück, kein Überfall auf der Straße, kein Unfall. Sie hat sich selbst umgebracht. Gesund und munter sitzt sie da, und auf einmal sagt sie: Weißt du was ? Ich setze

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