Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
sind – bei den Mädchen finde ich Johanna gut.«
»Und Nina?«
»Nee, bitte. Da müsste ich die ganze Zeit an deine Nina denken.«
»Wieso meine ? Ich dachte, sie sei unsere Nina. Und überhaupt: Bevor du dich mit mir getroffen hast, bist du immerhin mit ihr ausgegangen. So schlimm können die Gedanken an Nina also wohl nicht sein.«
Marc seufzt.
»Gut. Hast ja Recht. Trotzdem will ich nicht, dass unsere Tochter so heißt. Der Name ist irgendwie besetzt. Wie geht es Nina eigentlich? Ewig nichts mehr von ihr gehört. Immer noch mit dem Weihnachtsmann glücklich?«
»Ich glaube schon. Aber in letzter Zeit habe ich sie kaum gesehen – sie steckt gerade in einem anstrengenden Forschungsprojekt, eine Kooperation mit einem schwedischen Institut. Irgendetwas mit Suchtprophylaxe. Jedenfalls ist sie ständig in Stockholm, und wenn ich sie mal sehe, habe ich Angst, sie mit meinen Babythemen zu langweilen.«
Marc guckt erstaunt.
»Freut sie sich denn nicht für uns?«
»Doch. Schon. Aber du weißt ja, wie sie zum Thema Kinder steht.«
Allerdings weiß Marc das. Als er sich noch mit Nina getroffen hat, haben sie sich über das Thema Kinder mal so gestritten, dass sie ihn auf einer Picknickdecke mit einer Schüssel voll sandigem Kartoffelsalat hat sitzen lassen und einfach in den nächsten Bus gesprungen ist. So wird es jedenfalls erzählt. In der Beziehung ist Nina genauso kompliziert und unleidlich wie Herr Beck. Die beiden haben eindeutig eine Kinder phobie .
So nennt Caro das bei Nina, und es bedeutet, dass die Kinder überhaupt nicht mag.
»Na, vielleicht ändert sich das noch mal. Ansonsten ist ihr Freund natürlich auch noch ziemlich jung, der ist wahrscheinlich auch nicht gerade scharf auf einen Stall voll lauter, lärmender Gören oder kleiner Windelpupser, die er jede Stunde wickeln oder füttern muss und die ihn um seinen Nachtschlaf bringen.« Er lacht.
Hm. Laute, lärmende Gören? Einmal pro Stunde wickeln – was ist das eigentlich? – oder füttern? Also, so richtig scharf bin ich darauf auch nicht, und mein Nachtschlaf ist mir heilig! Das klingt ja sehr betreuungsintensiv. Wie lange das wohl dauert, bis ein Menschenkind so weit ist, dass es nicht mehr so aufwändig in der Pflege ist? Anscheinend hat Caro gerade den gleichen Gedanken.
»Hoffentlich schaffen wir das alles. Ich freue mich, aber ich habe auch Bammel.«
»Keine Sorge, Spatzl. Du hast einen echten Profi an deiner Seite. So ein Baby versorge ich mit links. Und wenn er oder sie wie Luisa wird, dann können wir uns auf ein ganz friedliches, gutgelauntes Geschöpf freuen. Egal, ob Baby Neumann oder Baby Wagner.«
»Friedliches, gutgelauntes Geschöpf? Pfff! Vergiss es!« Okay, Herr Beck glaubt nicht an die Geschichte vom lieben Baby. Aber das ist ja auch kein Wunder, siehe Kinderphobie. Die teilt er eindeutig mit seinem Frauchen.
»Aber Marc sagt, dass Luisa genauso war. Das perfekte Baby«, verteidige ich meine Freundin.
»Ach Quatsch!« Beck schüttelt unwillig den Kopf. »Das glauben doch alle Eltern. Dass sie ganz süße, liebreizende Kinder haben. Selbst der nichtsnutzige Neffe von Frau
Wiese war bestimmt überzeugt davon, dass es sich bei seinen missratenen Gören um die Krone der Schöpfung handelte. Ich weiß bis heute nicht, woran es liegt – aber irgendetwas vernebelt Menschen beim eigenen Nachwuchs komplett den Verstand.«
»Meinst du?«
»Ja, und ob! Sieh dir doch mal an, wie die ihre Kinder erziehen.«
»Hm. Die Erziehung ist mir noch nicht so besonders aufgefallen.«
»Kein Wunder – die findet ja auch gar nicht statt! Menschenkinder machen einfach, was sie wollen, die Eltern klatschen noch Applaus!« Herr Beck schnauft hektisch, das Thema scheint ihn richtig mitzunehmen. »Wenn ich mir als Kätzchen auch nur einen Bruchteil der Sachen erlaubt hätte, die ich bei Menschenkindern jeden Tag beobachte, dann wäre ich von meiner Mutter aber mal richtig vermöbelt worden.«
Ich bleibe skeptisch.
»Wann beobachtest du denn schon mal Menschenkinder? Hier im Haus wohnen doch gar keine. Und im Park bist du meistens abends oder nachts. Da sind die meisten Kinder schon längst zu Hause.«
»Na, früher. Früher habe ich die beobachtet. Bei Familie Wiese. Oder bei meinem alten Herrchen, dem Anwalt. Da kamen auch oft Kinder mit ins Büro, um die sich die Eltern, die nicht mehr zusammenbleiben wollten, gestritten haben. Hab ich damals schon nicht verstanden. Ich wäre froh gewesen, endlich ohne Kinder meine Ruhe zu
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