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Wells, ich will dich nicht töten

Wells, ich will dich nicht töten

Titel: Wells, ich will dich nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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ganze Zeit zwei Killer, und wir haben es nicht gemerkt! Doch ihre Mom stand direkt neben mir, und ich durfte nichts Verrücktes sagen. »Marci! Wir müssen reden!«
    »Heute nicht, John!«, rief Marci zurück. »Kannst du mich nicht mal in Ruhe lassen?«
    Ihre Mom lächelte mich traurig an. »Es tut mir leid, John. Du weißt ja, wie sie manchmal ist.«
    Ich holte tief Luft. »Ja, ich weiß. Sagen Sie ihr doch, sie soll mich anrufen.«
    »Sie will wohl eine Weile allein sein«, fuhr ihre Mom fort, als sie mich wieder nach unten führte. »Es wird nicht lange dauern, bis sie dich wieder braucht. Keine Sorge, sie ruft dich an, ob ich es ihr nun sage oder nicht.« Wir hatten die Küche erreicht, und sie zog sofort ein Paar schmutzige Lederhandschuhe an. »Ich muss den Kompost ausbringen, ehe es kälter wird. Willst du wirklich keinen Imbiss oder etwas zu trinken?«
    »Nein, schon gut«, versicherte ich ihr. »Ich finde selbst nach draußen.«
    Sie nickte und verließ das Haus durch die Hintertür, während ich mich durch den dunklen Flur langsam zum Vordereingang begab. Inzwischen war es so kalt geworden, dass die Tür meistens geschlossen blieb. Ich legte die Hand auf den Türknauf und zuckte zusammen, als nebenan ein Funkgerät knisternd zum Leben erwachte.
    »Officer Jensen, sind Sie da?« Ein Stuhl knarrte, eine Zeitung raschelte, dann antwortete Marcis Vater.
    »Ja, Stephanie, ich bin da.« Stephanie, dachte ich. »Von der Polizeiwache.«
    »Wir haben gerade einen Anruf von einem Suchtrupp draußen am See bekommen. Die Leute haben eine weitere alte Feuerstelle mit ein paar Knochen gefunden, außerdem verbrannte Reste von Handschuhen. Anscheinend sind die Überreste größer als bei Coleman. Moore will, dass Sie sich das ansehen.«
    Interessant, dachte ich und schlich näher zur Tür.
    »Wie alt?«, fragte Officer Jensen.
    »Ziemlich alt«, antwortete Stephanie. »Es könnte eher Pastor Olsen als der Sheriff sein, sofern es überhaupt mit dem Fall zu tun hat. Jedenfalls sollen Sie alles einpacken und zur Wache bringen, und dann sehen wir, ob es passt.«
    »Mach ich, Steph. Bis dann.«
    »Bis dann.«
    Ich hörte eine Metallschließe klicken – wahrscheinlich legte Officer Jensen den Gerätegürtel an. Wenn ich jetzt die Haustür öffnete, würde er es hören, und er sollte nicht merken, dass ich gelauscht hatte. Also verschwand ich aus dem Flur und wartete mit angehaltenem Atem in einem anderen Zimmer. Mit lauten Schritten marschierte der Polizist durch den Flur, dann quietschte die Vordertür in den Scharnieren. Er trat hinaus und ließ die Tür hinter sich zufallen. Ich holte tief Luft, wartete einige Sekunden lang und trat ans Fenster, um ihn zu beobachten, während er in den Streifenwagen stieg und wegfuhr.
    Warum zerstört der Handlanger die Hände?, fragte ich mich.
    Nach einer Weile ging ich hinaus zu meinem Auto. Es war so kalt, dass mir schauderte und ich bereute, keine Jacke angezogen zu haben. Ich blickte noch einmal zu Marcis Fenster hoch, dessen Jalousie herabgelassen war. Ich hatte Marci gesagt, unser ganzes Profil sei nutzlos geworden, aber das stimmte nicht. Wir hatten recht, was die religiösen Botschaften anging, und es war auch richtig, dass Astrup der Nächste sein sollte. Wir hatten es nur nicht ernst genug genommen und nicht berücksichtigt, dass der Handlanger sich wehren würde, sobald wir seine Pläne durchkreuzten. Meier war nicht gestorben, weil wir ein unzutreffendes Profil erstellt hatten, sondern weil wir das richtige Profil falsch eingesetzt hatten. Immer noch schaudernd stieg ich ein.
    Es waren zwei Killer: der Handlanger und der Verursacher der Selbstmorde. Ich atmete tief durch und konzentrierte mich. Zwei Dämonen. Es war doch absolut naheliegend, dass Niemand sich Verstärkung mitgebracht hatte. Ich hatte ihr angedroht, sie zu töten, und da wäre es dumm gewesen, ganz allein zu kommen. Also hatte sie ihren Freund mitgenommen, den Handlanger, damit er mich ablenkte, während sie selbst auf die Jagd ging. Warum hatte ich das nicht schon viel früher erkannt?
    Ich schüttelte den Kopf. Alles, was ich über Niemand zu wissen glaubte, das ganze Profil, bezog sich in Wirklichkeit auf den Handlanger. Damit stand ich, was Niemand anging, wieder ganz am Anfang, aber das Profil des Handlangers war immer noch gültig. Wenn ich ihn fand, dann führte er mich zu ihr. Ich musste mich nur konzentrieren.
     
    Es klingelte dreimal, bis ich aufgestanden war und öffnen konnte. Der Schreck fuhr mir

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