Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
haben.«
Beck ist einfach ein alter Nörgler. Dem täte ein wenig Unruhe wahrscheinlich ganz gut, so empfindlich, wie der mittlerweile ist. Kleine Menschen sind eben wilder als große, das finde ich eigentlich schön. Nicht so langweilig! Klar, als
Welpe wurde ich von meiner Mutter auch das ein oder andere Mal sehr energisch zur Ordnung gerufen. Dann packte sie mich im Nacken und schüttelte mich ordentlich. Aber bei Menscheneltern funktioniert das vielleicht anders. Eben mit Worten. Marc jedenfalls schimpft ab und zu mit Luisa, wenn sie etwas falsch macht. Und wenn sie etwas richtig macht, freut er sich und lobt sie. Das ist bestimmt auch Erziehung. Nur ohne Schütteln.
»Na, ihr beiden? Sonnt ihr euch?« Daniel kommt zu uns in den Garten. Seit unserem Spaziergang an der Alster steht er häufiger auf der Terrasse und raucht – eigentlich immer, wenn Caro gerade nicht in der Werkstatt ist. Aber diesmal hat er kein Zigarettenpäckchen in der Hand, sondern meine Hundeleine.
»Wir beiden haben eine Verabredung, Herkules. Mit zwei attraktiven Frauen. Komm!«
Ich zögere. Wozu braucht Daniel mich, wenn er mit zwei Frauen verabredet ist? Kann er sich nicht entscheiden und will meine Meinung zu den Damen hören? Und dann gucke ich mir die beiden an und hebe mein Beinchen an der Kandidatin, die mir nicht so gefällt? Eigentlich ein lustiger Gedanke. Und natürlich hat Daniel völlig Recht: Mein Geschmack ist exquisit, immerhin habe ich auch für Carolin den passenden Mann gefunden. Wenn wir uns damals auf ihre eigene Menschen-und insbesondere Männerkenntnis verlassen hätten – auweia! Das wäre böse geendet! Also rappele ich mich auf und trabe zu Daniel. Wenn mein Freund mich braucht, stehe ich zu ihm, ist doch klar! Und vielleicht besteht ja der Hauch einer Chance, dass er mit den Damen in der Nähe der Hundewiese verabredet ist.
Nein, er ist nicht in der Nähe der Hundewiese verabredet. Er ist auf der Hundewiese verabredet. Jedenfalls steuern wir die direkt an. Wie seltsam! Nach meiner bisherigen Kenntnis finden Treffen von Männern und Frauen bevorzugt in Restaurants oder Cafés statt. Vielleicht auch mal im Mondschein auf einer Parkbank. Aber auf der Hundewiese? Umringt von ziemlich vielen großen und kleinen Vierbeinern, mit einer Geräuschkulisse, die nicht einmal ich als romantisch bezeichnen würde? Nein, so eine Verabredung habe ich jedenfalls mit Carolin auch nicht in der Hochphase der Männersuche erlebt.
Jetzt winkt Daniel irgendjemandem zu. Wahrscheinlich einer der beiden Frauen. Vielleicht hat er sich einen kleinen sportlichen Wettbewerb für die Damen ausgedacht? Agility , wie man das im Hundesport nennt? Gemeinsames Stöckchenweitwerfen oder mit Hunden um die Wette rennen? Interessiert schaue ich, wer ihm denn wohl zurückwinkt – und erlebe eine Überraschung. Ich kenne die Frau! Es ist Claudia, Cheries Frauchen! Ein angenehmes Kribbeln breitet sich von meiner Schwanzspitze über den gesamten Rücken aus: Wo Claudia ist, kann auch Cherie nicht weit sein. Tatsächlich taucht sie gleich danach neben ihr auf. Sie sieht mich und trabt auf uns zu.
»Hallo, Herkules! Ist das nicht klasse? Claudia und Daniel haben sich verabredet. Ich glaube, die mögen sich.«
»Ja, aber ich dachte, er würde noch auf eine andere Frau warten.«
»Wie kommst du denn darauf?«
»Er sagte, wir seien mit zwei attraktiven Frauen verabredet. Momentan sehe ich nur eine.«
»Charmant bist du ja nicht gerade.«
»Charmant? Wie meinst du das?«
»Weißt du nicht, was Charme ist?«
»Nicht so richtig.« Eigentlich gar nicht, aber das will ich nicht zugeben.
»Jemand, der charmant ist, hat eine ganz tolle Ausstrahlung. Er schafft es, Eigenschaften seiner Mitmenschen besonders freundlich hervorzuheben, selbst wenn die auf den ersten Blick gar nicht so toll sind.«
»Aha. Er lügt also.«
Cherie schnauft.
»Nein. Er ist charmant. Er sorgt für ein bisschen Freude im Leben anderer Menschen. Mit Lügen hat das nichts zu tun.«
»Versteh ich nicht. Und noch weniger verstehe ich, was Charme damit zu tun hat, dass Daniel auf zwei tolle Frauen wartet.«
»Na, ist doch wohl klar: Mit den zwei attraktiven Frauen meinte Daniel Claudia und mich .«
»Echt? Kann ich mir gar nicht vorstellen. Du bist doch nur ein Hund.«
»Wuff!« Cherie klingt empört.
»Äh, ich meine, in Daniels Augen bist du doch nur ein Hund.« Mist, ich habe das Gefühl, mich hier gerade um Kopf und Halsband zu reden.
»Tja. Auf alle Fälle ist
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