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Wells, ich will dich nicht töten

Wells, ich will dich nicht töten

Titel: Wells, ich will dich nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Im letzten Moment warf ich mich herum und rollte weiter, und jedes Mal hörte ich das schreckliche Ploppen des Schalldämpfers und das Kratzen der Kugeln auf dem Asphalt. Dann rollte ich über etwas Kaltes, Metallisches, griff danach und zielte auf ihn.
    Es war das Handy.
    »Glaubst du wirklich, du kannst mir damit drohen?«, höhnte der Handlanger. Jeder Anschein von Schwäche war verflogen. Wie eine Gestalt aus einem Albtraum baute er sich drohend vor mir auf, die Haare wirr, die Augen wild, die Zähne gebleckt. Zitternd, aber entschlossen richtete er die Waffe mit beiden Händen auf mich und zielte auf meinen Kopf. »Anscheinend werde ich nun doch noch einen Dämon töten.«
    Es gab nur eine Möglichkeit, ihn abzuschrecken. »Harry Poole«, sagte ich. »Reporter von außerhalb. Der Mann, der vor einigen Wochen behauptete, eine Botschaft vom Handlanger erhalten zu haben, ist nun offenbar selbst der Handlanger.«
    »Ich bin nicht der Handlager.« Er schnitt eine wütende Grimasse. »Ich bin die strafende Hand des Herrn, der Pfeil in seinem Köcher, der Blitz seines Zorns.«
    »Clayton-Bestattungen«, sagte ich. »Siebenzwovier Jefferson.« Dann hob ich ganz langsam das Handy ans Ohr. »Haben Sie das verstanden?«
    Der Handlanger riss die Augen weit auf, und ich streckte die Hand mit dem Telefon wieder aus. »Sie haben es aufgenommen. Was werden Sie jetzt tun?«
    Er wich zurück, tat einen Schritt nach vorn, stürmte auf mich los, stieß mich zurück und entriss mir das Handy. Es landete auf dem Boden, und er trampelte wild darauf herum, bis er es mit dem Absatz zerstört hatte. Dann wich er einen Schritt zurück und schoss zweimal darauf.
    »Die Polizei weiß bereits, wer Sie sind«, erklärte ich, während ich mich unter Schmerzen aufrichtete. »Sie kennt auch den Ort. Ihnen bleiben höchstens zwei Minuten, um von hier zu verschwinden. Als ich im letzten Jahr die Cops wegen des Clayton-Killers gerufen hatte, war in weniger als vier Minuten das ganze Viertel abgesperrt.«
    »Sie werden mich töten.« Langsam wanderte sein Blick vom zerstörten Handy zu mir. Die Züge waren bleich, die Augen immer noch vor Angst geweitet. »Sie werden mich umbringen.«
    »Noch schlimmer«, widersprach ich. Es fiel mir schwer, die Waffe außer Acht zu lassen und mich auf sein Profil zu konzentrieren. Ich musste seinen wunden Punkt angreifen. »Man wird über Sie richten. Eine große Schar von Cops, Anwälten, Zeugen und Richtern. Sogar Ihre Mitgefangenen. Ganz egal, in welchem Gefängnis Sie landen. Man wird Sie anstarren, Sie auslachen und böse nennen.«
    »Halt den Mund.«
    »Die Psychologen werden Sie befragen und Sie als schizophren bezeichnen. Das reicht nicht, um auf Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren, wird den Geschworenen aber verdeutlichen, dass Sie Ihre Verbrechen mit absurden Vorstellungen von Gott rechtfertigen wollten. Geistliche werden vor Gericht aussagen, dass Ihre göttliche Botschaft in Wirklichkeit das Gestammel eines Sünders ist …«
    »Hör auf!«, kreischte er und hielt mir die Waffe unter die Nase.
    »Man wird Sie bestrafen«, fuhr ich fort. Es fiel mir schwer, mir nichts anmerken zu lassen. »Gehen Sie, dann kommen Sie vielleicht noch einmal davon. Ich lenke die Polizei von der Fährte ab, eine Gefälligkeit unter Dämonenjägern, aber Sie müssen sofort verschwinden. Man wird Sie jagen und das Bild mit Ihrem Namen darunter im ganzen Land veröffentlichen, aber wenn Sie vorsichtig sind, können Sie sich verstecken. Laufen Sie weg!«
    »Das ganze Land.« Er blickte ins Leere, hing vielleicht irgendwelchen Erinnerungen nach. »Sie wird es erfahren.«
    Ich runzelte die Stirn, weil ich nicht sicher war, was ich darauf antworten sollte. »Ja, sie wird es erfahren.«
    »Ich lasse keine Menschen über mich richten.« Er hob die Waffe zum Kinn, aus dem Schädel spritzte eine rote Fontäne, dann brach er wie eine weggeworfene Puppe zusammen.
     

ZWANZIG
     
    »Hallo, John«, sagte Officer Jensen. Er saß mir gegenüber am Tisch. »Officer Moore kennst du schon, und dies ist Cathy Ostler vom FBI . Du hast ja schon viele Fragen beantwortet, aber einige müssen wir dir noch stellen.«
    Die Leiche des Handlangers hat sich nicht aufgelöst, dachte ich. Er war gar kein Dämon. Irgendwo in der Stadt treibt sich noch ein echter Dämon herum. Aber wo?
    »Hi«, sagte ich. Die Frau setzte sich, Officer Moore lehnte sich an den Tisch.
    »Also«, begann Agentin Ostler, »es scheint ja so, als hättest du einen aufregenden

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